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Storm: Der Ertrag stimmt nicht! (RNZ)

Heidelberg. Der Tag danach war ein sonniger. Knapp 28 Grad zeigten sie am Samstag an, die Thermometer in der Kurpfalz. Am Himmel war weit und breit keine Wolke zu sehen. Ein Wetter zum Genießen. Allerdings nicht für jeden. Für die Handballer der Rhein-Neckar Löwen zum Beispiel. Um sie herum war es schattig – egal, wo sie auch waren. Das wurde unterbewusst so gesteuert. Denn gedanklich befanden sich Kapitän Uwe Gensheimer und Co. in einer anderen Welt. Ihrer eigenen: Einer Welt voller Frust, ohne Lichtblicke. Da waren immer wieder diese Bilder, die sie quälten. Bilder aus Göppingen. Bilder einer 29:33-Niederlage im richtungsweisenden Rückspiel des EHF-Cups, die so unendlich weh tat.

Tief im Schwabenland wurde der große Traum am Freitagabend nämlich zum Albtraum. Die Titeljäger wurden runter geholt von Wolke sieben, abgeschossen, erlegt von einem Gegner, der sicher nicht besser besetzt ist, aber dafür mit mehr Leidenschaft am Ball war. Oder anders ausgedrückt: Für die Gelben wird es auch in diesem Jahr nichts mit dem heiß ersehnten ersten Titel der Vereinsgeschichte. Selbst im schwächer besetzten EHF-Cup, dem Auffangbecken für all die Mannschaften, die es nicht in die Königsklasse gepackt haben, reichte es nicht. Löwen-Manager Thorsten Storm beurteilt die Lage ähnlich. Er sagt: „In den letzten Jahren wurde die Messlatte für unsere Mannschaft viel zu hoch gelegt. Aber im EHF-Cup musst du natürlich trotzdem anders auftreten und deine Chance auch einmal nutzen!“

Ursachenforschung, Katerstimmung, bei den Löwen gab man sich am Wochenende die volle Dröhnung. Vor allem die Frage nach dem Warum, ließ ihnen keine Ruhe. Jeder entwickelte nach dem Halbfinal-K.o. seine eigene Theorie. Storm diese: „Göppingen war in den entscheidenden Momenten in den 120 Minuten cleverer und hat sich das Finale mehr verdient. Und das, obwohl sie insgesamt nicht die individuelle Klasse besitzen wie unser Team.“

Stichwort Individualität, gerade im Rückraum haben die Gelben eigentlich zwei gefürchtete Kunstschützen im Kader. Von links kommt Karol Bielecki, von rechts Krzysztof Lijewski. Zwei Typen, die Spiele alleine entscheiden können. Das Problem: sie machten es zuletzt nicht. Seit Wochen laufen beide ihrer Form hinterher. Lijewski eigentlich schon die ganze Saison. Der Pole kam mit großen Vorschusslorbeeren in die Manege, wurde als Heilsbringer gefeiert.

„Krzysztof ist ein unglaublich begabter Spieler, der sein Potenzial bei uns allerdings leider viel zu selten abgerufen hat“, bedauert Storm: „Er hatte sich seine Zeit bei den Löwen aber auch insgesamt anders vorgestellt.“

Wie auch immer, die Kritiker der Löwen fühlen sich nun wieder mal bestätigt. Eben genau die Leute, die bei jeder Gelegenheit betonen: „Dieser Verein wird nie einen Titel gewinnen.“ Nach dem Aus in Göppingen bleibt den Machern nun nur eins: Solche Aussagen müssen weiterhin zähneknirschend geschluckt werden. Sie tun weh, können aber ohne Pokal, ohne das erste Ausrufezeichen nicht widerlegt werden.

Diese Saison ist so gut wie gelaufen. Gut, es besteht noch eine theoretische Chance auf die Champions-League-Plätze. Doch dazu muss so gut wie alles passen. Unter anderem auch am Mittwoch um 20.15 Uhr, wenn die Berliner Füchse in der SAP Arena gastieren. Das erste Saisonfazit kann eigentlich bereits gezogen werden. Storm zieht es, unaufgefordert. Der Manager: „Unser Trainer und die Spieler haben das ganze Jahr viel Aufwand betrieben, leider stimmt der Ertrag für den Verein am Ende nicht!“ Und weiter: „In den letzten Jahren haben wir um die Champions League gekämpft. Nun waren wir im EHF-Cup und sind dort an Göppingen gescheitert. Es war mehr drin.“

Klingt nach Resignation, täuscht aber: „Hinter uns liegt ein schwieriges Jahr, mit einem großen Einschnitt, der hinter den Kulissen einen unglaublichen Kraftakt kostet. Mich macht dieses Ausscheiden sehr traurig. Ich werde jedoch weiter für die Löwen und das neue junge Team kämpfen!“

Von Daniel Hund