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Helfer in der Not

Andreas Holst Jensen kam Anfang September als Nachverpflichtung zu den Löwen und absolviert derzeit einen „HBL-Crashkurs“

Helfer in der Not: Andreas Holst Jensen kam Anfang September als Nachverpflichtung zu den Löwen und absolviert derzeit einen "HBL-Crashkurs".
Andreas Holst Jensen im Zweikampf mit Jona Schoch.

Helfer in der Not: Als den Rhein-Neckar Löwen Anfang September mehrere Rechtshänder im Rückraum wegen Verletzungen wegbrechen, reagieren sie auf dem Transfermarkt. Andreas Holst Jensen, seinerzeit vereinslos, wird am 8. September der Öffentlichkeit vorgestellt als Neuzugang. Zwei Tage später in Düsseldorf beim Löwen-Gastspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf feiert er sein Bundesliga-Debüt. Der Crashkurs HBL nimmt ab diesem Zeitpunkt so richtig Fahrt auf.

Ende des Monats steht der 28-jährige Halblinke zweimal nacheinander in der Start-Aufstellung – da hat sich die Verletztenmisere auf seiner Position noch einmal verschärft. Neben den schon länger lädierten Halil Jaganjac und Olle Forsell Schefvert fallen nun auch Juri Knorr und Philipp Ahouansou aus. Einsatzbereite Rechtshänder im Rückraum? Nahezu komplette Fehlanzeige. Und so landet der Helfer in der Not mit voller Wucht im kalten Wasser der LIQUI MOLY HBL.

„Es hat sich gut angefühlt“, fasst Andreas Holst Jensen seine ersten Bundesliga-Minuten zusammen. Fünf Jahre lang stand er in Diensten des dänischen Top-Klubs Aalborg Håndbold, ehe er 2022 erstmals den Sprung weg aus der Heimat wagte und sich Montpellier HB anschloss. Beim französischen Champions-League-Sieger von 2018 wollte es nicht so recht funktionieren, bremste ihn vor allem eine Verletzung gleich zum Start aus. Man trennte sich nach der Saison 2022/23 – aus Löwen-Sicht ein Glücksfall.

„Wir haben Andreas vor allem auch für die Trainingsqualität geholt. Die müssen wir weiter hochhalten“, sagte Löwen-Cheftrainer Sebastian Hinze zur Nachverpflichtung. Dass sich die Verletztensituation danach noch einmal verschärfte und der 2,02-Meter-Mann letztlich sogar in der Start-Sieben landete – damit war zum damaligen Zeitpunkt nicht zu rechnen. Umso wichtiger, dass der wurfgewaltige junge Mann keinerlei Berührungsängste zeigte. Weder mit den neuen Kameraden noch mit dem komplett neuen sportlichen Umfeld.  

Helfer in der Not „super-schnell integriert“

Helfer in der Not: Andreas Holst Jensen kam Anfang September als Nachverpflichtung zu den Löwen und absolviert derzeit einen "HBL-Crashkurs".
Andreas Holst gibt ein Autogramm.

„Andreas hat sich super-schnell integriert. Er ordnet sich in das Team ein und lebt seine Rolle. Das ist mit das Wichtigste bei einer Nachverpflichtung. Geholfen hat er uns direkt im Training, wo wir zwischenzeitlich nur noch vier Rückraumspieler insgesamt hatten“, sagt Co-Trainer Michael Jacobsen, der den Landsmann direkt ins Auge fasste, als klar war, wie krass sich die Lage im Löwen-Rückraum zuspitzen würde. Und wie hat Andreas Holst Jensen die ersten Tage erlebt?

„Die Mannschaft hat es mir leicht gemacht mit dem Ankommen“, sagt der aus dem Nordwesten Dänemarks stammende Blondschopf. Geholfen bei der Integration hat seine gemeinsame handballerische Vergangenheit mit zwei Löwen-Linkshändern: „Ich habe mit Jon (Lindenchrone) und Niclas (Kirkeløkke) bei GOG gespielt. Das sind zwei Klasse-Typen und ich freue mich sehr, dass ich nun wieder mit ihnen spielen kann.“ Mit Niclas teilt er die Leidenschaft fürs Computer-Zocken, mit Jon die Vorliebe fürs Abhängen mit Freunden. Und mit Olle Forsell Schefvert dürfte es demnächst zum Golfen gehen – sofern dafür die Zeit bleibt.

So schnell sich Andreas an die HBL gewöhnen musste, so rasant nimmt die Saison in den nächsten Tagen Fahrt auf. Drei Auswärtsspiele kommen auf die Löwen zu, zweimal in der Bundesliga (Eisenach und Berlin) und eines in der EHF European League. Dann wird der sympathische Neu-Löwe erstmals das Cup-Trikot tragen und sich auf internationaler Bühne mit seinem neuen Klub präsentieren dürfen.

Sein Vertrag läuft übrigens bis 31. Dezember dieses Jahres. Dann endet die Helfer-Mission in Diensten des zweifachen Deutschen Meisters und Pokalsiegers – sofern es bis dahin keine weitere Verletztenmisere zu beklagen gibt. Für den Fall der Fälle stünde Andreas Holst Jensen sicher bereit. Dass er in dieser Hinsicht hochflexibel ist, hat er eindrucksvoll bewiesen.