Veröffentlichung:

Punktgewinn gegen den Vizeweltmeister Dänemark

DHB-Auswahl vor Sprung ins WM-Achtelfinale

In einem Duell auf Weltklasse-Niveau führt die deutsche Nationalmannschaft lange gegen Dänemark, ist am Ende aber auch mit einem Punkt durchaus zufrieden.

Die deutsche Mannschaft hat bei der WM in Katar endgültig unter Beweis gestellt, dass sie nach fünf Monaten unter Bundestrainer Dagur Sigurdsson endgültig in der Weltklasse angekommen ist. Im dritten Vorrundenspiel gegen Dänemark bot das DHB-Team dem Vize-Weltmeister über die gesamte Spielzeit die Stirn, erspielte sich Mitte der zweiten Halbzeit sogar einen Drei-Tore-Vorsprung (27:24, 51. Minute), war am Ende dann aber überglücklich mit einem 30:30-Unentschieden. Durch diesen Punktgewinn bleibt die deutsche Mannschaft weiterhin an der Spitze der Vorrundengruppe D und hat sich praktisch zwei Spieltage vor dem Ende der Gruppenphase fürs WM-Achtelfinale qualifiziert.

Taktikfuchs Sigurdsson überlegte sich für die Abwehr einen ganz ausgefallenen Schachzug: Von Anpfiff an kümmerte sich Patrick Groetzki in Manndeckung um den dänischen Superstar Mikkel Hansen, verfolgte ihn über das gesamte Feld. Auch Hendrik Pekerl interpretierte seine Rolle auf der Spitze der Abwehr äußerst offensiv. Diese Deckungsvariante überraschte die Dänen augenscheinlich und stellte sie gleichzeitig durchaus vor Probleme. In den ersten fünf Minuten musste Carsten Lichtlein, der zum ersten Mal im Laufe der WM von Beginn an den Vorzug vor Füchse-Keeper Heinevetter erhielt, nur einmal hinter sich greifen. Die deutschen Leistungsträger Gensheimer, Weinhold und Groetzki zeigten sich in der Anfangsphase in der Offensive dagegen nicht so zurückhaltend und so zog das DHB-Team schnell auf 3:1 davon (5.).

Doch Dänemarks individuelle Qualität brachte den Favoriten wieder zurück ins Spiel. Der endlich verletzungsfreie Rasmus Lauge Schmidt vom THW Kiel zog überlegt die Fäden, fand immer wieder seinen THW-Kollegen Rene Toft Hansen am Kreis. So entwickelte sich ein Schlagabtausch, sowohl auf Augenhöhe als auch auf Weltklasse-Niveau. Im deutschen Angriff waren die Rückraum-Akteure Drux, Strobel und Weinhold von Anfang auf Betriebstemperatur, kamen immer wieder durch Einzelaktionen zum Erfolg. Die Dänen hielten vornehmlich durch einwandfrei ausgespielte Überzahlsituationen den Anschluss, in denen sie die beiden Flensburger Außenspieler Anders Eggert (5 Tore) und Lasse Svan (3 Tore) in hervorragende Wurfpositionen brachten. Zur Halbzeit konnte sich kein Team absetzen, Steffen Weinhold glich in der 29. Minute zum 16:16-Pausenstand aus.

Im zweiten Abschnitt dann dasselbe Bild wie zuvor: Ein hartes Ringen zwischen zwei völlig ebenbürtigen Mannschaften. Selbst wenn die Dänen in der Deckung die Gangart verschärften, steckte das DHB-Team nicht zurück – ganz im Gegenteil: Der unermüdliche Martin Strobel suchte immer wieder nach Lücken, rieb sich regelrecht für die Mannschaft auf. In der 38. Spielminute dann ein absolutes Highlight: Strobel mit einem Unterarm-Hammer gegen Dänemarks Keeper Niklas Landin, Heinevetter entschärfte im Gegenzug einen Wurf von Mikkel Hansen, schickte Patrick Groetzki auf die Reise, der den Gegenstoß souverän verwandelte. Der Aufwind nach diesem 19:18 war spürbar, zweimal Weinhold und einmal Kapitän Gensheimer in seinem 101. Länderspiel erhöhten sogar auf 24:21 (45. Minute). Doch die Dänen kamen in der Schlussphase wieder heran.

Zwei Zeitstrafen gegen Michael Müller und Erik Schmidt brachten dem strauchelndem Favoriten mehr Raum, den er gekonnt nutzte. In der 57. Spielminute glich Weltstar Mikkel Hansen mit seinem 6 Treffer (bei 11 Versuchen) der Partie zum 29:29 aus. „Man of  the Match“ Steffen Weinhold spielte zwar noch einmal die 30:29-Führung, doch HSV-Rechtsaußen Hans Lindberg glich im Gegenzug in Überzahl wieder aus. Im letzten Angriff der Partie fand das DHB-Team, obwohl Bundestrainer Sigurdsson als letztes Mittel auch noch Rückraum-Shooter Jens Schöngarth von der TuS N-Lübbecke aufs Feld schickte, keinen Weg mehr, die dänische Abwehr in Unterzahl zu knacken.

 

Aufstellung und Tore DHB: Heinevetter, Lichtlein; Kneer, Gensheimer (6), Sellin, Wiencek (1), Pekeler (3), Groetzki (6), Weinhold (8), Strobel (3), Schmidt, Kraus, Müller, Schöngarth, Böhm, Drux (3)

Foto: Michael Heuberger