Veröffentlichung:

„Jetzt zählt jedes Spiel“

EHF-Cup: Kim Ekdahl du Rietz vor dem Viertelfinal-Rückspiel gegen Magdeburg im Interview

Am Samstag (19 Uhr) geht es in der Mannheimer GBG Halle um den Einzug ins Final-Turnier des EHF-Cups. Das Duell zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem SC Magdeburg hat es in sich. Mitten drin: Kim Ekdahl du Rietz, der seinen Muskelbündelriss rechtzeitig auskuriert hat und mit den Löwen zum Final Four nach Nantes möchte.

Kim, in der Liga-Partie gegen Gummersbach konntest du nach acht Wochen Verletzungspause dein Comeback feiern und hast auch gleich wieder getroffen. Wie fühlst du dich im Moment?

KIM EKDAHL DU RIETZ: Es geht immer ein bisschen besser. Ich bin zwar noch lange nicht bei 100 Prozent, weil ich erst ein paar Tage vor dem Gummersbach-Spiel wieder vollständige Trainingseinheiten mit der Mannschaft absolvieren konnte, aber ich hoffe, bald wieder mit voller Kraft dabei sein zu können.

Deine Verletzung, die du dir im Spiel in Wetzlar zugezogen hast, war ein Muskelbündelriss an der Hüfte. Hattest du eine vergleichbare Verletzung schon einmal und weißt du noch, wie das passiert ist?

EKDAHL DU RIETZ: Ich hatte im vergangenen Jahr schon einmal eine Muskelverletzung,  aber noch nicht so etwas Langwieriges. Ich kann mich nur noch erinnern, dass ich während des Spiels auf die Hüfte gefallen bin. So richtig schmerzhaft wurde es aber erst danach. Dann war bald klar, dass ich länger ausfallen werde. Es hätte sogar bis zu drei Monaten dauern können, insofern hatte ich fast ein bisschen Glück im Unglück, dass ich jetzt schon wieder am Ball sein kann.

Wie hast du diese Zeit erlebt?

EKDAHL DU RIETZ: Es ist natürlich schwer, immer nur zuschauen zu können. Was mir geholfen hat, war immerhin das Wissen, gerade gut in Form gewesen zu sein. Das motiviert dann für die Zeit, in der man sich wieder herankämpfen muss. Schlimmer ist es, wenn man sowieso schlecht drauf ist und sich dann noch verletzt. Das zieht einen dann echt runter.

Gab es auch schwere Momente?

EKDAHL DU RIETZ: Wenn man im Ausland Handball spielt, ist das natürlich noch ein bisschen schwieriger, weil das gewohnte Umfeld und die ganzen Freunde nicht da sind. Aber man bekommt auf der anderen Seite auch ein bisschen den Kopf frei und nimmt andere Dinge wahr. Man muss eben das Beste aus der Situation machen.

Auch dein Deutsch scheinst du vorangetrieben zu haben, wir führen dieses Interview problemlos auf Deutsch. Wer sind deine besten Lehrer?

EKDAHL DU RIETZ: Ich habe mir viel zu Hause mit einem Kurs beigebracht, viel Fernsehen gesehen und auch dadurch einiges aufgeschnappt. Am meisten lernt man aber natürlich im täglichen Umgang mit der Mannschaft. Und auch bei den Physios wird immer viel gequatscht (lacht).

Auf deren ständige Gesellschaft hättest du zuletzt aber sicher gerne verzichtet, oder?

EKDAHL DU RIETZ: Sven und Sascha sind richtig gute Typen und man kann viel Spaß mit ihnen haben. Aber natürlich hätte ich viel lieber mit der Mannschaft trainiert – vor allem jetzt, wenn die wichtigen Spiele anstehen und die Entscheidungen fallen.  

Ihr steht in der Liga weiter auf dem zweiten Platz und wärt damit direkt für die Champions League qualifiziert. Wie siehst du eure Ausgangslage im Rennen um die ersten drei Plätze?

EKDAHL DU RIETZ: In der Königsklasse zu spielen, wäre eine geile Sache. Das ist eine Erfahrung, die ich auf jeden Fall machen möchte. Und das Beste daran ist: Wir haben einen kleinen Vorsprung und uns eine Ausgangsposition verschafft, mit der wir alles selbst in der Hand haben. Das heißt aber auch: Jetzt zählt jedes Spiel, jede Partie ist wichtig. Umso besser, dass ich jetzt noch einmal eingreifen und der Mannschaft helfen kann und nicht fast bis zum Saisonende ausgefallen bin.

Auch der EHF-Cup geht jetzt in die entscheidende Phase. Wie siehst du den neuen Modus und euer bisheriges Abschneiden?

EKDAHL DU RIETZ: Über die Tatsache, dass sich Nantes nun mit einer Wildcard für das Final-Four-Turnier in eigener Halle qualifiziert hat, kann man natürlich diskutieren. Aber die Spiele in der Gruppenphase fand ich gut. Auch das Reisen habe ich so noch nicht erlebt, auch wenn ich verletzungsbedingt nicht überall dabei sein konnte. Auf diese Weise rückt die Mannschaft aber auf jeden Fall enger zusammen.

Was sagst du zum Viertelfinal-Gegner Magdeburg?

EKDAHL DU RIETZ: Von den verbliebenen Mannschaften war Magdeburg sicher eines der schwersten Lose, die wir erwischen konnten. Das haben wir zuletzt an Ostern auch in der Liga schon erlebt, als wir mit dem 20:20 zufrieden sein konnten. Aber wir werden natürlich alles dafür tun, um weiterzukommen und mit dem EHF-Cup zugleich den ersten Titel für die Löwen zu holen.

Das Final-Turnier findet am 18./19. Mai bekanntermaßen in Nantes statt. Damit würdest du nach nur einem Jahr zu deinem Ex-Verein zurückkehren, um in vertrauter Umgebung nach dem Pokal zu greifen. Welche Eindrücke sind dir von Nantes und dem Palais des Sports de Beaulieu in Erinnerung geblieben?

EKDAHL DU RIETZ: Nantes ist eine sehr gemütliche Stadt, in der viele junge Leute leben. Es hat mir dort sehr gut gefallen. Auch die Halle mit ihren 5000 Plätzen ist natürlich nicht mit der SAP Arena zu vergleichen, aber die Stimmung ist dort immer sehr gut. Handball hat einen hohen Stellenwert in Nantes, alles rund um den HBC wird genau verfolgt und der Anspruch ist da, in Frankreich um die vorderen Plätze mitzuspielen.

Hast du noch Kontakt zu einigen Spielern?

EKDAHL DU RIETZ: Ja natürlich. Mit Paul Mourioux etwa habe ich immer noch Kontakt, mit anderen schreibt man sich über Facebook oder Mail.

Freuen die sich schon auf deine mögliche Rückkehr?

EKDAHL DU RIETZ: Natürlich ist das ein Thema und wir machen da ein bisschen unsere Späße. Sie sagen mir schon, wie es ist, wenn sie uns dann schlagen werden (lacht).

Und im Ernst?

EKDAHL DU RIETZ: Für einen Verein wie Nantes wäre es natürlich eine Riesensache, gegen einen Favoriten wie die Löwen oder ähnlich eingeschätzte Klubs zu gewinnen. Für den HBC ist das ein tolles Ereignis, alle sind heiß auf das Final-Four-Turnier in der eigenen Halle.

Aber zunächst muss ja die Hürde Magdeburg genommen werden. . .

EKDAHL DU RIETZ: Das stimmt. Wir dürfen auf keinen Fall den zweiten Schritt vor dem ersten machen. Schließlich ist das eine große Chance für den Verein, die wir nicht leichtfertig vergeben dürfen.

In dieser Phase der Saison fallen nicht nur die sportlichen Entscheidungen, sondern die Vereine schließen nun auch ihre Personalplanungen ab. Dein Vertrag läuft aus, aber immer noch ist offen, wie es bei dir weitergeht . . .

EKDAHL DU RIETZ: Es gefällt mir sehr gut bei den Löwen, es passt alles. Ich denke, wir werden bald gute Nachrichten hören.