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„Ich habe hart gearbeitet“

Grzegorz Tkaczyk im Interview / Sonntag wartet das erste Champions-League-Heimspiel gegen Chambéry

Grzegorz Tkaczyk und Karol Bielecki sind das Teilen gewohnt. Seit dieser Saison agieren die beiden Polen bei den Rhein-Neckar Löwen zusammen im linken Rückraum und bilden ein gefährliches Duo, das den Gegner immer wieder vor neue Probleme stellt. Von der Aufteilung der Spielzeit profitieren nicht nur die Badener, sondern auch jeder der Akteure, denn sowohl Bielecki als auch Tkaczyk gehören im bisherigen Saisonverlauf zu den Gewinnern. Auch außerhalb des Handballfeldes unternehmen die Landsleute vieles gemeinsam, bei Auswärtsspielen der Löwen teilen sie sich ein Doppelzimmer. Es hat also mehrere Gründe, warum das Miteinander gut funktioniert. Im Interview vor dem Duell gegen Chambéry Savoie HB in Eppelheim erklärt Tkaczyk, warum es zudem bei ihm persönlich so gut läuft, wie er sich den Formanstieg erklärt und wie er über seine Kritiker denkt.

Grzegorz, nach zwei Auswärtsspielen zum Auftakt steht am Sonntag (18:45 Uhr) das erste Heimspiel der Champions-League-Saison an. Wie beurteilst Du die Aufgabe gegen Chambéry?

Das ist ein schwerer Gegner für uns, jede Mannschaft in unserer Gruppe ist stark. Chambéry ist ein sehr unangenehmes Team, das meist mit einer aggressiven 3:2:1-Deckung agiert, die typisch französisch ist. Wir müssen auf der Hut sein, um uns dadurch nicht verunsichern zu lassen. Chambéry hat zuletzt gegen Kielce gewonnen, das sagt alles über ihre Möglichkeiten aus.

Wie wichtig ist ein Sieg gegen die Franzosen im Blick auf die Chancen auf eine gute Platzierung in der Gruppe?

Grundsätzlich ändert sich gar nichts, denn in der schweren Gruppe warten noch viele dicke Brocken auf uns. Wir haben bereits vier Big Points in Barcelona und Celje geholt und wollen ganz einfach nach dem ersten Heimspiel sechs Punkte auf dem Konto haben. Das ist für uns wichtig, weiter schauen wir nicht.

Die Partie findet in der Rhein-Neckar-Halle in Eppelheim statt. Du hast dort bereits einige Partien für die Löwen absolviert, was hältst Du von der Halle?

Ich habe bereits gegen Szeged und Płock vor zwei Jahren in Eppelheim gespielt, das war auch in der Champions League. Das ist eine kleinere Halle, in der es aber sehr laut werden kann. Die Zuschauer sind nah am Spielfeld, die Atmosphäre dort gefällt mir. Gemeinsam mit unseren Fans wollen wir Chambéry dort schlagen.

Du hast im bisherigen Saisonverlauf Leistungen auf konstant hohem Niveau gezeigt, wie zufrieden bist Du mit Dir selbst?

Ich denke, ich kann ganz zufrieden sein. Ich habe hart in der Vorbereitung gearbeitet und werde jetzt dafür belohnt.

Hast Du im Gegensatz zu den Vorjahren im Sommer etwas anders gemacht?

Nein, ich habe nichts geändert. Neu war allerdings, dass ich keine Verletzungsprobleme hatte. Mein operiertes linkes Knie macht überhaupt keine Probleme mehr, deshalb konnte ich das komplette Pensum in der Vorbereitung abspulen und das hilft mir jetzt.

Du wechselst Dich mit Karol Bielecki im linken Rückraum ab, wie funktioniert das Miteinander?

Ich verstehe mich sehr gut mit Karol, da gibt es keine Probleme. Für unser Spiel ist es gut, dass Karol und ich unterschiedliche Typen sind, wir ergänzen uns und das hilft der Mannschaft weiter, glaube ich.

Wie groß war die Umstellung für Dich, da Du in den vergangenen Jahren meist auf der Spielmacher-Position agiert hast?

Das war nicht so schwer, denn ich wurde in meiner Karriere immer auf beiden Positionen eingesetzt. In der Vorbereitung habe ich viele Spiele bestritten und konnte mir frisches Selbstvertrauen im linken Rückraum holen. Das hat mir geholfen.

Was ist noch für Deine starke Form verantwortlich?

Ich trainiere gut und versuche dadurch, weiter am oberen Level zu spielen. Man muss immer weiter Gas geben, in jeder Trainingseinheit, in jedem Spiel, dann kommt man weiter.

Dein Vertrag läuft nach dieser Saison aus, motiviert Dich das zusätzlich?

Nein, das spielt überhaupt keine Rolle, daran denke ich nicht.

Nach der zurückliegenden Saison, in der Du lange ausgefallen bist, haben Dich viele Leute bereits abgeschrieben. Wie denkst Du über diese Personen?

Ich kann all diese Menschen jetzt fröhlich begrüßen und sagen: Ich bin wieder da.

Glaubst Du, dass die Fans der Rhein-Neckar Löwen im Augenblick den besten Grzegorz Tkaczyk der vergangenen Jahre sehen?

Das ist schwer zu sagen und ich finde, so etwas sollen lieber Leute beurteilen, die das von außen beobachten. Ich selbst möchte nicht darüber sprechen.

Wie siehst Du die Entwicklung der Mannschaft insgesamt?

Ich denke, dass jeder sieht, dass es in dieser Saison besser läuft als im Vorjahr. Aber das muss auch unser Anspruch sein und wir müssen weiter daran arbeiten, dass es noch besser wird.

Woran liegt das?

Ich finde, wir haben uns wirklich gut verstärkt und verstehen uns von Woche zu Woche auf dem Spielfeld besser. Außerdem haben wir als Mannschaft mehr Selbstvertrauen und das bringt uns weiter.

Mit Žarko Šešum wurde kürzlich ein weiterer Rückraumspieler verpflichtet, der auch im linken Rückraum spielen kann. Übt das Druck auf Dich aus?

Nein. Grundsätzlich ist es gut, wenn die Mannschaft noch mehr Qualität hat. Darüber bin ich froh. Ich schaue in diesem Punkt auf mich und will weiter meine beste Leistung zeigen. Gelingt mir das, werde ich auch künftig Einsatzzeiten bekommen, denn jeder Trainer auf dieser Welt wird sein Team so aufstellen, dass die besten Spieler auf dem Parkett stehen.