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Gensheimers Zehn-Tore-Show (MM)

Stark ersatzgeschwächte Rhein-Neckar Löwen gewinnen bei GWD Minden mit 30:20 (14:12)

MINDEN. Mit verschränkten Armen verfolgte Gudmundur Gudmundsson das Aufwärmprogramm seiner Jungs. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen wirkte in sich gekehrt, nachdenklich, nervös. Schon vor dem Handball-Bundesligaspiel des EHF-Cup-Siegers bei GWD Minden hatte der Isländer zwei neue Hiobsbotschaften hinnehmen müssen. Sergei Gorbok, der Held beim Sieg über Wetzlar, meldete sich mit Fieber ab, Nikola Manojlovic, der Fels in der Abwehr, musste mit Rückenproblemen passen. Und Oliver Roggisch? Der setzte sich nach seiner Ellenbogenverletzung auf die Bank.

Direkt nach dem Schlusspfiff hellte sich Gudmundssons Miene allerdings auf. „Unglaublich, meine Jungs! Die sind einfach unglaublich. Wahnsinn, was die alles wegstecken“, sagte der Trainer und schlenderte stolz über das Parkett. Mit dem 30:20 (14:12)-Sieg hatte er in dieser Deutlichkeit nicht gerechnet. Auch nicht Kapitän Uwe Gensheimer, der einfach nur glücklich war: „Wir sind sehr, sehr zufrieden. Flensburg hat sich hier vor wenigen Wochen sehr schwer getan.“

Die Löwen starteten konzentriert in die Begegnung, basierend auf einer erneut starken Abwehrleistung legten sie ein 4:2 (7.) vor. In der stickigen Kampa-Halle drängten die Gelbhemden die Ostwestfalen immer wieder ins Zeitspiel, mit den Mindener Verzweiflungswürfen aus dem Rückraum war Niklas Landin im Tor nicht zu überwinden. Im Angriff überzeugten die Badener mit gewohnten Stärken: Über die Außen Patrick Groetzki und Uwe Gensheimer kamen die Löwen immer wieder zu Toren, auch die Spielmacher-Kreis-Achse mit Andy Schmid und Bjarte Myrhol harmonierte.

Bis zur 23. Minute hatte der EHF-Pokalsieger alles im Griff. Doch nach der 11:7-Führung (23.) verloren die Gelbhemden mehr und mehr den Faden. Die Ballverluste häuften sich, Minden kam zu Gegenstoß-Toren. Zudem ließen Schmid und Myrhol klare Chancen aus, sechs Minuten blieb die Gudmundsson-Sieben ohne Tor. Kurz vor dem Seitenwechsel war GWD auf einen Treffer dran, mit einem Gewaltwurf rettete Schmid das 14:12 zur Pause.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs hatten die Löwen gleich eine brenzlige Situation zu überstehen. Myrhol kassierte seine zweite Zeitstrafe, doch die Badener blieben ganz cool, und Trainer Gudmundsson schenkte in dieser kritischen Phase Youngster Michel Abt im Rückraum das Vertrauen. Torwart Landin wurde immer stärker, auch ein Kopftreffer von Aleksandar Svitlica konnte ihm nichts anhaben – und im Angriff wurde es mehr und mehr die Show des Uwe Gensheimer. Der Linksaußen übernahm Verantwortung, durfte zwischenzeitlich als Spielmacher ran und hatte mit vier Treffern großen Anteil an der 19:14-Führung (44.). „Uwe war überragend“, lobte Gudmundsson den zehnfachen Torschützen: „Und auch Michel Abt hat eine starke Leistung gezeigt.“ Der Youngster legte mit einem Doppelpack das 22:16 (49.) nach, traf insgesamt dreimal. „Am Anfang war ich ein wenig nervös, aber danach habe ich das ganz gut gemacht, glaube ich“, lachte Abt: „Ich bin einfach nur glücklich, dass ich spielen durfte.“

Von Marc Stevermüer