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„Ich bin glücklich, schon jetzt hier zu sein“

Žarko Šešum im Interview

Im Augenblick ist Žarko Šešum noch damit beschäftigt, nach einer Verletzung im Knie Anschluss an seine neue Mannschaft zu finden. Nachdem der variabel einsetzbare Rückraumspieler ursprünglich erst in der nächsten Saison für die Badener auflaufen sollte, wurde seine Verpflichtung jetzt vorgezogen. Seit etwas mehr als einer Woche ist der Serbe mittlerweile in Deutschland und hat nur ein Ziel: Möglichst bald für die Rhein-Neckar Löwen auf dem Parkett zu stehen. Der 24-Jährige wollte vom ungarischen Spitzenteam KC Veszprém aus unbedingt in die Bundesliga wechseln und zögerte nicht, als das Angebot der Löwen auf seinen Tisch flatterte. Wann er glaubt, wieder fit zu sein und was er mit den Löwen erreichen will, verrät er im Interview. Fest steht, dass der Serbe beim Heimspiel gegen den DHC Rheinland (Dienstag, 20:15 Uhr, SAP ARENA) von der Tribüne aus die Daumen drücken wird.

Žarko, zunächst die wichtigste Frage: Wie geht es Deinem Knie?

Ich habe in der zurückliegenden Woche endlich wieder angefangen, handballspezifisch zu trainieren und es hat gut hingehauen. Jetzt geht es darum, den Aufbau vernünftig voranzutreiben, es darf keine voreiligen Schritte geben. Die Reaktion des Gelenkes war okay und deshalb hoffe ich, in einer Woche oder zehn Tagen ins Mannschaftstraining einsteigen zu können.

Was genau ist Dir eigentlich passiert und wie?

Ich habe mir eine Verletzung am Außenmeniskus des rechten Knies zugezogen, ausgerechnet in der ersten Woche der Vorbereitung mit Veszprém. Es war eine unglückliche Aktion, woraufhin ich operiert werden musste, aber mittlerweile sieht es schon wieder richtig gut aus. Ich bin zuversichtlich, schon bald für die Löwen auflaufen zu können.

Du hast in Ungarn beim Abonnement-Meister gespielt, der auch eine feste Größe in der Champions League ist. Was hat dennoch für einen Wechsel zu den Rhein-Neckar Löwen gesprochen?

Ich wollte unbedingt in der Bundesliga spielen, dieses Ziel gab es schon länger in meinem Kopf. Als schließlich das Angebot der Löwen kam, musste ich nicht lange überlegen. Die Entscheidung war schnell gefallen, denn der Klub hat tolle Perspektiven und ich habe hier tolle Spieler um mich herum.

Ursprünglich solltest du erst zur Saison 2011/12 nach Deutschland kommen, was waren die Gründe, dass es jetzt schon früher geklappt hat?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich glücklich bin, schon jetzt zu den Löwen gekommen zu sein. Es wäre für mich in Veszprém sehr schwer geworden, weil mein Wechsel nach der Saison schon beschlossene Sache war. Ich hätte nur noch geringe Einsatzzeiten erhalten. Für meine Entwicklung ist es besser, schon jetzt hier zu sein, deshalb bin ich froh, dass sich beide Klubs einigen konnten. Ein Grund für den vorzeitigen Wechsel war sicher auch die Verletzung von Michael Müller.

Gehst Du mit einem schlechten Gefühl aus Ungarn weg?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe dort in einer tollen Mannschaft gespielt, konnte viele Titel gewinnen und habe Freunde gefunden. Aber es war einfach an der Zeit, eine neue Herausforderung anzunehmen. Darauf freue ich mich jetzt.

Als Du Deine Zusage für ein Engagement bei den Löwen gegeben hast, hieß der Trainer Ola Lindgren, mittlerweile gab es einen Wechsel. Welche Auswirkungen hat das für Dich?

Das stimmt, aber dadurch gibt es für mich persönlich keine Auswirkungen. Guðmundur Guðmundsson ist ein ausgewiesener Fachmann, der große Erfolge erzielt hat. Die isländische Handball-Schule unterscheidet sich nicht grundlegend von der schwedischen. Ich bin sehr gespannt, wie ich mich hier weiterentwickeln kann.

Hast Du mit dem Trainer bereits darüber gesprochen, auf welcher Position im Rückraum er mit Dir plant?

Wir hatten bereits ein Gespräch und ich denke, dass ich der Mannschaft auf allen Positionen im Rückraum helfen kann. Vielleicht werde ich zunächst vorrangig im rechten Rückraum eingesetzt, weil sich Michael Müller schwer verletzt hat und einige Monate fehlen wird.

Du warst im Februar 2009 bei einer Messerstecherei dabei, bei der Dein Mannschaftskollege Marian Cozma getötet wurde, Du hast einen Schädelbruch erlitten. Wie sehr bist Du jetzt noch mit den Ereignissen von damals beschäftigt?

Ich versuche, nicht jeden Tag daran zu denken, aber das fällt mir natürlich schwer. Ich hatte nach diesem tragischen Tag eine wirklich schwere Zeit, aber das ging nicht nur mir so. Alle Spieler vom KC Veszprém, die gesamte Stadt und besonders die Familie von Marian Cozma mussten die Geschehnisse aufarbeiten. Mittlerweile habe ich das geschafft und bin sicher, gestärkt aus dieser Situation hervorzugehen.

Wie geht der Klub und wie gehst Du heute mit den Vorfällen um?

Es ist immer noch nicht komplett aufgearbeitet. Im September hat der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter begonnen. Die Polizei in Ungarn hat anderthalb Jahre ermittelt und ich bin zuversichtlich, dass sie einen guten Job gemacht hat. Es wird noch eine Weile dauern, ehe die Urteile gesprochen werden. Danach können alle Beteiligten hoffentlich noch mehr zur Ruhe kommen.

Du bist serbischer Nationalspieler. Wie wichtig ist es für Dich, für Dein Heimatland aufzulaufen?

Das ist eine sehr wichtige Sache für mich. Ich bin noch ein junger Spieler und kann mit der Nationalmannschaft wichtige Erfahrungen sammeln. Außerdem empfinde ich es als Ehre, das Trikot meines Heimatlandes zu tragen. Die Belastungen stören mich nicht, denn sie werden von den positiven Erlebnissen, die ich dort machen kann, aufgewogen.

Welche Ziele hast Du mit den Löwen?

Die Rhein-Neckar Löwen sind ein großer Klub mit herausragenden Spielern in seinen Reihen. Zunächst einmal ist es für mich wichtig, gesund zu werden und ein Teil dieser Mannschaft zu werden. Für den Verein ist es wichtig und realistisch, in allen Wettbewerben bis zum Schluss dabei zu sein. Welche Ziele wir als Team definieren, muss erst einmal innerhalb des Kaders und mit dem Trainer besprochen werden. Insgesamt kann ich aber sagen, dass ich mir persönlich immer die höchsten Ziele stecke.

Bist Du alleine nach Deutschland gekommen?

Nein, meine Freundin Milana ist direkt mit mir hierhergekommen. Sie hat gerade ihr Studium beendet. Wir wohnen im Augenblick in Heidelberg in einem Hotel, aber ich hoffe, dass wir bald eine Wohnung finden.

Willst Du in Heidelberg bleiben oder zieht es Dich näher in Richtung Kronau, wo das Trainingszentrum steht?

Ich habe mich bereits in Heidelberg verliebt. Wir suchen für uns ein Zuhause in dieser wunderschönen Stadt. Ich fühle mich hier pudelwohl.

Was machst Du in Deiner Freizeit, welche Hobbys hast Du?

Ich surfe gerne im Internet, lese viel und verbringe so viel Zeit wie möglich mit meiner Freundin. Außerdem bin ich ein geselliger Typ und hoffe, hin und wieder mit meinen neuen Teamkollegen etwas unternehmen zu können. Ich bin da sehr zuversichtlich, denn ich wurde von der Mannschaft gut aufgenommen.

Deine neue Mannschaft tritt gegen den DHC Rheinland an. Kennst Du dieses Team und was erwartest Du von dieser Begegnung, die Du als Zuschauer verfolgen wirst?

Ich muss gestehen, dass ich über diese Mannschaft nicht viel weiß. Aber ich bin überzeugt, dass wir sehr gut auf dieses Spiel vorbereitet sein werden und gehe davon aus, dass wir die Punkte in der SAP ARENA behalten.