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Herz, Wille und Leidenschaft bringen Big Point

Löwen spielen 20:20 in Magdeburg / Roggisch fällt voraussichtlich sechs Wochen aus


Ein Punkt zum Osterfest: Zufrieden stiegen die Protagonisten hernach in den Bus, der sie die 526 Kilometer zurück nach Kronau bringen sollte. Über sechs Stunden lagen vor den Handballern der Rhein-Neckar Löwen, nach einem ganz wichtigen Punktgewinn auf fremden Parkett in der Bundesliga-Spielzeit 2012/13 waren diese aber gut zu ertragen. Zuvor hatten sich die Badener beim 20:20 (11:11) mit SC Magdeburg die Zählergeteilt. „Das ist ein richtiger Big Point. Und die Art und Weise, wie wir ihn gewonnen haben, war einfach toll. Das war ein Riesenfight unserer Jungs“, kommentierte Löwen-Manager Thorsten Storm die vorangegangenen 60 Minuten vor 6567 Zuschauern in der GETEC-Arena. Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson musste im anschließenden Pressegespräch erstmal tief durchatmen, ehe er zu seinem Fazit ansetzte: „Was für ein Krimi. Das war ein sehr spannendes Spiel. Dabei war ich über die gesamte Spielzeit wirklich sehr mit unserer Abwehrleistung zufrieden. Aber vorne haben wir nicht gut gespielt, im Angriff waren wir nicht gut genug. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit diesem Punktgewinn. Schließlich haben wir viele Verletzte und nicht so viele Alternativen.  Mit unglaublichem Willen und Leidenschaft haben wir diesen Zähler gewonnen.“

Roggisch fällt mit Innenbandanriss aus

Dabei hatte schon vor der Partie in Sachsen-Anhalt erneut das Verletzungspech bei den Badenern zugeschlagen: Abwehrchef Oliver Roggisch zog sich im Heimspiel unter der Woche gegen die TSV Hannover-Burgdorf einen Innenbandanriss im linken Knie zu und ist damit bereits der fünfte längerfristige Ausfall in der laufenden Saison nach Uwe Gensheimer (Achillessehnenriss), Marius Steinhauser (Kreuzbandriss), Kim Ekdahl du Rietz (Muskelbündelriss) sowie Denni Djozic (Innenbandanriss). Roggisch wird den Badenern voraussichtlich sechs Wochen fehlen. „Personell und damit kräftemäßig laufen wir aktuell auf der letzten Rille“, sagte Storm und hob im gleichen Augenblick hervor: „Hut ab vor der Leidenschaft, dem Willen und der Moral dieses Teams. Was es in Magdeburg und überhaupt in dieser Spielzeit bislang geleistet hat, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.“

In der dritten Pflichtspiel-Partie der beiden Kontrahenten in der laufenden Saison (zwei Mal Bundesliga, einmal DHB-Pokal) wurden in den ersten 22 Minuten sechs Treffer für die Löwen notiert. Daran ist abzulesen, wo es haperte: im Angriff. Bis dahin verzeichneten die Badener zehn Fahrkarten. Zwei Mal waren Latte und Pfosten im Weg, aber insgesamt gingen die Gäste viel zu fahrlässig mit ihren Chancen um. Es unterliefen ihnen zu viele technische Fehler, zudem fehlte die Durchschlagskraft aus dem Rückraum. Dass es dennoch gelang, bis zur Pause ein 11:11-Unentschieden zu erzielen, lag an einer kompakten Abwehrleistung vor Keeper Goran Stojanovic, der sechs Bälle parierte, darunter zwei Siebenmeter. Als die Hausherren beim 9:6 (21.) eine Drei-Tore-Führung herausgeworfen hatten und ordentlich Sand in der Offensive der Löwen knirschte, nahm Coach Gudmundsson seine erste Auszeit. Durchatmen, neu einstellen, weiter ging’s. Beim 10:9 (27.) in Unterzahl durch Schmid war der Anschluss hergestellt, Groetzki per Gegenstoß erzielte den Ausgleich.

Nach dem Wechsel sorgte Petersson mit dem 12:11 (32.) für die erste Führung der Löwen überhaupt. Aber die Partie wurde zunehmend hektischer, beide Trainer sahen jeweils die gelbe Karte sahen und die Teams standen kaum komplett auf der Platte. Die Torflaute bei den Löwen setzte sich fort. Nach der Führung drehten die Magdeburger in doppelter Überzahl das Duell – 13:12 (37.). Und die Badener mussten lange zehn Minuten auf den nächsten Treffer warten: Groetzkis Hammer aus dem Rückraum bedeutete das 13:13 (42.). Stojanovic mit seiner zehnten Parade. Aber Gustavsson auf der anderen Seite machte es ihm nach, reagierte zwei Mal gegen Schmid prächtig. Petersson markierte den Ausgleich. Groetzki traf erneut nur das Aluminium. Aber Stojanovic hielt die Löwen im Spiel. Es war nun der reine Wille. Sesum mit der Führung, aber der SCM glich aus. Fehlpass Löwen, aber wiederum zuckt Stojanovic beim Gegenstoß durch Weber: 14. Parade, sein achter Ball im zweiten Durchgang – der Montenegriner vernagelte seinen Kasten. Aber die Löwen wieder mit einem Pfostentreffer, Fortuna war an diesem Tag nicht auf ihrer Seite. So bekamen sie das 19:20 in Überzahl.  Die Badener machten sich das Leben selbst schwer. Gudmundsson nahm zweieinhalb Minuten vor dem Ende seine dritte und letzte Auszeit. Sigurmannsson gelang mit seinem ersten Tor 90 Sekunden vor dem Ende das 20:20. Es sollte bereits der Endstand sein. Weil Stojanovic gegen Schäpsmeier parierte und die Löwen sich festmachen ließen. Am Ende blieben noch drei Sekunden auf der Uhr, nur noch Zeit für einen Wurf. Schmid zog ihn an den Außenpfosten. „Trotzdem werte ich diesen Punkt wie einen Sieg“, kommentierte Keeper Stojanovic und fügte an: „Wir haben einer heimstarken Mannschaft aus Magdeburg getrotzt. Die Art und Weise, wie wir gekämpft haben, war sensationell. Über diesen Punkt sollten wir uns freuen.“ Das Schlusswort von Manager Storm brachte es auf den Punkt: „So viele Verletzte, so eine hohe Belastung, so eine Antwort des Teams. Der Klub kämpft seit Monaten um eine gute Zukunft und wir stehen auf dem zweiten Platz in der Bundesliga. Das ist eine unglaubliche Geschichte.“

SC Magdeburg: Gustavsson, Eijlers; Wiegert, Kneer (3), Rojewski (5), Musche (n.e.), Landsberg (1), van Olphen (1), Hornke (n.e.), Grafenhorst (1), Tönnesen (2/1), Schäpsmeier (3), Weber (3), Jurecki (1)

Rhein-Neckar Löwen: Landin-Jacobsen (n.e.) Stojanović; Schmid (4/2), Sesum (4), I. Guardiola, Sigurmannsson (1), Myrhol (2), Groetzki (3), G. Guardiola, Petersson (6), Bitz, Schmidt (n.e.), Kretschmer (n.e.)

Trainer: Frank Carstens –  Guðmundur Guðmundsson

Strafminuten:  Kneer (2), van Olphen (4), Landsberg (2) – Sesum (4), Myrhol (2), Petersson (2)

Zuschauer: 6567

Zeitstrafen: 4 – 4

Spielfilm: 2:1 (10.), 6:5 (17.), 10:8 (25.), 11:11 (HZ), 11:12 (35.), 13:12 (40.), 15:15 (50.), 19:18 (55.), 20:20 (EN)

Siebenmeter: 3/1  – 2/2

SC Magdeburg : Weber  scheitert zwei Mal an Stojanovic

Schiedsrichter: Christoph Immel / Ronald Klein (Tönisvorst / Ratingen)

Beste Spieler: Rojewski – Stojanovic, Petersson