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Harter Kampf gegen die „Zebras“

Löwen unterliegen Kiel mit 27:30

Am Ende reichte es nicht ganz. Trotz starker Vorstellung unterlagen die Rhein-Neckar Löwen vor rund 10.000 Zuschauern in der SAP ARENA dem Spitzenreiter THW Kiel mit 27:30 (16:18). Bester Torschütze einer sehenswerten Partie war Uwe Gensheimer mit neun Treffern.

„Es war klar, dass wir heute ein perfektes Spiel hätten machen müssen“, sagte Löwen-Torwart Henning Fritz. „Das ist uns nur in den ersten 20 Minuten gelungen. Dann haben wir zwischendurch leider den Faden verloren und in der entscheidenden Phase reichen dann nunmal zwei, drei vergebene Chancen, um so ein Spiel zu entscheiden.“ Der angeschlagene Krzysztof Lijewski stand zwar im Kader, doch der Pole nahm nur auf der Bank Platz. Für ihn rückte Michael Müller, der unter der Woche im Pokal so stark aufgetrumpft hatte, in die Startformation. Und die Löwen begannen stark, Uwe Gensheimer legte zwei Mal vor, aber die „Zebras“ kamen jeweils schnell zurück. Die 5:1-Deckung der Löwen machte dem Rekordmeister zu schaffen, so dass THW-Trainer Alfreð Gíslason schon nach acht Minuten (5:2) die Grüne Karte legen musste. Der Isländer schickte nun Filip Jícha, der zuerst draußen geblieben war, ins Rennen, aber Gensheimer erhöhte zunächst auf vier Tore Unterschied. Kiels Keeper Thierry Omeyer bekam erst nach zehn Minuten den ersten Ball zu fassen, die Badener hielten allerdings ihren Vorsprung, auch dank zweier schöner Gegenstoßtore Gensheimers. Bei einem weiteren Gegenstoß hatte der Löwen-Kapitän Pech, dass sein Treffer wegen eines fragwürdigen Schrittfehlers nicht gegeben wurde und wenig später Marcus Ahlm ins Schwarze traf. 12:9 statt 13:8, das war bitter zu diesem Zeitpunkt (17.). Die Kieler wurden nun zunehmend stärker, für den Löwen-Rückraum bot sich in der Deckung keine Lücke. Róbert Gunnarsson setzte noch einmal wichtige Impulse, bekam die scharfen Zuspiele zu fassen und traf zwei Mal, doch sein Tor zum 14:11 (20.), blieb für neun Minuten das letzte. Mit einem 6:0-Lauf, zu dem alleine Jícha drei Treffer beisteuerte, setzte sich der Bundesliga-Spitzenreiter auf 17:14 ab (29.). Immerhin hielt Gensheimer kurz vor der Schlusssirene mit seinem siebten Tor im ersten Durchgang zum 16:18 die Hoffnung auf eine Überraschung am Leben.

Wer nun fürchtete, die „Zebras“ würden vom positiven Moment beflügelt in die zweite Hälfte starten, sah sich getäuscht. Gerade mal 38 Sekunden waren gespielt, da hatten Gunnarsson und Gensheimer den Ausgleich geschafft. Die Kieler leisteten sich nun einige Leichtsinnsfehler, aber die Löwen konnten kein Kapital daraus schlagen. Zur tragischen Figur in dieser Phase avancierte Žarko Šešum, der zwei Mal die Chance zur Führung vergab und obendrein eine Zweiminutenstrafe kassierte. Patrick Groetzki, Müller und Gensheimer hatten zudem drei Mal mit Holztreffern Pech. Umso erstaunlicher, dass die Gelbhemden im Spiel blieben. Gunnarsson rettete einen schlechten Pass per „Becker-Hecht“ und traf im selben Angriff zum 22:22 (44.). Omeyer lief nun allerdings zur Höchstform auf. Der Franzose parierte Versuche von Schmid, Šešum und Gunnarsson und war nun Hauptgarant der Kieler Führung. In der 50. Minute wurde er zudem zum Protagonisten der Schlüsselszene. Der Keeper fing einen Pass kurz hinter der Mittellinie ab, fuhr persönlich den Gegenstoß und bediente Landsmann Daniel Narcisse, der auf 25:22 erhöhte. Auf seinem Rückweg zum Tor stieß Omeyer mit Gensheimer zusammen – und das Schiedsrichtergespann Methe/Methe schickte prompt den Löwen-Linksaußen für zwei Minuten auf die Bank. Kurze Zeit später standen erneut beide Akteure im Mittelpunkt. Diesmal fiel Omeyer allerdings durch eine peinliche Schauspieleinlage auf, als er nach einer Parade gegen Gensheimer und einer kurzen Diskussion wie vom Blitz getroffen zu Boden stürzte und einen Kopfstoß simulierte, den es nicht gab. Es wurde hektisch in der Schlussphase, in der die Löwen den Anschluss nicht mehr schafften. Omeyer war mit 17 Paraden der Matchwinner.

„In solchen Spielen musst Du im Kopf blitzschnell umschalten“, sagte Kiels Linksaußen Dominik Klein, der immer wieder entscheidende Nadelstiche setzte. „Das ist uns heute gut gelungen.“ Was auch daran lag, dass Coach Gíslason auf die Angriffsvarianten der Hausherren nach 20 Minuten immer die passende Antwort parat hatte und zwischen 6:0- und 3:2:1-Deckung umschaltete. „Schade, wir haben sehr gut angefangen, hatten eine gute Strategie und vorne hat alles geklappt“, resümierte Löwen-Trainer Guðmundur Guðmundsson. „Wir haben toll gekämpft, waren aber am Ende auch etwas müde.“ Manager Thorsten Storm sah es ähnlich. „Gegen Kiel hast Du es immer schwer, selbst wenn Du in Bestbesetzung spielst. Nun haben uns heute drei Leistungsträger gefehlt und dass Omeyer am Schluss immer stärker wurde, lag ja auch daran, dass unsere Jungs immer müder wurden. Dass Kiel gewinnt, ist keine Überraschung, aber der THW musste sich gewaltig strecken und wir können stolz auf unsere Leistung sein“, so Storm, der seine Analyse mit der Bemerkung abschloss: „Es gibt auch wieder andere Zeiten.“ Am kommenden Dienstag haben die Rhein-Neckar Löwen mit ihrem Spiel beim TBV Lemgo schon  Gelegenheit, sich für die Niederlage zu rehabilitieren.

Rhein-Neckar Löwen: Stojanović, Fritz (ab 38.) – Müller (7), Schmid (2), Šešum (3) – Groetzki, Gensheimer (9/3) – Gunnarsson (5) – Roggisch, Durak (n.e.), Bielecki, Lund (1), Ruß (n.e.), Lijewski (n.e.), Abt (n.e.).
THW Kiel: Omeyer, Palicka (bei einem Siebenmeter) – Andersson (5), Narcisse (2), Ilić (7/3) – Sprenger (2), Klein (6) – Ahlm (1) – Kubeš (n.e.), Zeitz, Pálmarsson (2), Jícha (5), Lundström (n.e.), Dragićević (n.e.), Reichmann (n.e.).
Strafminuten: Šešum (2), Gensheimer (2) – Ilić (2), Andersson (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Alfreð Gíslason.
Zuschauer: 9.511.
Schiedsrichter: Bernd Methe / Reiner Methe (Vellmar/Vellmar).
Spielfilm: 2:2 (5.), 6:4 (10.), 9:7 (15.), 13:10 (20.), 14:15 (25.), 16:18 (Hz.); 19:19 (35.), 20:22 (40.), 22:23 (45.), 23:25 (50.), 25:29 (55.), 27:30 (Endstand).
Zeitstrafen: 2/2.
Siebenmeter: 3/3 – 3/3.
Beste Spieler: Gensheimer – Omeyer, Klein.