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Hausaufgabe etwas schludrig erledigt (BNN)

Nach Pflichtsieg über Gummersbach wollen Löwen beim Showdown in Kiel den THW „ärgern“

Carsten Lichtlein war bester Stimmung, obwohl er mit dem VfL Gummersbach gerade bei den Rhein-Neckar Löwen mit 24:29 (11:17) verloren hatte. Aber dass sich die Niederlage in Grenzen hielt vor 11 200 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena, lag zum nicht geringen Teil am Torhüter der Handball-Nationalmannschaft, den auch die Löwen-Fans feierten. Lichtlein schrieb Autogramme und posierte vor Kameras, nachdem er seine Kumpels Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki und Stefan Kneer aus der deutschen Auswahl innig umarmt. Lichtlein gab auch zu, dass er gerne das Löwen-Trikot tragen würde und ließ bei der Antwort auf die Frage nach dem deutschen Meister seine Sympathien für die Badener erkennen. Er könne zwar nicht sagen, wer das Rennen mache zwischen dem THW Kiel und den Löwen, „es wird aber auf jeden Fall eng“. Der Diplomat im Trainingsanzug hätte nämlich auch sagen können, dass es mit einer so inkonstanten Leistung wie gegen den VfL nicht reichen wird für den Herausforderer.

Die klareren Aussagen kamen von den Löwen selbst nach ihrem zehnten Liga-Sieg hintereinander, der sie punktgleich (50:6) mit dem Spitzenreiter nach Kiel fahren lässt. Beim Tabellenführer, der gestern in Erlangen 36:22 (22:10) gewann, kommt es am Sonntag zum Showdown. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Aber wir wissen alle, dass wir eine Schippe drauflegen müssen“, sagte Kneer mit Blick auf das Duell, in dem es um den Titel geht. Der Sieger werde Meister, prognostizierte Gensheimer, der zwölf Tore erzielte, im direkten Duell mit Lichtlein aber auch fünf Großchancen liegen ließ. Der Kapitän nannte denn auch als Voraussetzung für einen Favoritensturz: „Wir müssen über 60 Minuten auf hohem Niveau spielen.“
Gegen Gummersbach klappte das nur über ein Drittel der Spielzeit. Dank einer zupackenden Abwehr, die die technischen Fehler der Gäste zu Ballgewinnen nutzte, liefen die Löwen anfangs einen Gegenstoß nach dem anderen und führten nach 23 Minuten mit 15:5. „Dann kam leider ein kleiner Einbruch und wir sind nur mit sechs Toren Vorsprung in die Pause gegangen. In der zweiten Halbzeit waren wir in der Abwehr nicht aggressiv genug, vielleicht fehlten die Kräfte. Aber ich bin froh, dass wir durch das Monsterprogramm mit einer weißen Weste gekommen sind und am Sonntag nach Kiel fahren können mit der Möglichkeit, die richtig zu ärgern“, sagte Trainer Nikolaj Jacobsen.
Ob der Vizemeister in Bestbesetzung antreten kann, ist aber noch unklar. Wie bei Mads Mensah Larsen, der zweimal zusehen musste, hofft Jacobsen auch bei Alexander Petersson auf Genesung in den nun spielfreien Tagen. Der Routinier zog sich gegen den VfL eine Adduktorenblessur zu. „Ich hoffe, dass die Verletzung nicht schlimm ist, sonst würde uns das hart treffen“, sagte der Trainer. Er betonte angesichts des breiteren Kieler Kaders: „Unsere Spieler müssen fit sein, wenn wir eine Chance haben wollen. Aber wir fahren hin und glauben an uns.“ Kiel bangt um den Einsatz von Linksaußen Dominik Klein, der sich in Erlangen das linke Knie stark verdrehte.
Von Reinhard Sogl