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Goldiges Grinsen vier Minuten vor dem Ende

WM-Held Patrick Groetzki ist zurück aus Ägypten

Patrick Groetzki ist Weltmeister! Der 20-jährige Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen sicherte sich mit den DHB-Junioren bei der WM in Ägypten den Titel und wurde im Anschluss ins All-Star Team gewählt. Am vergangenen Mittwoch das sensationelle Finale in Kairo, am Donnerstag der Rückflug, am Freitag ein paar Stunden zu Hause, am Samstag dann mit den Rhein-Neckar Löwen beim Eurotournoi in Straßburg gegen Montpellier HB – kein Wunder, dass das phänomenale Ende der Junioren-WM noch nicht ganz im Kopf des Pforzheimers angekommen ist. Im Interview gibt er allerdings zu, dass er bereits vor dem Endspiel gegen den großen Favoriten aus Dänemark ein sehr gutes Gefühl hatte und beschreibt gerne die großen Emotionen nach der Schlusssirene in Kairo – obwohl die anschließende Feier in der ägyptischen Hauptstadt nicht zur großen Sause wurde.

Patrick, Du bist vor einigen Tagen Weltmeister mit den DHB-Junioren geworden. Wie fühlt sich das an?

Noch habe ich das Ganze gar nicht richtig realisiert. Ich glaube, das wird auch noch ein bis zwei Wochen dauern.

Ihr habt beim 32:24-Erfolg gegen den Favoriten aus Dänemark einen sensationellen Start-Ziel-Sieg gefeiert. Dass diese Geschichte am Ende so klar wird, daran hatte doch wohl keiner im Traum gedacht…

Patrick Groetzki im Spiel gegen Montpellier.Nun ja, bis zum Finale hatten die Dänen fast keine schweren Duelle, konnten sogar Spieler schonen und sind trotzdem locker durchmarschiert. So war das Endspiel die erste Station, bei der sie richtig Druck verspürten. Bei uns hat an diesem Tag dann aber wirklich alles funktioniert, wir waren von unseren Trainern super eingestellt worden und sind basierend auf eine sehr gute Deckung immer wieder Gegenstöße gelaufen. Selbst als wir kurz vor dem Ende in doppelter Unterzahl waren, haben wir in dieser Zeit 2:2 gespielt.

Dabei hat in Ägypten alles mit einer 24:25-Auftaktniederlage gegen Argentinien begonnen. Hat diese sich im Nachhinein vielleicht sogar als Glücksfall herausgestellt?

Argentinien hat sich als richtig gutes Team präsentiert und wir haben schlecht gespielt. Aber tatsächlich, danach war klar: Wir haben nur noch Endspiele und müssen alles gewinnen. Diesen Druck haben wir dann ja wohl sehr gut umgesetzt.

Wann hast Du an den Titel geglaubt?

Ich hatte schon vor dem Finale ein sehr gutes Gefühl. Die Moral in der Truppe stimmte und ich wusste: Wir sind heute dran. Dann haben wir gleich vorgelegt und lagen auch zur Pause in Front. Nach dem Wechsel haben wir die Führung dann kontinuierlich ausgebaut. Aber ich muss zugeben: Ich habe noch nie bei einer Partie so oft auf die Uhr geschaut. Vier Minuten vor Schluss ist dann aber jeder von uns mit einem breiten Grinsen im Gesicht herumgelaufen.

Und nach der Schlusssirene war dann sicherlich Party angesagt, oder?

Direkt nach dem Ende war natürlich die Hölle los und jeder war auf 180. Dann sind wir ins Hotel gefahren und dachten eigentlich, dass danach noch etwas geht. Aber es war nichts los in Kairo, die Diskotheken waren leer. So fiel die Feier tatsächlich etwas ruhiger aus.

Mit  diesem WM-Titel habt ihr auch ein Versprechen eingelöst, denn ihr habt bei der Beerdigung von Sebastian Faißt dessen Mutter und Bruder versprochen, dass ihr alles geben werdet – vor allem auch für Sebi. (Die Dormagener Nachwuchshoffnung Sebastian Faißt war im März bei einem Testspiel in der Schweiz beim Zurücklaufen zusammengebrochen und noch in der Halle an Herzversagen verstorben. Anm. der Red.).

Sicherlich hat Sebastian Faißt bei dieser WM in unseren Köpfen eine große Rolle gespielt und wir haben diesen Titel auch für ihn geholt. Vor jedem Spiel haben wir ein T-Shirt mit seinem Konterfei getragen. Dann hatten wir einen Stempel mit einem „S“, den jeder Akteur auf seinen Körper gedrückt hat und das Trikot von Sebastian hatten wir in unserer Kabine aufgehängt.

Kaum zurück von der WM aus Kairo, nun bei den Löwen in der Vorbereitung auf die Saison 2009/10. Wie schnell legt Patrick Groetzki den Schalter um?

Dieser Titel gibt mir neuen Antrieb. Nun habe ich noch mehr Lust auf Handball und will auch mit den Löwen erfolgreich sein. Ich habe bestimmt kein Problem den Schalter umzulegen, sondern bin richtig motiviert.