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Karten neu gemischt?

Lund. Für Patrick Groetzki war das Abschluss-Training vor dem Auftakt der Weltmeisterschaft irgendwie merkwürdig. Als es an die Taktik ging, spielte der Rechtsaußen der Rhein -Neckar Löwen praktisch keine Rolle mehr. Stattdessen experimentierte Bundestrainer Heiner Brand auf der Rechtsaußen-Position mit dem Kieler Christian Sprenger und mit Adrian Pfahl. „Da habe ich gespürt, dass ich wohl nicht dabei sein werde“, erzählt Patrick Groetzki. „Nach dem Training kam Heiner dann zu mir und hat es mir gesagt. Da war ich sehr enttäuscht, als Spieler will man schließlich immer spielen.“

Dieser traurige Abend war ein Dämpfer in der so kometenhaften Karriere des Flügelflitzers. Der 21_Jährige hatte anderthalb Jahre nach seinem Länderspiel-Debüt gegen Weißrussland und nach nur 16 Einsätzen fest damit gerechnet, erstmals bei einem internationalen Großturnier dabei zu sein. Doch dem Nationaltrainer war es wichtiger, „im Sinne der Mannschaft sich für das lange Turnier eine Option mehr offenzuhalten“ und nur 15 statt der erlaubten 16 Spieler zu melden.

„Patrick Groetzki ist als Perspektivspieler mit nach Schweden gekommen, da kann er noch keinen Anspruch auf einen Stammplatz erheben“, erklärte Heiner Brand. „Ich bin aber von seiner weiteren Entwicklung überzeugt. Es ist gut möglich, dass er bei dieser WM noch zum Einsatz kommt.“

Vorerst aber ist Adrian Pfahl, der beim VfL Gummersbach nur im rechten Rückraum spielt, die Alternative auf dem rechten Flügel. Nicht zum ersten Mal. Im Juni beim WM-Qualifikationsspiel in Griechenland habe er die Aufgabe – so Heiner Brand – „ordentlich gemacht“.

Patrick Groetzki residiert weiterhin mit der DHB_Auswahl im Quality Hotel Grand in Kristianstad, muss bei den Spielen aber wie der dritte Torwart Carsten Lichtlein auf der Tribüne Platz nehmen. Während der Auftaktpartie gegen Ägypten (30:25)war der erste Schock über die Nichtnominierung bereits verdaut. „Dann drückt man dem Team die Daumen und wünscht sich, dass alles gut läuft“, sagt Patrick Groetzki.

Vor allem für seinen Freund Uwe Gensheimer und über dessen blitzsauberen Auftritt freute er sich. „Er hat in den ersten zwei Minuten gleich zwei Tore gemacht – so ein Start gibt einem Außen Selbstvertrauen“, weiß Patrick Groetzki aus eigener Erfahrung. Er selbst hat die Hoffnungen noch nicht aufgegeben, bei der WM aktiv einzugreifen. „Zur Hauptrunde werden die Karten neu gemischt“, glaubt er. Vielleicht bittet Heiner Brand den Löwen-Akteur in diesen Tagen noch einmal nach dem Training zu einem Gespräch – dann mit guten Nachrichten.

Von Jan Kirschner

 17.01.2011