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„So bekommen wir in Berlin die Hütte voll“ (MM)

Mannheim. Direkt nach dem Schlusspfiff steckten Oliver Roggisch, Andy Schmid und Michael Müller die Köpfe zusammen. Die drei Profis der Rhein-Neckar Löwen gestikulierten, diskutierten und analysierten – ihre Gesichter sprachen Bände. Das Ergebnis stimmte zwar, die Leistung hingegen nicht. Im Drittrunden-Hinspiel des EHF-Cups hatte der Handball-Bundesligist gegen den niederländischen Vertreter OCI Lions mit 42:30 gewonnen, nach der 21:9-Pausenführung aber nur noch den Vorsprung verwaltet.

„Der erste Durchgang war in Ordnung, unterm Strich haben wir aber viel zu wenig gezeigt. Wir haben vor allem nach dem Seitenwechsel ganz schlecht verteidigt“, legte Müller den Finger in die Wunde und schaute bereits auf das Bundesliga-Topspiel am Dienstag (19 Uhr) bei den Füchsen: „Wenn wir da genauso spielen, bekommen wir in Berlin die Hütte voll.“

Keine Frage: An der enttäuschenden zweiten Halbzeit gegen die Limburger gab es nichts zu beschönigen. Wie schon so oft ließen die Löwen mit einer Führung im Rücken die Zügel schleifen, anstatt den Fans Schönes oder Spektakuläres zu zeigen. Werbung in eigener Sache sieht auf jeden Fall anders aus.

Füchse stark in Veszprém

Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson wusste das. Teilweise habe er Mitleid mit Schlussmann Henning Fritz gehabt, meinte der Isländer mit Blick auf viele technische Fehler, die die international drittklassigen Niederländer in einfache Gegenstoßtore ummünzten.

Über den Auftritt am Samstag in der Mannheimer MWS-Halle sprach der Trainer gestern noch einmal mit seinen Spielern, heute bricht der Löwen-Tross in Richtung Hauptstadt auf – und morgen wartet dann ein deutlich härterer Prüfstein auf die Badener. In Berlin geht es gegen einen unmittelbaren Rivalen im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation. Die Füchse setzten gestern ein dickes Ausrufezeichen, in der Champions League gewannen sie das schwere Auswärtsspiel beim favorisierten ungarischen Topklub MKB Veszprém überraschend klar mit 33:24.

Angesichts der vielen unnötigen und unerwarteten Punktverluste in dieser Saison stehen die Badener bereits mit dem Rücken zur Wand. „Wir haben uns wieder einmal in eine schwierige Situation gebracht“, meinte Geschäftsführer Thorsten Storm. Er sprach von einer „Komfortzone“, in der die Mannschaft lebe, und zog einen Vergleich mit dem Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim heran: „Die haben offenbar dasselbe Problem.“

Sein Team sieht der Geschäftsführer vor dem Kräftemessen mit den Füchsen in der Außenseiterrolle: „Die Ergebnisse der zurückliegenden zwölf Monate lassen keinen anderen Schluss zu. Aber vielleicht überrascht mich unsere Mannschaft ja“, meinte Storm, der über die Leistung in der zweiten Halbzeit gegen die OCI Lions erschrocken war: „Wenn man eine Woche vorher in Lübbecke verliert, sollte man doch eigentlich den Ehrgeiz haben, gegen solch einen Gegner Vollgas zu geben. Wieder einmal wurde aber deutlich, dass die Diskrepanz zwischen unserer ersten und unserer zweiten Formation zu groß ist.“

Von Marc Stevermüer