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Handball-Feuerwerk und Budenzauber (BNN)

Rhein-Neckar Löwen beenden erfolgreichste Saison mit Sieg über Balingen und Abschlussparty

Mannheim. Gegen Ende des Budenzaubers mit dem bei Siegesfeiern selbst in der Halle bereits üblichen Repertoire aus Konfettiregen, Feuerwerk, Böllern, Rauch und emotionalen Videoschnipseln ergriff Uwe Gensheimer erst den monströsen EHF-Pokal und dann das Wort. Der Kapitän der Rhein-Neckar Löwen, der sich beim Handball-Feuerwerk mit dem 35:22 (14:12)-Sieg gegen den HBW Balingen-Weilstetten zum Kehraus erstmals nach seinem Achillessehnenriss wieder als Spieler in der SAP-Arena präsentieren konnte und von den 9 000 Zuschauer frenetisch gefeiert wurde, dankte den Fans und fasste die Gründe für die erfolgreichste Saison des Clubs kurz zusammen: „Wir haben uns als Mannschaft schnell gefunden, hatten dann viel Verletzungspech, haben dann aber weiter hart gearbeitet, damit wir heute feiern können – nicht nur den Pokal, sondern auch die Qualifikation für die Champions League.“ Mit 54 Punkten, so viel wie noch nie und so viel wie der Tabellenzweite Flensburg, landeten die Löwen auf Rang drei.

„Eine Saison, die im Dunkel eines Fast-Totalschadens ihren Auftakt nahm, endete im Licht des strahlenden, sportlichen Erfolgs“, befand Manager Thorsten Storm und fügte hinzu: „Dieses Team der Einheit hat Maßstäbe gesetzt.“

Doch auch diese „verschworene Gemeinschaft“, von der laut Storm im nächsten Spieljahr vielleicht nicht wieder so viele Siege, auf jeden Fall aber erneut die charakteristischen Eigenschaften „Kampfgeist, Wille, Mut und Leidenschaft“ zu erwarten seien, hatte nicht nur einen Kapitän, sondern auch einen Anführer. Absicht oder nicht: Als bei der finalen Party jeder Spieler noch einmal einzeln vorgestellt wurde, lief Andy Schmid mit der Mähne des Maskottchens ein. Ein Auftritt mit Symbolkraft: Der Taktgeber vom mittleren Rückraum, der gegen Balingen zusammen mit Bjarte Myrhol mit je sechs Treffern bester Torschütze war, avancierte spätestens nach Gensheimers Ausfall im November zum Kopf der Mannschaft. Dass er zur Feier des Tages und einer gesamten Saison am Samstag mit den Fans die Humba inszenierte, passte ins Bild.

„Das war eine Saison mit vielen Tüpfelchen über dem I“, schwärmte Schmid, der gerade zum Schweizer Handballer des Jahres gewählt worden war und der mit einem genialen Rückhandpass auf den finalen Löwen-Torschützen Denni Djozic in der Schlussminute das Bundesliga-Jahr spektakulär beendete. „Die Wertschätzung der Fans macht einen Stolz“, gab Schmid nach den Ovationen zu, so gefeiert zu werden, lasse ihn „mit einem richtig guten Gefühl in den Urlaub gehen.“

Während sich fast alle Spieler schon seit Sonntag bis zum Trainingsauftakt am 15. Juli von den Anstrengungen einer harten Saison erholen können, stehen für Patrick Groetzki und Oliver Roggisch in dieser Woche noch zwei Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft auf dem Programm. Beide sehen die Zusatzschichten in der EM-Qualifikation am Mittwoch in Podgorica gegen Montenegro und am 15. Juni in Aschaffenburg gegen Israel als Lohn und nicht als Fron. „Wir freuen uns darauf“, sagte der Abwehrchef, der zwölf Minuten vor ultimo die Fans zum Toben gebracht hatte mit seinem ersten Treffer in der Saison zum 27:16. „Du Rietz hätte selbst das Tor machen können, aber er hat zu mir abgelegt. Das zeigt den Mannschaftsgeist“, sagte Roggisch, der schon zweimal Europapokalsieger war. „Aber so intensiv wie diesmal den Triumph im EHF-Pokal habe ich es noch nie erlebt.“

Emotionales Neuland betrat auch Patrick Groetzki. „Der heutige Tag fühlt sich noch besser an, weil wir keine Spieler verabschieden mussten. Das kommt gleich nach dem Sieg im EHF-Pokal und der Champions-League-Qualifikation“, sagte der Rechtsaußen, der in der Stunde der großen Gefühle auch an den Beitrag der zwei noch lange fehlenden Rekonvaleszenten Zarko Sesum (Knie-OP) und Alexander Petersson (Bizeps-OP) erinnerte. „Wir brauchen für sie jetzt zwei Neue, die ebenfalls Herz und Qualität besitzen.“ Manager Thorsten Storm versprach, so weit es die Finanzen zulassen, für Ersatz zu sorgen. Noch kann sich der Macher nicht in den Urlaub verabschieden.

Rhein-Neckar Löwen: Schmid (6), Myrhol (6), Gensheimer (4/4), Groetzki (4), G. Guardiola (4), I. Guardiola (3), Sigurmannsson (2), du Rietz (2), Roggisch Schmidt, Djozic, Kretschmer (alle 1).

HBW Balingen-Weilstetten: König (4), Thomann (3), Ettwein (3), Strobel (3), Häfner (2), Liniger (3/2), Ilitsch (2), Herth (1), Hausmann (1).