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Harte Zeiten für die Rhein-Neckar Löwen (RNZ)

Berlin/Heidelberg. (dh) Er sprach leise. In kurzen, in monotonen Sätzen. Thorsten Storm schien am ienstagabend genau zu überlegen, feilschte an jedem Wort ,biss sich auf die Zunge, wollte nicht zum vernichtenden Rundumschlag ausholen. Oder war der Manager der Rhein-Neckar Löwen einfach nur gelähmt? Zermürbt von einer Leistung zum Vergessen, von einer Vorführung in zwei Akten? Das 28:35 in der Max-Schmeling-Halle war ein Tiefschlag. Dort, wo man sich so viel vorgenommen hatte, dort, wo die Gelben zurückschlagen wollten. Und am Ende selbst verprügelt wurden.

Vor allem das Wie schmerzt. Gerade die letzten Minuten, in denen die Füchse das lustlos wirkende Rudel regelrecht abschlachteten, gingen gar nicht:„Es hat weh getan das zu sehen. Die Mannschaft hat es einfach laufen lassen.“ Erklärt Gudmundur Gudmundsson. Nachdenklich wirkte der Trainer dabei, fast schon ein wenig resignierend.

Deutlicher wurde der Isländer trotzdem nicht. Er legt nach wie vor schützend die Hand über sein Personal. Das ehrt ihn, hilft ihm aber nicht weiter. Denn im Hintergrund, in Fankreisen, wetzen sie bereits die Messer, fordern seine Ablösung. Viele wünschen sich einen neuen starken Mann, der den Erfolg zurückbringt. Doch ist das wirklich der richtige Ansatz? Was kann ein Trainer dafür, wenn seine Stars die Bälle nicht fangen, wenn selbst einfachste Pässe im Nirgendwo landen, wenn „Hundertprozentige“ verballert werden.

Fakt ist jedoch: Spätestens jetzt wäre noch im letzten Jahr richtig Feuer unterm Dach gewesen. Für den Trainer aber auch für einige Spieler wäre es eng geworden. Mittlerweile ist das anders. Der Wind hat sich gedreht. In Zeiten, in denen der Löwen-Rubel nur noch bedingt rollt, müssen kleinere Brötchen gebacken werden. Der Sparzwang verpflichtet, lässt keinen Spielraum für neue Kräfte – egal auf welcher Position.

Wobei insbesondere einer fehlt. Ein echter Führungsspieler. Ein Typ, der auch mal dazwischen haut, ein Zeichen setzt und die anderen mitreißt. Denn sobald es mal nicht so läuft, ist es häufig das Gleiche: die Löwen lassen die Köpfe hängen, verlierenden Glauben an das eigene – ohne Zweifel vorhandene – Potenzial. Emotionen und Wille müssen dann her. Tugenden, die viele kleine Mannschaften auszeichnen. Der THW Kiel ist keine kleine Mannschaft, sondern eine ganz große. Aber auch dort werden Emotionen und Kampf gelebt. Genau diese Vorzüge haben den Rekordmeister am Dienstagabend gerettet: Magdeburg war über weite Strecken der Partie besser, trotzdem hat der Ostsee-Riese das Ruder noch rumgerissen. Ein weiteres Problem, das seit Jahren wie ein Fluch über dem Löwen-Himmel hängt: die Konstanz. Auf starke Phasen, die es auch in Berlin gab, folgen stets ganz schwache. Mal Weltklasse, mal Mittelmaß. Und das im Minutentakt. In der stärksten Liga der Welt kann man sich das nicht erlauben. Gegen niemanden.

Bleibt zu hoffen, dass den Gelben die Wende zum Guten gelingt. Viel Zeit haben sie nicht: das Achtelfinale im DHB-Pokal gegen Meister Hamburg am 14. Dezember rückt näher und näher. Hier heißt es: Verlieren verboten! Klingt hart, ist aber so. Denn über den Pokal könnte die Saison noch gerettet werden.

Übrigens: Torhüter Henning Fritz verfolgte das Duell bei den Füchsen vor dem heimischen TV-Gerät. Verletzt war er nicht. Der Weltmeister von 2007 zur RNZ: „Mir wurde mitgeteilt, dass Tomas Svensson auch mal wieder Spielanteile bekommen müsste. Das hat mich schon ein wenig überrascht.“