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Handball-WM: Deutsch-Dänisches „Löwen-Treffen“ in Doha (RNZ)

Niklas Landin, Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki werden sich beim Spiel von Deutschland gegen Dänemark als Gegner gegenüberstehen.

Doha. (miwi) Sie redeten miteinander. Kurz zwar nur, ein paar Minuten vielleicht, aber es herrschte keine Eiszeit, als sich Niklas Landin, Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki gestern auf den Fluren des Teamhotels trafen. Am heutigen Dienstagabend (19 Uhr, live bei Sky) werden sich die Kumpels aus dem Verein auf dem Spielfeld als Gegner gegenüberstehen. Dann spielt Deutschland bei der Handball-Weltmeisterschaft gegen Dänemark und spielen nicht die Rhein-Neckar Löwen gegen irgendwen.

Das Duell zwischen dem Torhüter und einem Außenspieler ist beim Handball das reizvollste, weil es viel mehr mit Psychologie zu tun hat als bei allen anderen auf dem Feld. Vor allem der Torhüter versucht, den Schützen in eine Falle zu locken, bietet eine Ecke des Tores zum Wurf an, um eine Winzigkeit später den Ball genau dort abwehren zu wollen. Der Schütze hingegen versucht, die „Wurffalle“ des Keepers zu durchschauen und daraus seinen eigenen Vorteil zu ziehen.

Eine Art Katz-und-Maus-Spiel, in dem die Rollen ständig wechseln können. Trifft der Angreifer, ist er beim nächsten Mal die schlaue Maus, scheitert er, tritt er beim nächsten Mal als Katze an. „Das hat schon etwas mit Psychologie zu tun“, sagt Groetzki, der als einer der besten Rechtsaußen der Welt gilt und das Katz-und-Maus-Spiel deshalb beherrscht. Genauso wie sein Kollege Uwe Gensheimer.

Am heutigen Dienstagabend bekommen sie es allerdings mit Landin zu tun, der als Torhüter ebenfalls ein Meister seines Faches ist. Und der die deutsche Flügelzange aus dem Verein genau kennt. Die Frage lautet deshalb, wem das Wissen aus dem täglichen Training mehr hilft, Torhüter Landin oder den Außen Gensheimer und Groetzki.

„Was haben die anderen gesagt?“, reagierte Landin gestern mit einer Gegenfrage. Und als der Torhüter erfuhr, dass er der Erste in der Reihe sei, entgegnete er – nicht ganz ernst gemeint: „Mist!“ Das Psychospiel – so könnte man meinen – begann schon 24 Stunden vor dem Aufeinandertreffen auf dem Feld. „Ich denke, beide Seiten kennen sich gut aus dem Verein. Es wird darauf ankommen, wer besser ins Spiel findet. Wer bei den ersten Duellen gewinnt“, sagte der dänische Torwart. Und damit gab er im Grunde die gleiche Antwort wie sein heutiger Gegner. „Wahrscheinlich ist es für denjenigen ein Vorteil, der am Anfang die besseren Aktionen hat“, befand Groetzki, der im bisherigen Turnierverlauf wie sein Pendant auf dem anderen Flügel absolute Weltklasse-Leistungen aufs Parkett legte. Niklas Landin hingegen zeigte bei seinem Einsatz gegen Argentinien nicht die Form, mit der er dem Rest der Handball-Welt ansonsten Furcht einflößt. Beim Kantersieg gegen Saudi Arabien stand dann der Ersatzmann Michael Green zwischen den Pfosten.

Nikolaj Jacobsen, der Vereinstrainer des Trios, ist sehr gespannt, wie das deutsch-dänische Duell ausgeht. Er selbst hat keine Vorahnung. „An manchen Tagen bekommen sie im Training gegen Niklas keinen Ball rein, und manchmal hauen sie ihm die Dinger nur so um die Ohren“, verriet er. Als ehemaliger Weltklasse-Linksaußen hat er aber einen Tipp für die Feldspieler: „Einfach sein Ding durchziehen.“ Und genau das hat Groetzki vor: „Das Beste ist, wenn man seine Sachen geradeaus durchzieht. Wenn ich versuchen würde, andere Dinge als sonst zu tun, würde das sehr wahrscheinlich schief gehen.“

Am heutigen Abend nach dem Spiel werden sich der Torhüter und die Außen in den Arm nehmen und für den weiteren Turnierverkauf viel Erfolg wünschen. Und erst dann werden sie wissen, wer das vereinsinterne Duell für sich entschieden hat.

Von Michael Wilkening