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„Harte Arbeit, hohe Ziele“

Guðmundur Guðmundsson im Interview

Guðmundur Guðmundsson ist es gewohnt, viel zu arbeiten, deshalb hat er auch die Aufgabe angenommen, als Sportlicher Leiter der Kooperation zwischen der AG Kopenhagen und den Rhein-Neckar Löwen tätig zu werden. Zusätzlich ist der Isländer weiterhin Nationalcoach seines Heimatlandes.

Herr Guðmundsson, man kennt Sie als isländischen Nationaltrainer, der Silber bei Olympia 2008 und Bronze bei der EM 2010 holte. Aber inzwischen sind Sie auch bei den Kooperationsvereinen AG Kopenhagen und den Rhein-Neckar Löwen tätig. Wie würden Sie Ihr Tätigkeitsfeld beschreiben?

In der Position bin ich der Sportliche Leiter der Kooperation zwischen beiden Klubs. Und dabei auch die rechte Hand von Jesper Nielsen, dem Hauptsponsor der AG und Aufsichtsratsvorsitzenden der Löwen. Zu meinen Aufgaben gehören natürlich die genaue Abstimmung mit den Trainern beider Vereine, die Verantwortlichkeit für Spielersichtungen und der Einkauf sowie das Nachwuchs-Scouting. Wenn es um Spielerverträge geht, folgt logischerweise die Abstimmung mit den beiden Managern der Klubs, Sören Colding für Kopenhagen und Thorsten Storm für die Rhein-Neckar Löwen.

Das bedeutet, Sie verbringen einige Zeit in Dänemark und einige in Deutschland, wie sieht Ihr Plan denn genau aus?

Geplant ist, 50 Prozent der Zeit in Deutschland und 50 Prozent in Dänemark zu verbringen, in Kopenhagen werde ich so oft wie möglich im Training sein und versuchen, alle Spiele zu sehen, in Mannheim versuche ich so viel wie möglich Spiele und Trainingseinheiten zu sehen.

Das klingt nach einem Leben aus dem Koffer…

Ich bin es gewohnt, sehr viel zu arbeiten. Aber ich freue mich auf diese sehr interessante Arbeit. Man muss erst noch sehen, wie viel es unter dem Strich sein wird.

An welchen Transfers waren Sie bereits beteiligt?

Ich bin seit einigen Monaten in die Planungen involviert.

Sie haben schon einige große Erfolge mit der isländischen Auswahl gefeiert, gelten als absoluter Fachmann und international anerkannter Trainer. Was trauen Sie den beiden Klubs in der kommenden Spielzeit zu?

Nun zunächst zur AG Kopenhagen: Ziel ist die dänische Meisterschaft und der dänische Pokalsieg. Leicht wird das aber nicht, es wird auch darauf ankommen, wie schnell die Mannschaft als eingespielte Einheit auftreten wird. Aber ein Team auf diesem Niveau wie die AG gab es in Dänemark noch nie. Die Rhein-Neckar Löwen sollten erneut einen Schritt nach vorn machen und den Abstand zu den führenden Teams aus Kiel und Hamburg weiter verkürzen. Dazu gehört mit Sicherheit, dass die Löwen mehr Konstanz als in der vergangenen Saison an den Tag legen. Man muss sehen, wie die Sieben aus der Vorbereitung kommt, aber das Erreichen der Champions League über das Wildcard-Turnier sollte das nächste Ziel sein.

Wie sehen Ihre Ambitionen mit der isländischen Nationalmannschaft aus und was trauen Sie Ihrem Team bei der Weltmeisterschaft im Januar 2011 in Schweden zu?

Wir haben mit Silber bei Olympia und Bronze bei der EM zuletzt zwei gute Ergebnisse erzielt und hoffen natürlich, auch bei der WM 2011 gut abzuschneiden. Wir haben eine erfahrene Mannschaft mit sehr guten Charakteren, aber wir stehen nach den zurückliegenden Erfolgen auch entsprechend unter Druck: Die Nation erwartet auch in Schweden eine Medaille. Es wird darauf ankommen, wie wir die Vorrunde überstehen und uns dann in einer harten Zwischenrunde, in der es gegen Spanien, Deutschland und Frankreich gehen kann, präsentieren. Aber sicher ist, wir arbeiten immer hart und stecken uns hohe Ziele.

Sportliche Vita Guðmundur Guðmundsson:

Als aktiver Spieler nahm Guðmundsson an zwei Olympischen Spielen teil, doch weder in Los Angeles (1984) noch in Seoul (1988) reichte es für die Isländer zu einer Medaille. Insgesamt brachte es der heutige Nationaltrainer auf 236 Länderspiele und als Linksaußen wurde er in seiner Heimat zu einem Helden. Als Coach der Landesauswahl führte er Island 2004 zu den Olympischen Spielen nach Athen, die mit dem neunten Rang und damit unterhalb der eigenen Erwartungen endeten. Anschließend übernahm er die Geschicke bei Fram Reykjavík und führte den isländischen Hauptstadtklub bis in die Champions League. Nach der Europameisterschaft 2008, nachdem Alfreð Gíslason seine Tätigkeit als Nationaltrainer aufgegeben hatte, fungierte Guðmundsson erneut als Nationaltrainer und führte die Isländer bei den Olympischen Spielen in Peking zum größten Erfolg ihrer Geschichte. Nach dem Gewinn der Silbermedaille wurde der Coach wie die Mannschaft in Island überschwänglich empfangen. Er wurde für den Erfolg von Peking mit dem höchsten Orden, den Island zu vergeben hat, ausgezeichnet. Bei der EM in Österreich im Januar 2010 holten die Isländer die Bronzemedaille.

Mit sechs Jahren begann Guðmundsson Handball zu spielen. „Es war immer ein Teil meines Lebens, ich liebe diese Sportart“, unterstreicht er. Zehn Jahre war er Teil des Nationalteams, sehr früh, im Alter von 28 Jahren wurde er Spielertrainer und startete seine Laufbahn als Coach. Inzwischen hat er 22 Jahre als Trainer in  Island, Deutschland und Dänemark sowie als Nationalcoach auf dem Buckel.