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Handball-Einsatz in Manhattan (BNN)

Ubstadt-Weiher/Kronau/New York. „Eigentlich hätte ich Verdacht schöpfen müssen, als mich meine beiden Mädels bei einer Sportübertragung im Fernsehen ganz beiläufig fragten, was für eine Position ich denn früher gespielt hätte“, lacht Stefan Böser aus Weiher. Der 36-jährige Handballer der Spielgemeinschaft Hambrücken-Weiher, der nach der Jugendzeit in Hambrücken und Kronau später bei den Seniorenteams in Durlach, Weiher und Unteröwisheim als gefürchteter Rückraumschütze auf sich aufmerksam machte, hatte um die Weihnachtszeit Post von den Rhein-Neckar-Löwen erhalten. Der jetzige HaWei-Akteur, der sich bei den „Alten Herren“ fit hält, wurde schriftlich zu einem „Casting“ ins Trainingszentrum nach Kronau eingeladen. Was der gelernte Bankkaufmann, der in Bruchsal bei der Sparkasse Kraichgau beschäftigt ist, nicht wusste: Seine neunjährige Tochter Lara hatte mit Unterstützung ihrer Mama Nicole zuvor eine Bewerbung auf Grund einer Anzeige in den regionalen Blättern abgegeben. „Ich habe den besten Papa der Welt. Mit der Reise würde ich ihm eine große Freude und bestimmt ein unbezahlbares Weihnachtsgeschenk machen“, hatte Lara im Bewerbungsschreiben formuliert. Als Gewinn war eine achttägige Reise über Silvester in die Metropole New York ausgelobt, wobei Sponsor Kabel BW mit einem „Team Nordbaden“ beim „3. Big Apple Handball-Tournament“ antreten sollte. Der Jury, in der unter anderem Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm und einige Journalisten saßen, gefiel zunächst die originelle Bewerbungsidee und später konnte Papa Stefan auch auf dem Parkett beim verschärften Trainingsspiel in der Kronauer Halle überzeugen. „Obwohl meine Mitbewerber wesentlich jünger waren, konnte ich mich dank einiger gelungener Abwehraktionen und ein paar erzielter Tore durchsetzen“, berichtet der aktuelle Jugendtrainer aus Weiher, der aus Hambrücken stammt.

„Als mein Name aufgerufen wurde, konnte ich mein Glück kaum fassen“, so Böser, der sich mit Robert Gunnarson, Uwe Gensheimer oder Patrick Groetzky einer illustren Jury gegenüber sah. Im Eilverfahren wurden Pass und Einreisegenehmigung für die USA beantragt und einen Tag vor Silvester ging es mit einer Boeing 747 der Singapore Airlines nach New York und zum „Einsatz in Manhattan“.

„Obwohl wir das erste Spiel gegen ein Team, in dem aktuelle Nationalspieler standen, verloren, konnten wir uns nach zwei gewonnenen Begegnungen gegen kanadische und amerikanische Mannschaften für das kleine Finale am Neujahrstag qualifizieren.“ Mit dem dritten Platz wurde letztlich auch das sportliche Ziel geschafft. Abends ging es zum Feiern in die Tonic-Bar. „Mit unseren VIP-Pässen konnten wir alle Straßensperren der Polizei passieren und spürten die neidischen Blicke der Einheimischen, die zum Teil schon mittags für einen guten Platz mit Blick auf den Times Square auf der Straße campierten“, erzählt Böser der Buntschau. „Natürlich wurden im Zuge der Reise auch alle Sehenswürdigkeiten wie Ground Zero, Freiheitsstatue oder die Brooklyn-Bridge besichtigt“, fasst erzählt er.
Das neue Jahr wurde zusammen mit den Handball-Weltmeistern Henning Fritz oder Michael „Mimi“ Kraus gefeiert, die sich allesamt als „ganz normale Menschen und Sportler präsentierten“, sagt er begeistert.

Als bleibende Erinnerung hängt nun neben einigen Maskottchen der Rhein-Neckar Löwen im Treppenaufgang des Hauses Böser das von Tochter Lara gemalte Plakat „Papa, du schaffst es“. Auch mit dieser besonderen Fan-Unterstützung hatte der Sportler aus Weiher bei der Jury im Casting Punkte gesammelt. „Neben Hochzeit und Geburt der Tochter war das bisher eines der Highlights in meinem Leben“, so ein glücklicher Stefan Böser.

Von Hans-Joachim Of