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„In Europa eine gute Rolle spielen“
Bjarte Myrhol vor dem EHF-Cup-Duell am Samstag gegen Tatran Presov im Interview
Nichts für schwache Nerven war der 34:33 Hinspiel-Erfolg der Rhein-Neckar Löwen beim slowakischen Meister Tatran Presov. Auch Kreisläufer Bjarte Myrhol ist diese Begegnung noch bestens in Erinnerung. In der neuen Festung GBG Halle soll aber auch das Rückspiel am Samstag (19 Uhr) zur Beute der Löwen werden, wie der Norweger betont.
Bjarte, das Hinspiel in Presov dürfte Dir nicht nur wegen den langen Anreise in Erinnerung geblieben sein, oder?
BJARTE MYRHOL: Nein, dieses 34:33 war ein sehr enges und schweres Spiel. Und zwar nicht nur weil Presov gut drauf war, sondern weil wir nicht unseren besten Handball gespielt haben. Vor allem in der Deckung haben wir nicht so agiert wie wir das können. Hier müssen wir uns sicher steigern, um auch unser Heimspiel erfolgreich gestalten zu können. Aber das sollte in eigener Halle unser Anspruch sein.
War die lange Anreise mit dem Flugzeug und dann noch mit dem Bus eine Belastung oder wie nimmt man so etwas als Spieler wahr?
MYRHOL: Das kann natürlich schon anstrengend sein. Aber man muss auch immer das Beste daraus machen. Ich sehe solche langen Reisen immer auch als Möglichkeit, als Mannschaft enger zusammenzurücken. Man ist eben eine lange Zeit unterwegs, aber wenn das mit Jungs passiert, mit denen man sich gut versteht, kann das auch eine Menge Spaß machen.
Ihr seid jetzt zum zweiten in Folge im EHF-Cup am Ball. Wie beurteilst Du den neuen Modus mit der Gruppenphase?
MYRHOL: Ich finde das cool. Wir haben eine sehr ausgeglichene Gruppe und können uns mit starken Teams aus Europa messen – und gleichzeitig zeigen, dass wir in Europa eine gute Rolle spielen können. Wie es allerdings dazu kommen konnte, dass Nantes beim Erreichen des Viertelfinales ein Freilos bekommen wird, weil die Franzosen das Final-Four-Turnier ausrichten, und dafür der schlechteste Gruppenzweite ausscheidet, ist mir ein Rätsel. Aber das müssen wir nun wohl so akzeptieren.
Die Champions League beginnt gleich mit der Gruppenphase, im EHF-Cup ging es erst nach der WM-Pause mit den Gruppenspielen los. Werden die Termine da nicht zu dicht?
MYRHOL: Über diese Frage könnten wir wohl einen ganzen Tag reden. Es gibt bestimmt keinen Bundesliga-Profi, der mit der Situation zufrieden ist. Aber wenn man mir sagt: Geh auf den Platz – dann spiele ich eben. Das wird zwar mit der Zeit vor allem für den Kopf schwer, aber ich versuche, mich so gut wie möglich vorzubereiten.
Wie kann man dieser psychischen Müdigkeit entgegnen?
MYRHOL: Indem man körperlich auf der Höhe ist. Ich fühle mich momentan physisch sehr wohl, und wenn man diese Belastungen auf diese Weise wegstecken kann, bleibt man auch im Kopf länger frisch.
Du hast 2008 schon mit der HSG Nordhorn den EHF-Cup gewonnen. Hast Du Deinen Kollegen schon erklärt, wie es geht?
MYRHOL (lacht): Na, wenn es so einfach wäre. Aber jede Saison ist eine andere und wir haben so viele Spieler in der Mannschaft, die bereits Titel vorweisen können, dass sie meine Ratschläge sicher nicht brauchen. Ich kann aber sagen, dass es ein sehr gutes Gefühl ist, einen Pokal in den Händen zu halten.
Im DHB-Pokal sind die Löwen ausgeschieden, in der Meisterschaft wird es mit Blick auf den THW Kiel wohl schwer, bis zum Ende um den Titel mitzuspielen. Habt ihr im EHF-Cup die größte Erfolgschance?
MYRHOL: Das könnte man sicher meinen, aber wir dürfen natürlich nicht die Liga aus den Augen verlieren. Dort geht es jetzt in die entscheidende Phase, in der wir unbedingt unseren Platz in der Spitzengruppe verteidigen wollen. Von der Meisterschaft haben wir nie ernsthaft geträumt, dafür hat Kiel einen viel besseren Kader. Und wie schnell es im EHF-Cup vorbei sein kann, haben wir ja letztes Jahr gegen Göppingen zu spüren bekommen.
Die Spiele im EHF-Cup habt ihr bisher alle in der Mannheimer GBG Halle ausgetragen. Wie ist Dein Eindruck von eurer zweiten Heimspielstätte?
MYRHOL: Mir gefällt die Halle sehr gut, sie ist etwas intimer als die SAP Arena und immer voll. Deswegen ist dort auch immer gute Stimmung. Das gehört schließlich dazu, Fans und Mannschaft sind zwei Teile, die zusammengehören. Wenn das funktioniert, können wir in dieser Halle beweisen, dass wir auch in Europa zu Hause nur schwer zu schlagen sind.
Gemeinsam mit Andy Schmid bildest Du eine der gefährlichsten Achsen im Löwen-Angriff. Hast Du eine Erklärung, warum euer Zusammenspiel in dieser Saison so außergewöhnlich gut funktioniert?
MYRHOL: Da muss ich vor allem Andy loben. Er spielt in diesem Jahr eine sensationelle Saison und geht mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein aufs Feld. Da klappen dann auch Dinge und Anspiele, die man nicht jeden Tag sieht. Auch in Presov hat er uns mit seinem späten Tor praktisch mit dem Schlusspfiff den Sieg gerettet.
Wie siehst Du Deine Leistung in dieser Konstellation?
MYRHOL: Ich kann mich immer weiter verbessern, spielerisch und körperlich, im Angriff und in der Abwehr. Mein nächstes Ziel muss es sein, auch mit den beiden Halb-Positionen auf ein ähnliches Niveau wie mit Andy zu kommen. Aber das benötigt natürlich seine Zeit und geht nicht von heute auf morgen. Im Handball geht es schließlich oft um Kleinigkeiten.
Ganz wichtig dürfte auch das private Umfeld sein. Seit rund fünf Monaten bist Du Papa. Gibt Dir das zusätzliche Kraft?
MYRHOL: Ja, natürlich. Wir sind jetzt eine richtige kleine Familie und meine Freundin Charlotte kümmert sich zum Glück nachts um den kleinen Rasmus, damit ich mich auch ausruhen kann. Aber ein Kind eröffnet Dir ganz neue Perspektiven. Rasmus ist es egal, ob wir gewinnen oder verlieren. Handball bedeutet mir sehr viel, es ist aber eben nicht alles.
Du hast im Oktober auch Deinen Vertrag vorzeitig bis 2014 verlängert – mit einer Option bis 2015. Kann man sagen, dass Du hier so etwas wie eine neue Heimat gefunden hast?
MYRHOL: Auf jeden Fall. Wir sind ja inzwischen von Rauenberg bei Wiesloch direkt nach Heidelberg umgezogen und haben uns tatsächlich ein bisschen in diese Stadt verliebt. Sie hat sehr romantische Ecken und ist nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Gerade richtig eben. Meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl hier, deswegen gab es überhaupt keinen Gedanken, von hier wegzugehen. Zudem läuft es auch sportlich richtig gut und in der Mannschaft stimmt es einfach. Wir können zusammen bestimmt noch einiges erreichen.
Und was gefällt Dir besonders an der Region zwischen Rhein und Neckar?
MYRHOL: Man erreicht alles auf kurzen Wegen und auch die Menschen hier haben uns sehr gut aufgenommen. Alle sind sehr freundlich und offen. Das gefällt mir einfach. Hier kann man es prima aushalten.