Veröffentlichung:

Kapitän krönt die Aufholjagd

Guðjón Valur Sigurðsson ist entscheidend am 36:34-Sieg über den VfL Gummersbach beteiligt

Eine Mischung aus Erleichterung und Euphorie durchströmte kurz vor 19 Uhr die SAP ARENA, als Guðjón Valur Sigurðsson drei Sekunden vor dem Ende den Ball zum 36:34 in die Maschen donnerte. Der letzte Treffer des Abends entschied eine hochspannende Partie zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem VfL Gummersbach, durch den die Löwen in der Bundesliga-Tabelle wieder auf den vierten Platz kletterten. Dabei drehte die Truppe von Guðmundur Guðmundsson einen Vier-Tore-Rückstand nach 39 Minuten in einen knappen 36:34 (17:16)-Erfolg.

Es passte zu der dramatischen Begegnung, dass der Löwen-Kapitän am Ende für die Entscheidung sorgte, denn Sigurðsson hatte großen Anteil daran, dass sein Team nach einer Schwächephase zurück ins Spiel fand und die kampf- und spielstarken Gummersbacher in die Knie zwingen konnte. Zweiter „Matchwinner“ war Karol Bielecki, der in den letzten 20 Minuten sechs Tore erzielte, einen entscheidenden Block setzte und mit einem Anspiel auf Róbert Gunnarsson das vorentscheidende 35:34 einleitete. „Goggi hat uns alle mitgerissen, ich habe Riesen-Respekt vor seiner Leistung“, zog Patrick Groetzki verbal den Hut vor seinem Kapitän.

Das mit Spannung erwartete Duell der Torhüter entschied Sławomir Szmal deutlich für sich. Der Löwen-Keeper verzeichnete nach 60 Minuten 17 Paraden für sich, während Goran Stojanović die zweiten 30 Minuten von der Bank aus verfolgte. Der Schlussmann der Gummersbacher hielt im ersten Abschnitt nur drei Würfe und machte deshalb für Vjenceslav Somić Platz. Der Montenegriner, der in der kommenden Saison den nach Polen abwandernden Szmal im Tor der Löwen ersetzen wird, konnte keine Werbung in eigener Sache machen.

Der Auftakt für die Löwen hätte (fast) nicht besser verlaufen können. Zwar scheiterte Uwe Gensheimer direkt mit einem Siebenmeter an Stojanović, verwandelte den Abpraller jedoch zum 1:0. Nach zehn Minuten lagen die Badener mit 6:2 vorne, weil die Deckung sehr agil war und Szmal dahinter viele Bälle wegfischte. Das Gesehene reichte Hasanefendić, der eine Auszeit nahm und seine Akteure um sich scharte. Die Worte des Kroaten zeigten Wirkung, denn fortan robbten sich die Gummersbacher Treffer um Treffer heran und waren nach 18 Minuten bis auf 8:9 dran. Drei schnelle Tore innerhalb von nicht einmal 90 Sekunden sorgten danach für einen beruhigenden Vorsprung. Nach dem 12:8 durch Oliver Roggisch, der seinen ersten Bundesliga-Treffer in dieser Spielzeit erzielte, skandierten die Fans in der SAP ARENA den Namen des Abwehr-Spezialisten.

Doch die euphorische Stimmung in der Halle hielt nicht an, denn in den letzten zehn Minuten vor der Pause gönnten sich die Löwen einige Schlafmützigkeiten in der Abwehr und Ungenauigkeiten in der Offensive. Die Folge: Zwei Minuten vor der Pause hatte der VfL beim 16:16 den Gleichstand geschafft. Immerhin sorgte Andy Schmid kurz danach in Unterzahl für die knappe Pausenführung (17:16). „Wir sind gut gestartet, haben dann aber zu viele technische Fehler gemacht. Wir waren überhastet und plötzlich war Gummersbach wieder im Spiel“, erklärte Guðmundsson.

Nach dem Seitenwechsel rückte Vjenceslav Somić für Stojanović zwischen die Pfosten und diese Maßnahme machte sich für die Oberbergischen sofort bezahlt. Der Kroate parierte die ersten drei Würfe auf seinen Kasten, verunsicherte die Badener damit, so dass Jörg Lützelberger in der 36. Minute die erste VfL-Führung besorgen konnte (19:18). Fortan waren die Löwen komplett von der Rolle und nach dem 20:24 legte Guðmundsson die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch.

Jetzt war klar, dass die Löwen nur eine deutliche Leistungssteigerung vor der ersten Heimniederlage der laufenden Saison würde bewahren können. Mit seinen ersten beiden Treffern gab Sigurðsson die Richtung vor – beim 22:24 war die Aufholjagd eingeleitet. Zunächst konterten die Gummersbacher die Tore der Löwen im Anschluss, doch in der Halle war spürbar, dass die Badener leidenschaftlicher um die beiden Punkte kämpften. Der Einsatz stimmte und neben Sigurðsson blühte plötzlich Bielecki auf. Mit Urgewalt drosch der Pole die Bälle ins Tor und als Stefánsson zum 27:27 getroffen hatte, war der Sieg für die Löwen wieder greifbar.

Ehe die beiden Punkte unter Dach und Fach waren, mussten die Fans in der Halle aber noch ein paar Mal die Luft anhalten. Bis zum 31:31 marschierten beide Teams im Gleichschritt, ehe der VfL noch einmal auf 33:31 vorlegen konnte – zudem musste Lund für zwei Minuten vom Feld, so dass die Zeichen jetzt gegen die Löwen standen. Mit zwei Toren in Unterzahl brachte Bielecki seine Farben aber erneut zum 33:33 heran und wenige Augenblicke später bediente er Gunnarsson, der zum umjubelten 35:34 traf. „Die Tore von Karol waren unglaublich wertvoll“, unterstrich Sigurðsson, wie wichtig der Rückraumspieler für seine Mannschaft war. „Die Löwen hatten mit Karol ein Ass, wir hatten keinen Joker“, verneigte sich Hasanefendić verbal vor der Nummer 8 der Badener.

Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz (n.e.) – Stefánsson (4), Lund (1), Bielecki (8) – Groetzki (2), Gensheimer (6/1) – Gunnarsson (4) – Schmid (2), Roggisch (1), Šešum (n.e.), Tkaczyk, Myrhol (3), Sigurðsson (5).
VfL Gummersbach: Stojanović, Somić (ab 31.) – Pfahl (5), Vuković (6), Schindler (3) – Zrnić (6/2), Lützelberger (7) – Wiencek (3) – Krantz (1), Anić, Putics, Valčić (3), Wagner (n.e.), Eisenkrätzer (n.e.), Teppich (n.e.), Rahmel (n.e.).
Strafminuten: Lund (4) – Schindler (2), Vuković (2), Pfahl (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Sead Hasanefendić.
Zuschauer: 7.936.
Schiedsrichter: Lars Geipel / Marcus Helbig (Steuden/Landsberg).
Spielfilm: 3:1 (5.), 5:2 (9.), 9:8 (18.), 12:8 (20.), 15:14 (25.), 16:16 (28.), 17:16 (Hz.), 18:18 (35.), 18:21 (37.), 20:24 (39.), 25:27 (46.), 27:27 (49.), 29:29 (52.), 31:33 (55.), 33:33 (57.), 34:33 (58.), 36:24 (Endstand).
Zeitstrafen: 2 / 3.
Siebenmeter: 2/1 – 2/2.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Stojanović.
Beste Spieler: Sigurðsson, Szmal, Bielecki – Somić, Lützelberger.