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In der Abwehr zu nachlässig (BNN)

Mannheim. Die Pflicht haben die Rhein-Neckar Löwen im Duell mit ihren holländischen „Artgenossen“ erfüllt – allerdings nur 30 Minuten lang. „Zur Pause haben wir hoch geführt, das war in Ordnung. In der zweiten Halbzeit haben wir aber definitiv zu viele Gegentore bekommen“, erklärte Kapitän Uwe Gensheimer und brachte das Wesentliche auf den Punkt. „In der ersten Hälfte haben wir ganz gut gespielt, dann aber nachgelassen und in der Abwehr einfach zu wenig gemacht“, meinte Gudmundur Gudmundsson, der Trainer des badischen Handball-Bundesligisten, der mit dem 42:30(21:9)-Erfolg gegen die OCI Lions das Ticket für das Achtelfinale im EHF-Pokal so gut wie sicher gelöst hat. Allerdings war das ungleiche Kräftemessen im Drittrunden-Hinspiel vor 1 243 Zuschauern in der Mannheimer MWS-Halle nicht mehr als ein willkommener Test unter Wettkampfbedingungen für die überlegenen Gastgeber.

Bei den Löwen durften folglich alle Akteure ausreichend Spielpraxis sammeln, nach dem Seitenwechsel fehlte aber oftmals die letzte Konsequenz in den Aktionen. Diese Nachlässigkeiten machten sich die Niederländer, die in der heimischen „Eredivisie“ nur den sechsten Platz belegen, zunutze und schafften es, die Niederlage in einem aus ihrer Sicht erträglichen Rahmen zu halten. „Wir haben versucht mitzuspielen und uns hervorragend geschlagen“, lobte Gästetrainer Gabrie Rietbroek seine Schützlinge. „Man hat gesehen, dass die auch Handball spielen können, wenn man sie lässt – und das haben wir in der zweiten Halbzeit leider getan“, erklärte Andy Schmid selbstkritisch. „Aber man muss kein Prophet sein, um sagen zu können, dass wir die dritte Runde im EHF-Pokal überstehen werden“, betonte der Schweizer Spielmacher, der das Duell bis zur Schlusssirene ernst nahm.

Schmid war mit acht Treffern bester Löwen-Werfer und sorgte mit seinem siebten Tor in der 57. Minute für große Freude bei seinen Teamkollegen. „Ich hatte nicht gesehen, dass wir schon 39 Tore hatten. Denn sonst hätte ich abgespielt“, erzählte der 28-Jährige schmunzelnd. So erzielte der Eidgenosse aber das zwischenzeitliche 40:29 und „darf“ somit bei nächster Gelegenheit eine Kiste Bier mitbringen – diese fragwürdige Ehre wird jeweils dem Schützen des 40. Tores der Badener zuteil.

Allerdings wird Schmid damit auf jeden Fall bis Mittwoch warten müssen, schließlich steht am morgigen Dienstag (19 Uhr/live in Sport1) die richtungsweisende Bundesligapartie bei den Füchsen Berlin an. „Vielleicht hatten einige dieses Spiel schon im Hinterkopf“, meinte Gudmundsson und versuchte so den uninspirierten Auftritt seiner Schützlinge in Durchgang zwei zu erklären. „Aber mit so einer Leistung haben wir in Berlin keine Chance“, betonte der Isländer. Seine Spieler sollten diese Aussage besser als Warnung und Weckruf verstehen, denn in der Hauptstadt wartet ein anderes Kaliber auf die Löwen – und bei einer Niederlage würde der dritte Tabellenplatz bereits jetzt in weite Ferne rücken.

Von Christof Bindschädel