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Große Ziele, hohe Ausgaben, zu wenig Ertrag

Hamburg. An Selbstbewusstsein hat es ihnen noch nie gemangelt. Groß sind die Ziele bei den Rhein-Neckar Löwen und natürlich auch die Ausgaben. Nur Geld allein macht eben nicht glücklich und es bringt nicht immer den gewünschten Erfolg. Es sei denn, die finanziellen Ressourcen werden sinnvoll eingesetzt. So wie vor der Saison beim HSV Hamburg, der den Löwen eine schmerzhafte 26:37-Schlappe beibrachte.

Gewiss: Gegen den Titelkandidaten aus der Hansestadt ist eine Niederlage keine Schande. Vorausgesetzt, sie bleibt im Rahmen. Doch das blieb sie am Mittwoch für den badischen Handball-Bundesligisten nicht. „Es war erschreckend, wie wir auseinandergebrochen sind“, sagt Abwehrchef Oliver Roggisch. Das Debakel allein tat schon weh, der Blick auf die Tabelle ließ die Schmerzen jedoch noch größer werden.

15 Minuspunkte stehen auf dem Konto der Gelbhemden, 18 waren es in der gesamten vergangenen Saison. Damals spielten die Löwen ihre bislang beste Runde in der Vereinsgeschichte. Trainer Wolfgang Schwenke musste trotzdem gehen. Und warum? Weil alles noch besser werden sollte.

So war zumindest der Plan im Sommer 2009. Nur sieben Monate später sieht die Realität aber ganz anders aus. Den Worten sind nur wenig Taten gefolgt. Zur Ehrenrettung sei gesagt: Im DHB-Pokal und in der Champions League befinden sich die Löwen auf Kurs, im Tagesgeschäft Bundesliga aber nicht. Platz drei, der zur Teilnahme an der Königsklasse berechtigt, ist fünf Zähler entfernt.

Storm skeptisch

Der Grund dafür sind nicht die Niederlagen gegen Kiel und Hamburg, sondern die Blamagen gegen die kleinen Gegner. „Es wird sehr schwer, wieder die Champions League zu erreichen“, schwant Manager Thorsten Storm Böses: „Jetzt müssen wir schon darauf schauen, was unsere Konkurrenten machen.“ Doch genau das wollten die Gelbhemden nicht. Der dritte Platz galt als Selbstverständlichkeit. Und wenn schon auf andere Klubs geblickt werden sollte, dann bitteschön auf Kiel und den HSV. „Sie sollen spüren, dass wir da sind“, sagte Trainer Ola Lindgren einmal.

Doch die beiden Branchenführer aus dem Norden sind weit enteilt. Die Rivalen der Badener heißen Göppingen, Lemgo, Gummersbach und Flensburg-Handewitt. Sogar der TV Großwallstadt mit seinem 3,3-Millionen-Euro-Etat hat genauso viele Minuspunkte wie die Löwen (Etat 7 Millionen Euro).

Manager Storm zweifelt trotz der bislang unbefriedigenden Saison nicht an der Berufsauffassung seiner Profis, auch der peinliche Auftritt in der Schlussviertelstunde in Hamburg ändert an seiner Meinung nichts: „Das ist keine Frage der Einstellung und der fehlenden Kraft. Aber man muss sich auch einmal wehren. Da kann man nicht alles auf den Terminplan schieben.“

Zumal die Reise weitergeht – und zwar unaufhörlich. Nächste Station: Veszprém. Am Sonntag (15 Uhr/Eurosport) geht es beim ungarischen Meister um den Gruppensieg in der Champions League. Es könnte für die Löwen vorerst eines der letzten Spiele in der Königsklasse sein …

Von Marc Stevermüer

 19.02.2010