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In der Königsklasse auf Kurs, aber nicht am Ziel

Mannheim. Es war eine der ersten Fragen, die Gudmundur Gudmundsson im September beantworten musste. Damals war er erst wenige Stunden Trainer der Rhein-Neckar Löwen, denen der schwere Champions-League-Auftakt beim FC Barcelona bevorstand. Bleibt dem Handball-Bundesligisten angesichts der Konkurrenz in der Hammergruppe A nur der dritte Platz hinter dem spanischen Spitzenklub und dem THW Kiel, wollte man von Gudmundsson wissen. „Mal sehen“, sagte der Isländer damals und schmunzelte ein wenig: „Wir können gegen jeden gewinnen.“

Es folgte der Sieg in Barcelona – und fünf Monate später stehen die Löwen in der Königsklasse tatsächlich prächtig da. Sie sind sicher Zweiter, bei einem Kieler Patzer in Kielce ist sogar noch der Gruppensieg drin. Immer vorausgesetzt, dass die Badener am Samstag (17.30 Uhr) ihre Aufgabe in Chambéry erfolgreich lösen. „Das wird kein Ausflug“, stellte Manager Thorsten Storm klar, dass die Gelbhemden auch zum Vorrundenabschluss gewinnen wollen: „Wenn es dann nicht für Rang eins reicht, sind wir trotzdem zufrieden. Platz zwei ist richtig gut.“

Sollten die Löwen Erster werden, wird ihnen im Achtelfinale ein Gruppenvierter zugelost. Als Zweiter bekämen sie es mit einem Dritten zu tun. „Es war wichtig, Rang zwei zu erreichen. Normalerweise trifft man dann in der K.o.-Runde erst einmal auf einen schwächeren Gegner“, meinte Ólafur Stefánsson, der wohl bewusst das Wort „normalerweise“ in den Mund nahm. Denn wenn es schlecht für die Löwen läuft, bekommen sie es im Achtelfinale mit Bundesliga-Primus HSV Hamburg zu tun, der in der Königsklasse überraschend viele Federn lassen musste. Stefánsson sah das dennoch gelassen: „Wer den Titel holen will, muss irgendwann ohnehin die Stärksten schlagen.“ Das Ziel ist klar: Nur allzu gern würden die Gelbhemden beim Final Four im Mai mitmischen.

Zunächst einmal wollen sich die Löwen aber einen weiteren Traum erfüllen: das Finalturnier im DHB-Pokal. Dazu müssen sie morgen (19 Uhr/Rhein-Neckar-Halle in Eppelheim) im Viertfinale die MT Melsungen besiegen. „Ein unbequemer Gegner“, warnte Gudmundsson, der sich 60 starke Minuten erhofft. Gegen Kielce schwächelten die Löwen vor der Pause. „Wir hatten in der ersten Halbzeit zwei Probleme: die Abwehr und den Angriff“, merkte Uwe Gensheimer mit ironischem Unterton an. Doch am Ende ging alles gut, weil die Badener einmal mehr ihr anderes, ihr Champions-League-Gesicht zeigten. Das wollen die Fans auch morgen sehen.

Von Marc Stevermüer

 01.03.2011