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Retter Rominger alles andere als ein Notnagel

Mannheim. Er schämte sich fast ein bisschen. Doch das schelmische Grinsen in seinem Gesicht war nicht zu übersehen. Manager Thorsten Storm stand am Spielfeldrand, die letzten Sekunden der Partie der Rhein-Neckar Löwen beim TV Großwallstadt liefen. In diesem Augenblick hatte der badische Bundesligist den 34:24 (17:12)-Sieg bereits sicher, was Storm natürlich freute. Doch die zwei Punkte allein waren es nicht, die beim Geschäftsführer für Erheiterung sorgten. „Ich muss jetzt erst einmal zu Marcus Rominger. Der wollte doch gar nicht spielen“, entschuldigte sich Storm und ging zu seinem Schlussmann, gratulierte dem 38-Jährigen zu dessen Leistung und kehrte zurück: „Gut, dass Marcus doch mit dabei war. Er hat zwar nicht überragend, aber doch sehr gut gespielt.“

Schon nach 13 Minuten entschied sich Trainer Gudmundur Gudmundsson für einen Torwartwechsel. Slawomir Szmal musste raus, Rominger kam rein – und das ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub. Fünfeinhalb Jahre hatte er das Trikot der Mainfranken getragen und im Dezember 2010 seine Karriere beendet. Nur im Notfall wollte „Toni“ dem TVG noch zur Verfügung stehen, der freiberufliche Architekt konzentrierte sich vermehrt auf sein neues berufliches Standbein.

„Ein komisches Gefühl“

Doch dann kam alles ganz anders. Als sich bei den Löwen im Februar Slawomir Szmal verletzte, konnten die Badener Rominger zu einem Wechsel, zu einem neuen Abenteuer überreden. Noch einmal für eine kurze Zeit bei einem der besten Klubs Europas zu spielen – diese Chance wollte sich der Torwart nicht entgehen lassen. Nur eines war ihm klar: „Die Partie gegen Großwallstadt findet ohne mich statt.“

So wäre es auch gekommen, wenn der mittlerweile genesene Szmal einen Ball gehalten oder Henning Fritz nicht verletzt gewesen wäre. Rominger saß auf der Bank. Aber nicht lange. „Ich wollte nicht spielen – und will es immer noch nicht“, sagte der Schlussmann einige Minuten nach der Partie: „Wenn man fünfeinhalb Jahre bei diesem Klub spielt, wenn man plötzlich gegen die Jungs antreten muss, mit denen man vor wenigen Monaten noch durch die Gegend gerannt ist, dann ist das kein schönes Gefühl.“

Darauf konnte Gudmundsson freilich keine Rücksicht nehmen. Er beorderte Rominger auf die Platte und fällte die richtige Entscheidung, denn dank der Paraden des Torhüters spielten sich die Gelbhemden schnell einen Vorsprung heraus.

Schon vor wenigen Wochen beim DHC Rheinland hatte der Neuzugang eine tadellose Leistung gezeigt. „Ich habe den Dienst erfüllt, den die Löwen von mir gebraucht haben“, sagte der ehemalige Leutershausener, auf den sich die Badener verlassen können – sehr zum Leidwesen von TVG-Trainer Peter David: „Er hat viele entscheidende Bälle gehalten.“ Rominger nahm das Kompliment an – und die Löwen können sich freuen. Denn wieder zeigte der 1,95-Meter-Mann, dass er alles andere als ein Notnagel ist. Vor dem wichtigen Champions-League-Spiel am Sonntag (17.45 Uhr) gegen Montpellier in der noch nicht ausverkauften SAP Arena ist das zweifelsohne eine gute Nachricht.

Von Marc Stevermüer

 21.04.2011