Veröffentlichung:

Gummersbach schockt die Löwen (MM)

Mannheim. Thorsten Storm stand versteinert am Spielfeldrand in der Mannheimer SAP Arena. Der Geschäftsführer der Rhein-Neckar Löwen war restlos bedient, konnte nicht glauben, was er gerade gesehen hatte. „Ich bin sprachlos“, meinte Storm. Sein Gesicht war kreidebleich, diese unerwartete und vor allem unnötige 32:33 (16:15)-Niederlage der Löwen vor 5967 Zuschauern in der Handball-Bundesliga gegen den VfL Gummersbach hatte ihn hart getroffen.

Berlin-Sieg nicht vergoldet

Die Chance auf die Champions League ist durch diesen Ausrutscher plötzlich wieder nur ganz gering. Noch am Mittwoch träumten die Badener nach dem Erfolg über Berlin von der Königsklasse, jetzt stellten sie sich selbst ein Bein. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison gelang es den Gelbhemden nicht, 60 Minuten lang konzentriert zu agieren und eine Führung zu verteidigen. Zwei Sekunden vor Spielende traf Barna Putics zum Gummersbacher Sieg.

„Eine Katastrophe“, schimpfte Andy Schmid und stapfte in die Kabine, Uwe Gensheimer sprach von einer „bitteren Niederlage. Wir haben erst nach zehn Minuten angefangen, Handball zu spielen. Dann hatten wir eine komfortable Führung, doch plötzlich haben wir nachgelassen und Gummersbach hat seine Chance genutzt.“

Die Löwen erwischten einen miserablen Start in die Begegnung. Ivan Cupic, Gensheimer, Michael Müller (2) und Karol Bielecki (2) erlaubten sich nacheinander sechs Fahrkarten, schlossen mal überhastet, mal halbherzig ab. Und Gummersbach lief über Jörg Lützelberger einen Gegenstoß nach dem anderen. Schon beim 1:5 (7.) hatte Trainer Gudmundur Gudmundsson seine Auszeit genommen, bis zum 1:8 (12.) stellte sich keine Besserung ein. Schmid nahm sich einen unvorbereiteten Wurf, Zarko Sesum und Cupic leisteten sich technische Fehler. Um die Löwen sah es gar nicht gut aus – und hätte Schlussmann Goran Stojanovic nicht so prächtig gehalten, wäre der Rückstand noch größer gewesen. Nach elf torlosen Minuten erlöste Sesum sein Team mit dem 2:8 (13.) und startete in einer verrückten ersten Halbzeit die Aufholjagd.

Beim 9:10 (20.) durch Cupic war der Anschluss wieder hergestellt. Die Badener spielten ihre Angriffe nun strukturierter und nutzten endlich einmal ihre Überzahlsituationen. Doch der VfL blieb eine harte Nuss, weil er in Borko Ristovski ebenfalls einen überragenden Torwart hatte. Elf Paraden zeigte der Mazedonier im ersten Durchgang, in der letzten Minute vor dem Seitenwechsel konnte der Schlussmann einen Löwen-Doppelschlag zur 16:14-Führung allerdings nicht verhindern.

Und auch nach dem Seitenwechsel blieben die Gelbhemden zunächst auf dem Gaspedal, zogen durch zwei Tore von Krzysztof Lijewski auf 18:14 (31.) davon. War’s das? Natürlich nicht. In diesem unglaublichen Spiel legte jetzt wieder der VfL eine 4:0-Serie zum 18:18 (37.) hin und ging sogar 26:24 (48.) in Front. Der Faden bei den Löwen war gerissen, der starke Lijewski allein hielt sein Team im Spiel und in der letzten Minute glich Bjarte Myrhol zum 32:32 aus. Doch den letzten Angriff hatte Gummersbach – Putics traf mitten ins Löwen-Herz.

Von Marc Stevermüer