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Handball-Wahnsinn in Lille

DHB-Team zieht nach historischem Sieg gegen Frankreich ins Halbfinale des olympischen Turniers ein / Am Freitag geht es gegen Spanien

Handball-Wahnsinn in Lille
Jubel bei David Späth und dem DHB-Team: Das Halbfinalticket ist gebucht.

Das war wahrlich nichts für schwache Nerven: Die deutschen Handballer mit David Späth, Juri Knorr, Jannik Kohlbacher und Sebastian Heymann waren im olympischen Viertelfinale gegen den amtierenden Titelträger und Gastgeber Frankreich kurz vor Ende der regulären Spielzeit schon so gut wie ausgeschieden, retteten sich dann aber noch spektakulär in die Verlängerung und entschieden diese nach weiteren hochspannenden zehn Minuten für sich. Mit 35:34 (14:17, 29:29, 32:32) behielt die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason nach einem dramatischen Handball- Krimi im Hexenkessel von Lille die Oberhand und darf damit nach einer überzeugenden Vorrunde weiter von einer Medaille träumen. Im Halbfinale trifft das DHB-Team am Freitag (16.30 Uhr) auf Spanien, die Iberer setzten sich mit 29:28 gegen Ägypten durch.

Handball-Wahnsinn in Lille: Mit David Späths Parade startet der große Jubel

Fünf Sekunden vor Ende der Verlängerung war es Renars Uscins von der TSV Hannover- Burgdorf, der mit seinem 14. Treffer das 35:34 für die deutsche Mannschaft markierte, Frankreich kam noch einmal in Ballbesitz, brachte den Ball über Porte schnell nach vorne, doch David Späth war zur Stelle, vereitelte die letzte Chance der Gastgeber und der Rest war nur noch schwarz-rot-goldener Jubel. Elf Jahre lang musste das DHB-Team auf einen Sieg gegen die Franzosen in einem Pflichtspiel warten, nun gelang dieser in einer denkwürdigen Partie. Denn nur 50 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit schienen die Franzosen durch den Treffer von Dika Mem zum 27:29 die Begegnung für sich entschieden zu haben, doch dann holte Jannik Kohlbacher noch einen Siebenmeter für das DHB-Team heraus. Während Marco Grgic und Juri Knorr bereits dreimal zuvor vom Strich an Frankreichs Torhüter Vincent Gerard scheiterten, behielt Renars Uscins beim Strafwurf die Nerven und verkürzte auf 28:29. Aber es waren nur noch sechs Sekunden auf der Uhr und der amtierende Olympiasieger im Angriff. Eine fast aussichtlose Situation- aber eben nur fast. Julian Köster stibitzte den Ball von einem sichtlich verdutzten Dika Mem, passte zu Renars Uscins und dieser netzte quasi mit der Schluss-Sirene zum 29:29- Ausgleich ein.

Handball-Wahnsinn von Lille: DHB- Team gerät zunächst unter Druck

Handball-Wahnsinn in Lille
Juri Knorr traf fünfmal im Viertelfinale gegen Frankreich

Vor 27.000 Zuschauern im Stade Pierre-Mauroy in Lille erwartete die deutschen Handballer nach dem recht lockeren Vorrunden-Abschluss gegen Slowenien ein bis in die Haarspitzen motivierter Gegner, im Vergleich zu den durchwachsenen Leistungen in der Gruppenphase stellten die Franzosen in diesem K.o.- Spiel ihre individuelle Klasse zunächst eindrucksvoll unter Beweis. So bekam das DHB-Team in der ersten Hälfte noch kaum Zugriff in der Deckung, immer wieder gelangen den Gastgebern erfolgreiche Kreisanspiele oder einfache Treffer aus dem Rückraum. Dies machte sich erst einmal noch nicht auf der Anzeigetafel bemerkbar, da das Team von Bundestrainer Alfred Gislason im Angriff gute Lösungen fand. Doch nach der Anfangsphase fanden die Deutschen immer öfter in Vincent Gerard ihren Meister, der französische Keeper brachte es am Ende auf 24 Paraden.

Handball-Wahnsinn in Lille: DHB-Team trotzt allen Dämpfern

Die Gastgeber zogen zwischenzeitlich auf 12:17 davon. Aber das DHB-Team zeigte Charakter, fand in der Abwehr bessere Mittel und verkürzte vor dem Wechsel noch auf 14:17. Allerdings verpuffte die Hoffnung, die vor der Halbzeitpause aufkeimte, recht schnell, denn Frankreich starte mit einem Lauf von drei Toren in Hälfte zwei- 14:20. Auch von diesem Dämpfer ließen sich die deutschen Handballer nicht beirren: Mit einer verbesserten Abwehr, den Paraden von David Späth und mehr Geduld im Offensivspiel kämpften sich die deutschen Handballer heran, kamen in der 48. Minute zum Ausgleich und drei Minuten später durch Sebastian Heymanns sechsten Treffer der Partie zur ersten Führung (26:25/ 51.). In der Crunchtime konnten die bei weitem nicht mehr souverän agierenden Favoriten zwar noch durch mehr Konsequenz von der Siebenmeter-Linie die Führung bis zur Schlussminute halten-doch die beiden Treffer von Renars Uscins bescherten den Gastgebern dann noch das Aus bei diesem olympischen Turnier und dem DHB-Team den ersten Halbfinaleinzug seit Rio 2016.

Deutschland:
Wolff (1.-14./ bei zwei Siebenmetern/ 0 Paraden), Späth (ab 14./ 14 Paraden)- Golla (6), Witzke, Heymann (6), Knorr (5), Köster (1), Uscins (14/3), Häfner, Dahmke (1), Mertens (1), Steinert (1), Grgic, Kohlbacher.

Schweden scheidet nach knapper Niederlage gegen Dänemark aus

Während die vier Löwen im DHB-Team den Einzug ins Halbfinale feiern konnten, ist der Traum von einer olympischen Medaille für Mikael Appelgren bei diesem Turnier beendet. Im dritten Viertelfinale des Tages in Lille unterlag Schweden Dänemark knapp mit 31:32 (16:16).