Veröffentlichung:

Karason für Petersson

Die beiden Isländer fühlen sich im rechten Rückraum am wohlsten

Runar Karason ist eine der fünf Neuverpflichtungen der Rhein-Neckar Löwen. Der Isländer kam vom TV Großwallstadt und soll nun versuchen, seinen verletzten Landsmann Alexander Petersson zu ersetzen, der nach seiner Schulter-Operation den Gelbhemden wahrscheinlich noch mindestens vier Monate fehlen wird.

Runar Karason kann mit Alexander Petersson mitfühlen. Reha, Aufbautraining, nicht mit der Mannschaft trainieren zu können, nicht spielen zu dürfen. Der 25-Jährige hatte sich im Juli vergangenen Jahres einen Kreuzbandriss zugezogen, musste monatelang aussetzen, konnte erst im Februar wieder für seinen damaligen Verein, den TV Großwallstadt, auflaufen. „Das war keine leichte Zeit“, sagt der Rückraumspieler rückblickend. Es war vielmehr eine Leidenszeit. Eine lange Leidenszeit.

Eine solche durchlebt nun Petersson, der auf die erste Frage nach seinem Befinden zwar mit „super“ antwortet, aber schon zugibt: „Wenn die Jungs jetzt wieder spielen, werde ich schon ein bisschen traurig sein. Sie haben dann Spaß auf dem Feld – und ich nicht.“ Allerdings macht er Fortschritte, kann nun, sechs Wochen nach der Operation wegen einer eingerissenen Bizepssehne an der Schulter, bereits wieder mit dem Krafttraining beginnen. „Es sieht ganz gut aus“, sagt Petersson, der die letzten Wochen viel Zeit mit Rehamaßnahmen verbracht hat.

Runar Karason hat die vergangenen Wochen auf Island, in seiner Heimat, verbracht. Weniger um sich zu erholen, mehr um sich auf die neue Saison vorzubereiten. „Ich hatte am Ende der vergangenen Spielzeit das Gefühl, dass mir noch fünf Prozent nach der langen Verletzungspause fehlen“, erzählt er. Diese fünf Prozent hat er – so hofft er – nun im Sommer aufgeholt. Zusammen mit dem Ex-Löwen Guðjón Valur Sigurðsson, der mittlerweile beim THW Kiel unter Vertrag steht und aus der gleichen Region in Island wie Karason stammt, hat er in der Heimat fünf, sechs Mal pro Woche trainiert.

Stabilisationsübungen, Krafttraining, Krafttraining, Stabilisationsübungen. „Viel Urlaub hatte ich nicht“, erzählt Karason: „Ich habe ein paar Tage eine Reise mit meiner Freundin durch West-Island gemacht, aber ansonsten habe ich unter der Woche jeden Tag trainiert.“ Einmal seien sie auch mit Islandpferden unterwegs gewesen, hätten sie durch die Landschaft geführt. „Reiten kann ich nämlich nicht“, berichtet Karason lachend.

Karason ist nun erst einmal alleine nach Deutschland gekommen, hat eine Wohnung im Heidelberger Stadtteil Neuenheim bezogen. Seine Freundin Sara kommt im August nach. Sie ist im fünften Monat schwanger, Ende Oktober erwarten die beiden ihr erstes Kind. „Ich freue mich schon sehr drauf“, verrät Karason. Seine Augen strahlen dabei vor Freude.

Alexander Petersson freut sich derweil über die kleinen Fortschritte auf dem Weg zurück auf das Handball-Parkett. „Ich lasse mir aber Zeit“, sagt der 32-Jährige. „Ich muss schauen, wie mein Körper auf die Belastung reagiert.“ Mit einer Rückkehr rechnet Petersson im November. Trainer Gudmundur Gudmundsson formuliert aber vorsichtig schon mal den Oktober als möglichen Zeitraum für die Rückkehr seines Landsmannes. „Alex ist sehr, sehr wichtig für uns“, weiß Gudmundsson.

Bis zur Rückkehr wird ihn unter anderem Runar Karason, ebenfalls im rechten Rückraum beheimatet, vertreten. „Runar ist ein guter Junge, eine gute Verpflichtung“, lobt Petersson. Beide haben 2010/11 bereits ein Jahr in Berlin zusammen gespielt, bevor Karason zum Bergischen HC wechselte. „Da haben wir uns kennengelernt, da war Runar ja noch Anfang 20, ein junger Spieler“, erzählt Petersson, der die Füchse ein Jahr später in Richtung Mannheim verließ.

Nun ist Karason Mitte 20. Er weiß, dass er Alexander Petersson nicht eins zu eins ersetzen wird können. „Alex ist schließlich einer der besten Spieler der Welt auf seiner Position. Aber ich versuche natürlich so gut wie möglich ihn zu ersetzen“, sagt der Neuzugang. Er freut sich auf die Herausforderung bei den Löwen, freut sich, mit Petersson und Stefan Rafn Sigurmansson, den er schon seit der Jugend kennt, zwei Landsleute in seinem Team zu haben. „Vielleicht können wir ja ab und an auch mal isländisch reden, auch wenn der Trainer das ja nicht so gerne sieht“, sagt er schelmisch grinsend.

Runar Karason hat übrigens vor ein paar Wochen seine langen Haare abschneiden lassen, trägt jetzt eine Kurzhaarfrisur. Er wollte damit das Ende seiner Leidenszeit markieren. Nun möchte Karason bei den Löwen ein neues Kapitel beginnen. Privat – als baldiger Vater -, aber vor allem sportlich. „Mein Ziel ist es immer, möglichst weit nach oben zu kommen.“