Veröffentlichung:

Zebras stießen die Löwen vom Gipfel (RNZ)

Mannheim. 50! Genau 50 Bundesliga-Spiele war der deutsche Meister THW Kiel ungeschlagen. Hat neben der nationalen Meisterschaft auch die Champions League gewonnen, dazu quasi en passant den Pokal. Eine Handball-Macht also. Und diesem Gegner wollte der aktuelle Tabellenführer Paroli bieten. Die in dieser Saison noch ungeschlagenen Rhein-Neckar Löwen baten am Mittwoch zum Gipfeltreffen. Alles war angerichtet, mit 13.200 Zuschauern in der ausverkauften SAP Arena gab es den würdigen Rahmen und ein ausgesprochen erwartungsvolles Publikum.

Würde es im Handball-Oberhaus endlich wieder Spannung geben oder Kiel erneut der Konkurrenz enteilen? Nein, sie zeigten sich ganz souverän.

So sehr die Norddeutschen in der bisherigen Saison und nach der fehlenden Vorbereitung durch die Olympischen Spiele in London geschwächelt hatten – beim Gipfeltreffen war die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason hoch konzentriert und siegte völlig verdient mit 28:17 (14:7). Eine bittere Pille für die bislang so hoch gelobten Löwen. „Schade, aber wir haben es nicht geschafft, den Kampf anzunehmen“, sagte Löwen-Manager Thorsten Storm: „Ich werfe aber niemandem etwas vor, ich habe nicht damit gerechnet, dass wir um die deutsche Meisterschaft mitspielen. Trotzdem war es für Kiel zu einfach.“

Am Torhüter lag es nicht, Niklas Landin hielt gleich die ersten vier Kieler Würfe, inklusive eines Siebenmeters. Doch da auch sein Gegenüber Thierry Omeyer glänzte und die Löwen kaum ein Durchkommen durch die THW-Deckung fanden, dauerte es bis zur zehnten Minute, ehe der erste Treffer gelang. Ausgerechnet Jungspund Kevin Bitz, der auf der linken Außenbahn den an der Achillesferse operierten Nationalspieler Uwe Gensheimer ersetzte, traf zum 1:2. Der Bann war damit nicht gebrochen, die Löwen taten sich weiter schwer, während die Kieler sich zunehmend frei schwammen und unaufhaltsam davon zogen, während die Löwen einfach keine Mittel gegen die Kieler Deckung und Torhüter Thierry Omeyer fanden.

Die Löwen-Abwehr um Oliver Roggisch stand zunächst sogar sehr gut, doch im Angriff schwächelten die Löwen zu sehr, um noch etwas umbiegen zu können.

Apropos Roggisch: Der Abwehrchef der Löwen spielt nach wasserdichten Informationen der RNZ in dieser Saison für 50 Prozent weniger Gehalt als in der Vorsaison. Im Gegenzug dazu hat er jedoch vertraglich zugesichert bekommen, dass er nach seiner Handball-Karriere weiter für die Löwen arbeiten kann. Gut wär’s: Roggisch ist längst zur Identifikationsfigur gereift.

Am Mittwoch aber standen alle Löwen ein klein wenig neben sich, keiner reichte an seine Normalform heran. Der Respekt vor dem großen Gegner war wohl doch etwas zu groß.

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 2, Sesum 6, Myrhol 3, Petersson 2, Bitz 2, du Rietz 1, I, Guardiola 1. 
THW Kiel: Sigurdsson 5, Ahlm 3, Ekberg 1/1, Zeitz 5, Narcisse 4, Jicha 9/1, Ilic 1. 
Zuschauer: 13 200 
Stenogramm: 0:2, 1:5, 3:9, 4:11, 7:14 (Halbzeit), 7:16, 10:21, 12:24, 17:28 (Endstand).

Von Hasso Waldschmidt