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Gudmundsson greift durch: Freie Tage gestrichen (MM)

Mannheim. Ein Wort benutzte Gudmundur Gudmundsson (Bild) immer wieder. „Enttäuscht“ sei er vom Spielbeginn, „enttäuscht“ sei er vom Abwehrverhalten seiner Mannschaft in der letzten Szene, „enttäuscht“ sei er von einigen Spielern. Beim Trainer des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen hatte die 32:33-Niederlage gegen den VfL Gummersbach und das damit wohl verbundene Aus im Kampf um die Champions-League-Teilnahme für wahnsinnig viel Frust gesorgt. Einige Minuten nach dem späten Gummersbacher Siegtreffer durch Barna Putics saß jeder Löwen-Spieler wie ein Häufchen Elend in der Kabine – und dann ließ auch noch der Trainer Dampf ab: „Ich bin sehr laut geworden.“

Trennung laut Storm kein Thema

Bis zum nächsten Spiel am 16. Mai gegen Flensburg müssen die Löwen nun dieses Negativerlebnis mit sich herumschleppen. Dem Trainer ist’s recht. „Wir sollen leiden. Das tut uns ganz gut, denn nichts anderes haben wir verdient“, sagte der Isländer, dem der Kragen platzte. Aus dem freien Wochenende für seine Spieler wurde nichts. „Ich hätte diese Prämie gerne verteilt, aber wir ziehen voll durch. So geht das nicht.“

Die Niederlage hatte ihn spürbar mitgenommen, der 1:8-Rückstand zu Beginn machte ihn wütend. „Ich habe meiner Mannschaft gesagt, was auf sie zukommt. Mehrmals. Und dann starten wir so in das Spiel“, schimpfte der Trainer. Offensichtlich hatten ihm die Profis nicht zugehört – was wenig Mut für die Zukunft macht. Zu Gerüchten, die Löwen würden sich sogar vom Isländer trennen, sagte Manager Thorsten Storm: „Das ist kein Thema. Wir haben genügend Baustellen, da mache ich keine neue auf.“ Vielmehr hätten einige Spieler die Erwartungen nicht erfüllt, „und der Trainer ist immer vom Erfolg der Mannschaft abhängig. Trotzdem hätte es besser laufen können.“ Die ganze Konzentration gelte nun der neuen Spielzeit, „diese Saison ist gelaufen.“

Gegen Gummersbach verloren die Löwen in der zweiten Halbzeit vollkommen den Überblick. Insbesondere gegen die offensive Deckung der Oberbergischen fiel ihnen wenig ein, vielleicht hätte ihnen ein Torwartwechsel wie schon zuletzt gegen Berlin ein wenig mehr Sicherheit gegeben. Der zu Beginn starke Goran Stojanovic kassierte in der zweiten Halbzeit 16 Treffer in Serie, bekam nur noch eine Hand an den Ball, wenn er ihn aus dem Netz holte. Trotzdem musste Ersatzmann Henning Fritz, gegen die Füchse zwei Tage zuvor nach seiner Einwechslung noch der Matchwinner, 60 Minuten lang zuschauen.

Apropos Füchse. Storm konnte es nicht fassen, dass nach dem Sieg gegen den Hauptstadt-Klub nun dieser Rückschlag folgte. „Die gleiche Mannschaft hat Berlin geschlagen und jetzt ein ganz anderes Gesicht gezeigt. Der Sieg über die Füchse war für die Katz“, sagte der angefressene Geschäftsführer und griff die Worte von Emir Kurtagic auf. Der VfL-Trainer hatte die Löwen als Mannschaft mit überragenden Individualisten gelobt. „Diese Qualitäten müssen dann auch mal reichen, um zu gewinnen“, meinte Storm. Was er nicht sagte: Viele Stars sind noch keine Mannschaft.

Von Marc  Stevermüer

 07.05.2012