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Löwen bleiben vor Gipfeltreffen in Kiel gelassen (RNZ)

Respekt, aber keine Angst – Gensheimers Vertragsverlängerung: „Verhalten optimistisch“

Alexander Petersson humpelte, Mads Mensah Larsen stand gar nicht erst auf dem Spielberichtsbogen. Der Däne kam ganz lässig: in Jeans und Polohemd. Das Löwen-Lazarett war am späten Samstagnachmittag nochmals angewachsen. Ausgerechnet jetzt, ausgerechnet vor dem Gipfeltreffen, dem Bundesliga-Showdown am Sonntag in Kiel. Klar, dass da die Vorfreude im gelben Lager eher verhalten ist. Trainer Nikolaj Jacobsen sagt: „Wenn wir dort eine Chance haben wollen, brauchen wir den kompletten Kader.“ Der Geschäftsführer nickt das ab. Lars Lamadé: „Wir können wirklich nur hoffen, dass beide am Sonntag fit sind, denn dann können wir Kiel schlagen, das haben wir in den letzten beiden Jahren bewiesen.“

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Bei Petersson, der während des Gummersbach-Spiels über Schmerzen im Oberschenkel geklagt hat, steht die Diagnose noch aus. Und Mensah Larsen soll am Freitag wieder ins Training einsteigen. Kurz vor knapp also.

So viel zu den Fragezeichen, weiter mit einem fetten Ausrufezeichen: Die Löwen haben nun nämlich eine komplette Woche Zeit, sich von Kopf bis Fuß auf den Titelhamster einzustellen. Völlig ungewohnt ist das. Auch für Patrick Groetzki: „Ja, so etwas gab es schon ewig nicht mehr. Aber wir werden diese Zeit sicher gut nutzen.“ Grinst die Flügel-Rakete der Badener.

Vor allem taktische Maßarbeit ist gegen den THW gefragt. Und die bereitet Jacobsen in einem stillen Kämmerlein vor. Ein Videogerät und einen Fernseher – mehr braucht er eigentlich nicht, um Kiel Stück für Stück zu zerlegen. Genug Material hat er. Insbesondere das aus den direkten Duellen in dieser Saison. Jacobsen augenzwinkernd: „Da werden wir natürlich nochmal genau drüber schauen.“

Viel falsch wurde da nicht gemacht. Die Bilanz: Ein Mal knapp verloren (28:29), ein Mal überzeugend gewonnen (29:26). Und auch bei der Last-Minute-Heimpleite waren Uwe Gensheimer und Co. auf Augenhöhe. Mindestens. „Das stimmt“, zuckt Nikolaj Jacobsen mit den Schultern, „unter dem Strich war das eine extrem unglückliche Niederlage.“

Respekt ist also da, aber keine Angst. Warum auch fürchten? An guten Tagen können die Löwen jeden schlagen. Selbst Kiel in Kiel. Wie in der Vorsaison als der Vize-Meister an der Ostsee diesen historischen Pokalcoup landete. Und diesmal ist es erneut eine Art Endspiel. Der Sieger ist zwei Punkte vorne und hält fortan alle Trümpfe in der Hand. Groetzki beurteilt die Lage dennoch ein wenig anders: „Mit dem Begriff Endspiel tue ich mir ehrlich gesagt etwas schwer.“ Und warum? „Na, weil danach noch weitere Gegner folgen, gegen die du verlieren kannst. Trotzdem würde uns ein Sieg viel Rückenwind geben.“

Der Druck liegt ohnehin bei Kiel. Höherer Etat, breiterer Kader – die Rollen sind klar verteilt. Auch wenn man das bei den „Zebras“ anders sieht. Tiefstapeln gehört bekanntlich zum Geschäft. Doch in diesem Fall gehört schon viel Fantasie dazu. Jacobsen hat die nicht: „Da gibt es doch gar keine Diskussion, der Rückraum von Kiel ist der Beste der Welt.“

Bei den Löwen ist die Lufthoheit begrenzt. Dort verfolgt man andere Lösungsansätze. Vor allem den Weg über die Außen, über die Flügelzange Gensheimer/Groetzki, steht für Erfolg. Und „Gensel“ ist bereit. Zuletzt traf er meist zweistellig, verbreitet Angst und Schrecken. Hinter den Kulissen verhandelt er aktuell über seine Zukunft. Die Löwen wollen ihn mit aller Macht über 2016 hinaus halten. Wie sieht’s diesbezüglich denn aus, Herr Lamadé? „Die Gespräche laufen noch, aber ich bin verhalten optimistisch. Es ist aber noch ein Weg zurückzulegen.“

Von Daniel Hund