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Gudmundsson Löwen wollen heute vorlegen (RNZ)

14.05.2014, 06:00 Volle Konzentration auf die MT Melsungen: Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen. Foto: vaf Volle Konzentration auf die MT Melsungen: Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen. Foto: vaf Von Daniel Hu

Heidelberg. Der Handball und die Medien – das passt. Das Spiel zwischen den Kreisen taucht Tag für Tag im deutschen Blätterwald auf. Vor allem die Bundesliga, die stärkste Liga der Welt. Für sie findet sich immer ein Plätzchen. Doch aktuell ist vieles anders: Aus einem Plätzchen werden Blöcke, gigantische Texte mit vielen bunten Bildern. Landauf, landab.

Woran das liegt? Na, an den Rhein-Neckar Löwen. Gut, gewissermaßen auch am THW Kiel – aber von dem ist man das eigentlich gewöhnt: An der Ostsee schwimmen sie nämlich immer ganz oben, krallen sich Titel für Titel. Momentan würden die Kieler das auch gerne wieder tun. Doch die Löwen haben etwas dagegen: Uwe Gensheimer und Co. haben die Zebras in der Bundesliga zum Titel-Zweikampf herausgefordert, sorgen endlich mal wieder für Spannung im deutschen Oberhaus. Punktgleich steuern sie aufs Ziel, den großen Traum, zu. Zwei Spieltage vor dem Saisonende beträgt der Vorsprung der Löwen acht Tore. Im Fußball sind das Welten, im Handball nicht.

Demnach möchten die Gelben heute wieder vorlegen. Ab 20.15 Uhr soll in der SAP Arena ein möglichst deutlicher Sieg über die MT Melsungen herausgeworfen werden, um so weiterhin Druck auf Kiel aufbauen zu können, das erst am Sonntag in Lübbecke wieder auf der Platte steht. Ein Selbstläufer ist gegen Melsungen allerdings nicht zu erwarten. Im Gegenteil: „Da wartet ein ganz schweres Spiel auf uns“, grübelt Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson, „dieser Gegner ist auf jeder Position doppelt stark besetzt.“ Richtig, wer Gudmi kennt, der weiß, dass er solche Sätze über jeden Gegner sagt. Aber diesmal sind sie kein Understatement, sondern angebracht: Melsungen rangiert aktuell auf dem sechsten Platz, hat die Qualifikation für den Europapokal dicht vor Augen und kann durchaus als eine Art Favoritenschreck bezeichnet werden. Auch Kiel musste bei der MT dran glauben (29:30).

Respekt flösst insbesondere die Abwehr ein. „Dort agieren sie extrem kompakt“, sagt Gudmundsson, „manchmal findet man gar keine Lücke.“ Doch der Isländer ist vorbereitet, bastelt seit Tagen am Masterplan. Etliche Videomitschnitte der Melsunger helfen ihm dabei.

Sorgen bereitete zuletzt der Kapitän: Beim Auswärtscoup gegen Eisenach war Uwe Gensheimer nur Zuschauer. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, gibt Gudmundsson Entwarnung. „Uwe war im Vorfeld dieses Spiels krank, deshalb hatten wir ihn geschont. Nun ist er aber wieder voll belastbar.“

Zudem hofft der Löwen-Dompteur auch auf die Zuschauer, auf den achten Mann. „In den letzten Spielen haben wir gesehen, welche Kräfte eine volle Halle freisetzen kann.“ Diesmal sieht es diesbezüglich nicht ganz so rosig aus. Bis gestern wurden „nur“ rund 8000 Tickets abgesetzt.

Gudmundsson hat es registriert, konzentriert sich aber auf seinen Job. Und der hat nichts mit Mathematik zu tun. Oder anders: Die Tordifferenz blendet er ganz bewusst aus. Er sagt: „Rechnen bringt nichts. Das Wichtigste ist zunächst einmal, dass wir unsere Spiele gewinnen.“ Aber auch: „Falls dann tatsächlich die Chance auf einen hohen Sieg besteht, wollen wir sie natürlich nutzen.“

Von Daniel Hund