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Guðmundsson: „Wir fühlen uns alle schlecht“

Trainer richtet nach dem Aus im EHF-Cup die Konzentration auf die nächsten Aufgaben

Manche Niederlagen tun mehr weh als andere, das weiß Guðmundur Guðmundsson. Der Trainer der Löwen erlebte dies am vergangenen Freitag, als er mit seiner Mannschaft 29:33 bei Frisch Auf Göppingen verlor und damit aus dem EHF-Pokal ausschied. Das Halbfinale des internationalen Wettbewerbs war Endstation und der Traum vom Titel zerplatzt. Doch der Isländer weiß ebenso, dass auch nach einem solchen Rückschlag der Alltag weitergeht – und das bedeutet für die Löwen, dass die Heimspiele gegen die Füchse Berlin und den VfL Gummersbach anstehen. Der Fokus von Guðmundsson richtet sich deshalb seit Sonntag auf die beiden Duelle in der Liga, in denen er schwere Partien erwartet, aber trotzdem mit zwei Siegen schnell in die Erfolgsspur zurückkehren möchte. 

Guðmundur, wie war die Nacht nach dem Europapokal-Ausscheiden in Göppingen?

Die Nacht war natürlich schwer, die Enttäuschung war und ist riesig. Am Ende hat sich im Zusammenhang beider Spiele gezeigt, dass wir den Einzug ins Finale schon im Hinspiel verspielt haben, dort wäre ein höherer Sieg möglich gewesen. Es war klar, dass wir es in Göppingen schwer haben würden. Für einen Erfolg bei Frisch Auf hätten wir eine Topleistung in allen Bereichen benötigt und das haben wir nicht geschafft.

Woran hat es gehapert?

Wir hatten im Hinspiel ein paar Mal die Möglichkeit, entscheidend davon zu ziehen, als wir mit vier Toren vorne lagen. Danach haben wir zwei Gegenstöße nicht genutzt und es nicht geschafft, Göppingen weiter zu distanzieren. Im Rückspiel haben wir die ersten 15 Minuten eine ganz schwache Phase gehabt, konnten uns danach aber steigern und kamen zurück in die Partie. Die Reaktion war gut und alle Spieler haben gekämpft. Wir waren auf 18:19 dran und hatten Ballbesitz, leider haben wir dann zu überhastet agiert und zwei Zeitstrafen hintereinander erhalten. In beiden Partien haben wir zu viele Fehler gemacht, um in die nächste Runde einziehen zu können. Wenn man alleine bedenkt, dass wir im Hinspiel vier Siebenmeter verworfen haben.

Wie hast Du nach dem Spiel den Kopf wieder frei bekommen. Das war sicher nicht leicht …

Das stimmt, es war sehr schwer. Ich habe mir am Samstag das Spiel unserer B-Jugend angeschaut, die ein Qualifikationsspiel zur deutschen Meisterschaft gegen Hanau hatte und sehr gut gespielt hat. Dabei konnte ich ein wenig abschalten, was gut war. Ab Sonntag habe ich bereits mit den Vorbereitungen für die nächsten Aufgaben begonnen, schließlich wartet schon wieder eine Riesen-Woche mit den Heimspielen gegen Berlin und Gummersbach auf uns.

Die Mannschaft war nach der Niederlage gegen Göppingen sehr niedergeschlagen. Was muss man als Trainer in so einem Moment tun, um den Fokus auf die kommenden Partien richten zu können?

Wir haben uns alle schlecht gefühlt, keine Frage. Aber man schafft es mit Professionalität, anschließend wieder zur Normalität zurückzukehren. Wir müssen diesen Rückschlag abhaken und uns ganz auf das nächste Spiel vorbereiten. Seit Montag trainieren die Jungs wieder, nachdem sie am Wochenende Körper und Geist baumeln lassen konnten.

Die Konzentration muss auf den nächsten Gegner gerichtet werden, der Füchse Berlin heißt.

Und das ist eine sehr gute und eingespielte Mannschaft, die jetzt im zweiten Jahr mit fast der gleichen Besetzung spielt. Die Berliner sind auf jeder Position sehr gut besetzt und spielen eine sehr starke Deckung  mit einem überragenden Torhüter. Deshalb ist der dritte Platz in der Liga kein Zufall. Wir haben in Berlin eines unserer schwächsten Spiele gemacht und wollen uns deshalb rehabilitieren.

Mit Dagur Sigurðsson steht bei den Berlinern auch ein Isländer als Trainer an der Seitenlinie. Wie gut kennt ihr euch?

Dagur war mein Spieler und Kapitän, als ich die Nationalmannschaft zwischen 2001 und 2004 zum ersten Mal betreut habe. Er war Spielmacher dieser Mannschaft und deshalb kennen wir uns sehr gut. Vielleicht hat er etwas von mir gelernt. Aber Spaß beiseite: Dagur macht in Berlin einen guten Job und das freut mich. In meiner aktiven Zeit, die schon ein paar Jahre zurückliegt, sind wir in der isländischen Liga auch schon ein paar Mal gegeneinander angetreten.

Nach dem Match gegen Berlin wartet mit Gummersbach die nächste heikle Aufgabe …

Ja, das sehe ich auch so. Die Gummersbacher haben sich in der Rückrunde riesig gesteigert und sehr viele Punkte gewonnen. Sie spielen schnell, hart und aggressiv. Damit machen sie es dem Gegner schwer. Im Angriff verfügen sie mit Schindler und Mahé über gute Mittelmänner, insgesamt ist der Rückraum sehr gut besetzt, so dass wir konzentriert sein müssen, wenn wir die Punkte behalten wollen.

Fünf Partien stehen in der Bundesliga noch auf dem Programm. Durch das Remis gegen Lemgo ist es ein Stück schwerer geworden, noch Platz vier zu erreichen. Wie siehst Du die Chancen?

Ich finde, und das sage ich schon eine ganze Weile, wir tun besser daran, einfach nur von Spiel zu Spiel zu denken. Wir haben schon gesehen, dass es uns nicht hilft, wenn wir zu weit nach vorne schauen. Wir haben jetzt noch fünf Partien zu bestreiten und die gehen wir konzentriert an – hintereinander. Darüber hinaus sollten wir keine Rechnungen anstellen. Insgesamt müssen wir weg von Äußerungen in der Öffentlichkeit. Wir stecken uns unsere Ziele intern.

Ein kleiner Blick in die Zukunft sei dennoch erlaubt: Freust Du Dich auf die nächste Saison?

Ich habe Riesenspaß beim Gedanken an die Mannschaft im nächsten Jahr. Wir werden personell viel verändern, aber wollen auch eine neue Philosophie verankern. Aber bis es soweit ist, konzentrieren wir uns nur von Spiel zu Spiel.