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Gipfeltreffen gerät zum Heimdebakel (MM)

Ausgerechnet im Spitzenspiel gegen den THW Kiel liefern die Löwen beim 17:28 die schwächste Saisonleistung ab und kassieren ihre erste Niederlage

MANNHEIM. Es hätte das große Handball-Fest werden sollen, das Gipfeltreffen der beiden bislang ungeschlagenen Mannschaften, auf das sich die ganze Liga gefreut hatte. Doch die Partie der Rhein-Neckar Löwen gegen den THW Kiel geriet gestern Abend vor 13 200 Fans in der ausverkauften SAP Arena lediglich zu einer einzigen, brutalen Machtdemonstration des Triple-Gewinners von der Ostsee, der mit dem 28:17 (14:7)-Erfolg auch die Tabellenführung übernahm. Und selbst wenn die Löwen natürlich die Außenseiter waren – die Höhe der Niederlage und die eigene Chancenlosigkeit bei der bisher schwächsten Saisonleistung dürfte die bisherigen Überflieger geschmerzt haben.

Ähnlich empfand Manager Thorsten Storm: „Für den bisherigen Saisonverlauf war das einfach zu deutlich. Wir haben es irgendwie nicht geschafft, den Kampf anzunehmen, obwohl man niemanden einen Vorwurf machen kann.“

Kiels Bollwerk nicht zu knacken

Die Löwen verzichteten in ihrer Startformation auf Experimente und boten wie erwartet Kevin Bitz als Ersatz für ihren verletzten Linksaußen und Kapitän Uwe Gensheimer auf. Der 19-jährige Nachwuchsmann, war es dann auch, der das erste Tor für die Badener erzielte, allerdings dauerte dies ganze zehn Minuten und war lediglich der Anschluss zum 1:2. Zuvor ließen die Gelbhemden bereits klare Chancen aus und verloren immer wieder den Ball in ungewohnter Weise.

Die von Trainer Alfred Gislason hervorragend eingestellte 3:2:1-Abwehr der Kieler war ein äußerst schwer zu knackendes Bollwerk, das zudem immer wieder die Querpässe der Löwen antizipierte und in Gegenstöße umwandelte. „Das hat uns irgendwie früh den Schwung genommen“, analysierte Storm die Startphase.

Schnell hieß es 1:5 (14.), beim 3:8 (18.) sah sich Trainer Gudmundur Gudmundsson zur ersten Auszeit veranlasst, die allerdings wie auch die personellen Veränderungen wirkungslos verpuffte. Die Würfe aus dem Rückraum waren meistens untauglich, um den starken Thierry Omeyer zu überwinden und auch die technischen Fehler nahmen nicht ab. Kiel, das mit seinem dynamischen Rückraumspiel kaum zu halten war, baute dagegen seine Vorsprung sogar auf 11:4 aus (26.) – Gudmundsson warf verzweifelt zum zweiten Mal die Grüne Karte für eine Auszeit auf den Zeitnehmertisch, um die Lawine aufzuhalten. Die Zebras galoppierten jedoch weiter unaufhaltsam durch die Arena, die alles andere als eine Löwengrube war. Der Halbzeitstand von 7:14 ließ die 13 200 enttäuscht zurück, nur sieben Tore in einer Halbzeit hatten sie von ihrem Team bislang noch nicht serviert bekommen. Die bisherigen Leistungsträger aus der Rückraumreihe kamen zu keiner Zeit ins Spiel.

Auch die Halbzeitpause brachte keinen Impuls mehr ins Spiel der Löwen. Kiel erhöhte auf 18:8 (36.), gleich reihenweise scheiterten die Badener an Kiels großem Rückhalt Omeyer, der Löwen-Offensive ging mehr und mehr der Rote Faden verloren. Das Motto in der Arena hieß längst Schadensbegrenzung, beim 12:24 (48.) drohte eine richtige Abreibung für die Gelbhemden, bei denen im Angriff einzig Kreisläufer Bjarte Myrhol Normalform erreichte. Selbst von der Siebenmetermarke blieben die Löwen bis zum 17:28-Endstand erfolglos – bezeichnend für den gesamten Auftritt.

Abseits des Spitzenspiels ging unterdessen die Suche nach einem Ersatz für Uwe Gensheimer weiter, und offenbar haben die Löwen auch ihre Kontakte nach Schweden spielen lassen. Wie die schwedische Zeitung „Expressen“ berichtet, sind die Badener an Charly Sjöstrand von Redbergslids Göteborg interessiert. „Die Löwen wissen, dass ich verfügbar bin. Nun ist es an ihnen“, zitiert „Expressen“ den 26-Jährigen, der wohl schon im Sommer ein Thema war. Damals war der Transfer dem Vernehmen nach an der Ablöse gescheitert.

Von Thorsten Hof