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Henning Fritz: „So ist auch ein Titel drin“

Heidelberg. Am Dienstagabend saß Henning Fritz daheim vor dem Fernseher. Ohne zu zappen wohlgemerkt. Denn es kam etwas, das ihn interessierte, 60 Minuten lang fesselte. Nein, es war kein Hollywood-Blockbuster, es waren vielmehr seine Handball-Kollegen, seine Kumpels, die da über den Bildschirm sausten: Die Rhein-Neckar Löwen spielten in Großwallstadt, siegten souverän mit 34:24 – ohne Henning Fritz. Er war bekanntlich verhindert. Sein Rücken ließ seinen Einsatz nicht zu. Selbst an ein Daumendrücken von der Tribüne aus, war nicht zu denken. Der Torwart: „Natürlich wäre ich gerne dabei gewesen, aber die Ärzte meinten, die Busfahrt wäre nicht optimal für meinen Rücken gewesen.“

Wie auch immer, am Ostersonntag, beim Champions-League-Kracher gegen Montpellier HB (SAP Arena, 17.45 Uhr), würde der 36-Jährige gerne wieder zwischen die Pfosten zurückkehren. Ob das klappt, wird sich kurzfristig entscheiden: „Momentan kann ich noch nicht voll trainieren“, verrät „Fritze“, „aber ich werde alles versuchen.“ Im Vorfeld des Viertelfinal-Krachers nahm sich der Weltmeister von 2007 Zeit für ein RNZ-Interview.

> Henning Fritz, der Auswärtssieg in Großwallstadt wurde richtig überzeugend heraus gespielt, oder?

Ja. Lediglich die ersten 15 Minuten waren nicht ganz optimal. Aber danach war das ein ganz souveräner Auftritt. Mich hat insbesondere die Höhe des Erfolgs gefreut. Schließlich hat Großwallstadt zuletzt mehrfach gezeigt, wozu es fähig ist.

> Aktuell befinden sich die Löwen in einer Topform. Gibt es dafür Gründe?

Na ja, es ist in den letzten Jahren doch häufig so gewesen, dass es gerade in der Hinrunde nicht so gut gelaufen ist, was immer stark mit den Veränderungen am Team zusammenhing. Zudem wurden ja auch die Trainer gewechselt, und da dauert es eben seine Zeit, bis sich alles eingependelt hat. Zudem ist es derzeit aber eben auch so, dass unsere erste Sieben eine große Sicherheit hat. Die Jungs wissen, dass sie gesetzt sind, das beflügelt sie, gibt ihnen eine große Sicherheit. Und Spieler wie Zarko Sesum oder Grzegorz Tkaczyk treffen momentan immer die richtigen Entscheidungen auf dem Feld. Beide sind in einer Spitzenform.

> Also ist dieses Jahr der erste Titel fällig…

Wenn wir auf diesem Level weiter spielen, ist sicher vieles möglich. Zuversichtlich stimmt, dass wir keine Schwankungen mehr haben. Wir können auf allen Positionen ein sehr hohes Level abrufen. Und so ist auch ein Titel drin.

> Nun kommt Montpellier. Ein schwerer Gegner?

Sicherlich. Das ist eine Mannschaft, die sehr unbequem spielen kann. Was mit ihrer offensiven Abwehr zusammenhängt. In 1:1-Situationen ist Montpellier richtig gefährlich. Wir müssen uns deshalb besonders gut bewegen und schnell den Ball laufen lassen. Ich tippe auf zwei ganz enge Partien.

> Gibt es ein Wunschergebnis?

Nein. Logischerweise ist ein höherer Vorsprung, den man mit ins Rückspiel nehmen kann, immer gut, doch er kann auch zu unkonzentrierten Aktionen verleiten. Außerdem ist es im Handball nichts Ungewöhnliches, dass eine Mannschaft daheim einen Acht-Tore-Vorsprung herauswirft und auswärts dann mit zehn Toren untergeht. Das hat es alles schon gegeben.

> Themawechsel: Zuletzt herrschte im Löwen-Umfeld viel Unruhe. Aufsichtsratsboss Jesper Nielsen holt einige Spieler nach Dänemark. Manager Thorsten Storm hofft, dass nun Ruhe einkehrt, auch um den Traum vom ersten Titel vielleicht endlich wahr werden lassen zu können. Wie sieht das Henning Fritz?

Wir Spieler versuchen uns alle auf das Wesentliche zu konzentrieren: unseren Job, den Handball. Und wie man sehen kann, klappt das derzeit ganz gut. Wobei jeder ein wenig anders mit dieser Situation umgeht. Irritieren lassen wir uns davon aber nicht. Viele von uns sind ja lange genug mit dabei.

Von Daniel Hund

 21.04.2011

Von Daniel Hund

 21.04.2011