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Gudmundsson wehrt sich (RNZ)

Heidelberg. Bei den Rhein-Neckar Löwen ist derzeit reichlich Unruhe im Umfeld. Die kürzliche Niederlage gegen Gummersbach, bei der die Gelben deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben, ist der Auslöser. Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson ist in die Kritik geraten.

> Gudmundur Gudmundsson, einige Fans sehen in Ihnen den Sündenbock und wünschen sich einen neuen Trainer…

Ich habe das mitbekommen. Und nach so einem Spiel ist das eben so. Mich schmerzt das natürlich. Andererseits darfmanauch nicht alles schlecht reden. Denn eigentlich haben wir seit Mitte Dezember, seit unserer Niederlage in Flensburg, wirklich gute Leistungen gezeigt. Wir haben ab diesem Zeitpunkt 16 von 21 Spielen gewonnen und nur gegen Kiel, Hamburg und im EHF-Cup in Göppingen verloren.

> Kann es sein, dass nicht mehr jeder Spieler mit vollem Herzen für die Löwen am Ball ist?

Das würde ich so nicht sagen. Die Mannschaft hält zusammen. Auch, wenn es natürlich nicht immer leicht ist. Gerade für Spieler, die gehen sollen beziehungsweise müssen. Das betrifft bei uns immerhin sieben Handballer. Da ist es manchmal schwer, immer 100 Prozent zu geben. Und mitunter können 95 schon zu wenig sein. Aber da kommt vieles zusammen.

> Vieles? Was denn genau?

Zum Beispiel, dass die Erwartungen an uns immer unglaublich hoch sind. Siege sind irgendwie immer Pflicht. Egal wo, und egal gegen wen. Das hängt noch mit den Aussagen von früher zusammen, als die Löwen noch höhere Ziele hatten. Diese Aussagen machen sich selbst unsere Gegner zunutze. In jeder Begegnung werden wir zum Favoriten gemacht. Dadurch lastet ständig negativer Druck auf dem Team. Wir wollen fortan nur noch auf dem Spielfeld zeigen, was wir können. Auf uns wartet nämlich eine interessante Zukunft. Mit vielen talentierten und starken Spielern. Die aber auch Ruhe brauchen, um sich entwickeln zu können.

> Sonderlich viel Vorfreude ist bei Ihnen aber nicht herauszuhören…

Ich freue mich auf die neue Saison, aber es gibt auch Dinge, die mich stören. Unter anderem auch, was ich in den letzten Tagen teilweise lesen musste. Da werden Dinge behauptet, die einfach nicht richtig sind. In einer anderen Zeitung stand beispielsweise, dass am Wochenende einige Löwen-Spieler beim Final-Four-Turnier in Hamburg gesehen worden wären, obwohl sie eigentlich in Kronau hätten trainieren müssen, weil ich ihnen die freien Tage gestrichen hätte. Das ist aber falsch: Ich habe der Mannschaft lediglich den freien Montag gestrichen, samstags stand hingegen nur das individuelle Auslaufen auf dem Programm und der Sonntag war ohnehin frei.

Von Daniel Hund