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Hauchdünner Sieg gegen Göppingen

Löwen schlagen Frisch Auf im Halbfinale des EHF-Pokals mit 33:32 / Rückspiel am Freitag

Die Rhein-Neckar Löwen gehen mit einem hauchdünnen Vorsprung in das Halbfinal-Rückspiel im EHF-Pokal. Die Mannschaft von Guðmundur Guðmundsson besiegte im ersten Duell der Vorschlussrunde Frisch Auf Göppingen im innerdeutschen Duell mit 33:32 (15:13). In packenden 60 Minuten verpassten es die Badener einige Male, sich entscheidend von den Göppingern abzusetzen, so dass im Rückspiel am kommenden Freitag in der EWS Arena (19:30, live bei Sport1) noch alles möglich ist.

„Wir denken nicht darüber nach, ob wir hätten höher gewinnen können“, sagte Bjarte Myrhol unmittelbar nach dem packenden ersten Duell der beiden Teams aus Baden-Württemberg. Der Kreisläufer, mit sieben Treffern bester Löwen-Torschütze war trotz des knappen Vorsprungs zufrieden: „Wir haben gegen eine richtig gute Göppinger Truppe gespielt, die voll dagegen gehalten hat.“ In der SAP Arena wurde in der Tat um jeden Zentimeter Boden gekämpft.

„Ich kann mich noch nicht freuen, denn es warten noch 60 Minuten in Göppingen auf uns“, sagte Velimir Petkovic trotz der guten Ausgangslage nach Spiel eins. Der Göppinger Trainer gab aber zu: „Wenn uns vor dem Spiel jemand eine Niederlage mit einem Tor angeboten hätte, hätten wir sofort angenommen.“ Verständlicherweise war Guðmundsson nicht mit dem Ergebnis einverstanden. „Wir können und müssen uns in der Abwehr steigern“, erklärte der Löwen-Coach, weil er mit dem Defensivspiel speziell in der zweiten Halbzeit nicht einverstanden war. Hinzu kam, dass die Löwen das Torhüterduell verloren.

„Es geht um jedes Tor und jede Angriffsaktion“, hatte Ivan Čupić vor dem Spiel angekündigt und entsprechend konsequent startete der Rechtsaußen in die 60 Minuten. Nach dem 1:0 durch Michael Müller legte der Kroate zwei Treffer zum 3:0 nach, ehe Andi Schmid sogar auf 4:0 nach sieben Minuten erhöhte. Trotz des tollen Starts gab es aber auch eine Schrecksekunde für das Löwenrudel, denn nach vier Minuten war Uwe Gensheimer umgeknickt und mit schmerz verzerrtem Gesicht auf dem Hallenboden liegen geblieben. Niklas Ruß kam aufs Feld, während Gensheimer hinter der Ersatzbank behandelt wurde. Zum Glück kehrte der beste Torschütze der Badener nach zehn Minuten dick bandagiert aufs Feld zurück.

Die Göppinger benötigten fast acht Tore, um zum ersten Mal zu treffen, schafften es danach aber zügig, ins Spiel zu finden und den Rückstand zu verkleinern. Zusätzlich konnten sich die Göppinger auf ihren Torhüter Bastian Rutschmann verlassen, der bei einer 8:5-Führung für die Löwen hintereinander Gegenstöße von Gensheimer und Čupić abwehrte und den Rückstand damit im Rahmen hielt.

Der große Göppinger Fanblock hatte wenig später noch mehr Grund zum Jubeln, denn mit Rutschmann kristallisierte sich ihr Keeper als bester Akteur der ersten 30 Minuten heraus. Bis zur Pause hatte der elf Paraden auf dem Konto und Frisch Auf dadurch eine gute Ausgangsposition. In der 26. Minute gelang Tim Kneule in Unterzahl sogar der 11:11-Ausgleich, was Guðmundsson zwang, die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch zu legen – der Vorsprung aus der Anfangsphase war dahin.

Die Ansprache des Löwen-Trainers verfehlte seine Wirkung nicht, denn mit Treffern durch Bjarte Myrhol per Heber und Gensheimer zog das Heimteam auf 13:11 davon und hielt den Zwei-Tore-Vorsprung bis zur Halbzeitpause – 15:13. Die 6.483 Zuschauer hatten bis dahin bereits eine packende Begegnung gesehen, in der sich beide Mannschaften nichts schenkten. Sieben Zeitstrafen mussten die spanischen Schiedsrichter aussprechen, verteilten diese aber fair auf beide Teams.

Nach Wiederbeginn blieb es bei dem Abnutzungskampf auf hohem Niveau, den die Göppinger zunächst durch ein Tor von Momir Rnić zum 17:17 ausgleichen konnten, ehe die Löwen wieder am Zug waren. Bis auf vier Tore zogen sie davon (22:18, 40.), so groß war der Vorsprung seit der Anfangsphase nicht mehr. Die Freude währte aber nur kurz, denn erneut Rnić und der starke Halbrechte Michael Thiede brachte Frisch Auf nur vier Minuten später beim 22:23 wieder heran. Jetzt nahm Guðmundsson den bis dahin glücklosen Goran Stojanović aus dem Kasten und brachte unter dem Jubel der Fans Henning Fritz.

Der Weltmeister von 2007 führte sich mit einer Parade sehr gut ein, so dass die Löwen wieder auf 26:23 davon eilten, ehe wiederum Rnić verkürzte. Der Serbe trumpfte groß auf, war von der Löwen-Abwehr kaum zu kontrollieren, so dass die Göppinger dran blieben. Neun Minuten nahm Petković seine Auszeit, als sein Team 27:29 hinten lag und ehe die knisternd spannende Schlussphase begann.

Sechs Minuten vor dem Ende lagen die Löwen mit drei Treffern vorne (31:28), doch danach fehlte den Badenern das Quäntchen Glück. Die Abpraller landeten jetzt bei den Göppingern, die durch zwei Tore von Dragos Oprea zum 31:31 ausglichen. Jetzt nahm Guðmundsson seine Auszeit, was durch Krzysztof Lijewskis zwei Tore für die 33:32-Führung sorgte. Nachdem Stojanović, der inzwischen wieder aufs Feld zurückgekehrt war, den letzten Göppinger Wurf abwehrte, hatten die Löwen sogar noch die Chance zum 34. Tor, als nach Ablauf der Uhr Čupić zum Siebenmeter antrat. Aber der Kroate scheiterte an Rutschmann, der dafür sorgte, dass Frisch Auf die knappe Niederlage wie einen Sieg feierte.

„Es wäre mehr möglich gewesen, wir wollten hier gewinnen“, sagte Rutschmann anschließend. Dennoch war der Held der Göppinger-Fans nicht unzufrieden: „Damit können wir gut ins Rückspiel gehen.“ Eine spannende Partie wartet in der EWS Arena, glaubt auch Myrhol: „Es ist erst Halbzeit. Wir fahren nach Göppingen und wollen dort gewinnen, wissen aber gleichzeitig, dass das sehr schwer wird.“

Ehe sich Löwen und Frisch-Auf-Cracks am kommenden Freitag zum Rückspiel in Göppingen treffen, steht für die Badener noch eine wichtige Begegnung in der Bundesliga an. Am kommenden Dienstag (20:15 Uhr) geht es für Gensheimer und Kollegen in der SAP Arena und zwei wichtige Zähler gegen den TBV Lemgo.

Rhein-Neckar Löwen: Stojanović, Fritz (ab 44.-50.), Svensson – Müller (1), Schmid (6), Bielecki (1) – Čupić (4), Gensheimer (5/1) – Myrhol (7) –  Roggisch, Šešum (3), Ruß (1), Lijewski (5), Gunnarsson (n.e.).
Frisch Auf Göppingen: Rutschmann, Tahirović (n.e.) – Thiede (7), Rnić (8/1), Horák (4) – Schöne, Oprea (5) – Späth (1) – Kneule (7), Mrvaljević (n.e.), Lobedank (n.e.), Markez (n.e.), Anušić, Schubert (n.e.), Markičević .
Strafminuten: Müller (2), Gensheimer (4), Roggisch (4) – Anušić (4), Oprea (2), Kneule (2), Thiede (4), Horak (4).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Velimir Petković.
Zuschauer: 6.483.
Schiedsrichter: Lorente / Serradilla (Spanien).
Spielfilm: 3:0 (5.), 5:3 (10.), 8:5 (14.), 8:6 (19.), 10:8 (23.), 11:11 (26.), 15:13 (Hz.), 17:15 (33.), 22:18 (40.), 23:22 (44.), 27:24 (47.), 28:27 (50.), 31:28 (54.), 31:31 (58.), 33:32 (Endstand).
Zeitstrafen: 5/8.
Siebenmeter: 3/1 – 1/1.
Rhein-Neckar Löwen: Uwe Gensheimer scheitert an Rutschmann.
Rhein-Neckar Löwen: Ivan Čupić scheitert an Rutschmann.
Beste Spieler: Myrhol, Lijewski – Rutschmann, Thiede, Kneule, Rnić.