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Henning Fritz und der Glücksengel

Mannheim. Es sah fast 60 Minuten nach einer Blamage für die Rhein-Neckar-Löwen in der gestrigen Bundesliga-Partie gegen TSV Hannover-Burgdorf aus. Fünf Sekunden vor dem Abpfiff jedoch erzielte Patrick Groetzki den entscheidenden Treffer zum 27:26 (16:18). Glücklicher geht es kaum noch!

Welch eine Dramaturgie am Ende. In der 58. Minute markierte Olafur Stefansson per Siebenmeter den 26:26-Ausgleich für die Löwen. Der Aufsteiger war in Ballbesitz. Zehn Sekunden waren zu spielen, Piotr Przybecki traute sich, warf, der Ball wurde vom Block abgefälscht, von Torhüter Hennig Fritz berührt und prallte an den Außenposten. Den sehr schnellen Gegenzug schloss Rechtsaußen Groetzki zum 27:26 ab.

„Ganz sicher eines meiner wichtigsten Tore. Wir waren schläfrig, das Spiel ist dahingeplätschert, das entscheidende Etwas hat gefehlt“, meinte Groetzki. Man kann nicht sagen, dass Trainer Ola Lindgren seine Mannschaft nicht gewarnt hatte. Und dann begingen seine Löwen doch die typischen Fehler: Sie waren nicht richtig da, spielten unkonzentriert, nahmen den Gegner nicht ernst. „Das ist alles eine Kopfsache. Mit unseren Ansprüchen darf uns das nicht passieren. Wie in Großwallstadt hatten wir einen Glücksengel“, gestand Torhüter Hennig Fritz, mal wieder der Beste seiner Mannschaft. Er hielt sein Team im Spiel.

Ganz schwach agierte der Rückraum, Karol Bielecki hatte kein Zielwasser getrunken, Olafur Stefansson behielt zumindest bei Siebenmetern die Nerven. „Wir können uns über die drei Punkte freuen, sonst über gar nichts“, meinte er. Trainer Ola Lindgren probierte viel, brachte in der Endphase gar aus lauter Verzweiflung den lange verletzten Grzegorz Tkaczyk, doch auch er beging drei schwerwiegende Fehler. „Das war unsere schlechteste Saisonleistung“, befand Manager Thorsten Storm. „Ich hoffe, die Mannschaft hat einen Lerneffekt. Wenn ich geblitzt werde, fahre ich danach auch langsamer.“ Schon morgen (20.15 Uhr) treffen die Löwen auf den TSV Dormagen – Burgdorfs Kragenweite.

Der Aufsteiger, der nicht mehr viel mit der Mannschaft gemein hat, die die TSG Friesenheim im vergangenen Juni in der Relegation schlug, war bitter enttäuscht. Die Routiniers zeigten gerade vor der Pause eine Klasse-Leistung. „Das Spiel dürfen wir nicht verlieren, Am Ende muss einer so werfen, dass die Mannschaft komplett wieder nach hinten laufen kann“, sagte der sehr gute Torhüter Jendrik Meyer. „Wir wurden vor der Pause getragen von unserer Euphorie, das haben wir nicht durchgehalten“, meinte Trainer Frank Carstens

Rein-Neckar-Löwen: Szmal, Fritz (ab 19.) – Stefansson (4/3), Manojlovic (1), Bielecki (2) – Groetzki (4), Gensheimer (8/1) – Klimovets (1) – Roggisch, Prieto (2), Müller, Harbok, Gudjonsson (5), Tkaczyk
TSVHannover-Burgdorf: Meyer, Hübe (bei zwei Siebenmetern) – Friedrich (5), Bedzikowski, Przybecki (4) – Johanssen (7), Lehnhoff (5/2) – Stelmokas (3) – Pauzuolis, Jonsson (2), Rydergard, Habbe, Brack
Spielfilm: 4:5 (9.), 6:10 (19.), 12:16 (27.), 15:17 (30.), 19:19 (34.), 21:21 (39.), 25:26 (54.) – Zeitstrafen: 4:7 – Rote Karte: Roggisch (45. dritte Zeitstrafe) – Siebenmeter: 5/4 – 2:2 – Beste Spieler: Fritz, Gensheimer, Groetzki – Meyer, Johannsen, Jonsson – Zuschauer: 8138 – Schiedsrichter: Blümel/Loppaschewski (Berlin).

Von Udo Schöpfer

 22.03.2010