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Hens: An Mimi führt kein Weg vorbei (MM)

HSV-Star will mit Hamburg den Rhein-Neckar Löwen die erste Niederlage zufügen und kann sich eine Rückkehr von Kraus ins Nationalteam gut vorstellen

MANNHEIM. Er wurde Weltmeister und deutscher Meister: Pascal Hens. Mit dem HSV Hamburg ist „Pommes“ durchwachsen in die Saison gestartet, zuletzt gegen den THW Kiel verschenkten die Hanseaten einen Sieg. Im Interview mit dieser Zeitung spricht er über das heutige Spiel (20.15 Uhr) gegen die Rhein-Neckar Löwen, das Titelrennen und die Nationalmannschaft.

Herr Hens, wie erklären Sie sich mittlerweile das 30:33 gegen Kiel? Der HSV führte 28:23.

Pascal Hens: Das Spiel geht 60 Minuten. Wenn wir nur 50 Minuten gut sind, dann dürfen wir uns nicht wundern, dass wir noch verlieren.

Wackelt der THW-Thron dennoch?

Hens: Ich glaube nicht, dass die Kieler unschlagbar sind. Wir waren ja kurz davor, ihnen die erste Bundesliga-Niederlage seit langem zuzufügen. Ich finde, man merkt ihnen an, dass sie nicht die Sicherheit der vergangenen Saison haben.

Der HSV spielt eine wechselhafte Runde, schwächelte beispielsweise in Neuhausen. Warum?

Hens: Das ist schwer zu erklären. Wir machen Fehler, die uns in der Vergangenheit schon mal unterlaufen sind. Es ist schlimm genug, dass wir nicht die Lehren daraus ziehen. Als Spitzenteam darf uns das eigentlich nicht passieren. Jeder muss in solchen Partien für sich selbst die richtige Einstellung finden. Wir haben aber auch eine Menge verletzter Spieler und deshalb ist der Kräfteverschleiß sehr hoch. Da ist es nicht einfach, ganz oben dran zu bleiben.

Was ist möglich für den HSV in dieser Saison?

Hens: Wir wollen weiterhin oben angreifen und man muss sagen, dass wir mit den Jungs, die wir jetzt in der Mannschaft haben, auch zu den Top-Teams der Bundesliga gehören. Es wäre schön, wenn wir bald mal komplett wären, dann könnten wir unser Spiel noch mehr verfeinern.

Welche Bedeutung hat es, dass Martin Schwalb seit einigen Monaten wieder als Trainer agiert?

Hens: Das ist für uns natürlich wichtig. Wir sind jahrelang von ihm trainiert und mit ihm Meister geworden. Er weiß, wie die Mannschaft tickt, und wir wissen, wie er drauf ist. Er hat uns ein bisschen verlorene Sicherheit zurückgegeben. Dass er zurückgekommen ist, war für uns als Team ein wichtiger Schritt.

Am Mittwoch kommen die Löwen. Wie sehr überrascht Sie die bislang gute Bilanz der Badener?

Hens: Der perfekte Start überrascht mich ganz und gar nicht. Die Löwen haben sich sehr gut verstärkt und es geschafft, Harmonie ins Team zu bekommen. Ich finde Alexander Petersson sehr stark. Er würde jeder Mannschaft sehr gut tun. Zusammen mit Niklas Landin und Goran Stojanovic im Tor ist es eine Topmannschaft. Sie haben sich als Team gefunden und stehen zurecht oben.

Ist die Partie gegen die Löwen für den HSV schon eine Art Endspiel um die Champions League?

Hens: So weit will ich noch nicht denken, aber es ist mit Sicherheit eine sehr wichtige Partie für uns. Wo wir am Ende der Saison in der Tabelle stehen, werden wir sehen. Noch ist nichts verloren. Wir wollen eine Topmannschaft wie die Löwen natürlich schlagen. Sie haben bisher sehr gut gespielt, aber es wird Zeit, dass sie die erste Niederlage kassieren. Wir wollen unseren Zuschauern nach der Begegnung gegen Kiel wieder etwas bieten – dieses Mal mit dem richtigen Ausgang.

Wie intensiv verfolgen Sie als Ex-Nationalspieler die Partien der DHB-Auswahl?

Hens: Ich muss gestehen, die beiden zurückliegenden Partien in der EM-Qualifikation nicht gesehen zu haben, weil meine Frau Geburtstag hatte. Grundsätzlich verfolge ich aber natürlich schon, was bei der Nationalmannschaft passiert. Ich habe so lange für Deutschland gespielt und kenne noch ein paar Jungs, aber das Kapitel habe ich für mich abgeschlossen. Ich hoffe, die Jungs fangen sich in den kommenden Monaten wieder.

Kann Ihr Klubkollege Michael „Mimi“ Kraus der Nationalmannschaft helfen?

Hens: Ich möchte mich da aus der Diskussion raushalten. Ich habe die letzten beiden Partien nicht gesehen und weiß nicht, wo es im Spiel oder im Team hakt. Mimi hat bei der Weltmeisterschaft 2007 eine sehr gute Leistung gezeigt. In den vergangenen Wochen hat er hier bei uns auch wieder stark gespielt. Wenn er weiterhin konstant auf diesem Level agiert, dann führt meiner Meinung nach kein Weg an ihm vorbei und er kann der Mannschaft helfen. Die Entscheidung trifft aber der Bundestrainer und kein anderer.

Von Marc Stevermüer