Veröffentlichung:

Kein längerer Einkaufsbummel

Mannheim. Nach getaner Arbeit setzten sie zur Ehrenrunde an. Im Schlepptau hatten die Rhein-Neckar Löwen dabei ein riesiges, weißes Leinentuch, an dem sich alle Rudelmitglieder des Handball-Bundesligisten festkrallten. „Frohe Weihnachten!“ stand darauf.

Eine nette Geste, die gut ankam. Die 12.055 Zuschauer klatschten sich die Finger wund, darunter auch Oliver Lange aus der Marketing-Abteilung der Mannheimer Adler, der – wegen einer verlorenen Wette – als Löwen-Maskottchen „Conny“ durch die SAP Arena tigerte.

Ein versöhnlicher Abschluss eines versöhnlichen Abends? Nur bedingt: Beim 33:23-Sieg über Düsseldorf stotterte der Motor mitunter erheblich. Rechtsaußen Patrick Groetzki sah es ähnlich. Sein Schweiß tropfte, seine Trikot klebte, seine Analyse folgte: „Wir wollten heute von Beginn an volle Kanne gehen, was uns nicht ganz gelungen ist. Gerade im Angriff haben wir oft überhastet abgeschlossen.“ Manager Thorsten Storm nickte, nahm sein Personal aber trotzdem in Schutz: „Die Erwartungen waren hoch. Vielleicht spielte manch einer zunächst leicht übermotiviert.“

Für Storm war es übrigens ein langer Tag im „Ufo“. Schon Stunden vor dem Düsseldorf-Spiel kreuzte er in der SAP Arena auf. Gemeinsam mit Trainer Ola

Lindgren, dem Sportlichen Berater Kent-Harry Andersson und dem Aufsichtsrats-Vorsitzenden Jesper Nielsen diskutierte er über die aktuelle sportliche Situation. Ein Acht-Augen-Gespräch, bei dem sich der Spaßfaktor logischerweise in Grenzen hielt. Dazu liegt den Ober-Löwen die jüngste Pleite in Berlin noch zu schwer im Magen.

Was im Detail besprochen wurde, wollte Storm nicht verraten. Nur soviel: „Es ging in erster Linie darum zu klären, wer in den kommenden ein, zwei Jahren das Löwen-Trikot tragen soll.“ Lindgren und Andersson besitzen diesbezüglich das Kommando. Wobei Storm und Nielsen dennoch das letzte Wort haben: „Die Trainer nennen uns ihre Wunschspieler, und wir schauen, ob das finanziell zu realisieren ist“, erklärte der Manager. Das nächste Stühlerücken scheint demnach vorprogrammiert zu sein. Wer auf eine ausgedehnte Löwen-Einkaufstour spekuliert, hat laut Storm allerdings die falsche Fährte aufgenommen: „Wir können und werden nicht ewig unsere Spieler austauschen.“

Das Zauberwort heißt Kontinuität – auf und abseits des Parketts. Trotzdem wird sich der Löwen-Kader fortlaufend verändern. Im Sommer laufen Verträge aus. Zum Beispiel der von Siarhei Harbok. Glaubt man einem spanischen Internet-Portal, so könnte er durch Raúl Entrerríos von BM Valladolid ersetzt werden. Um den 28-Jährigen buhlen mehrere Klubs. Die Löwen zählen jedoch offenbar nicht dazu. Storm schmunzelnd: „Mit ihm haben wir wirklich noch nie gesprochen.“ Gleiches gilt laut dem Manager auch für Michel Jurecki, den Halblinken der TuS Nettelstedt-Lübbecke.

Derzeit haben die Gelbhemden aber ohnehin andere Sorgen. Aus Wetzlar (26. Dezember) und Nettelstedt (30. Dezember) will man zum Jahresabschluss vier Punkte mitnehmen. In Wetzlar, wo Ex-Trainer Michael Roth mittlerweile als Coach arbeitet, wird es am Samstag um 20.15 Uhr heiß hergehen. Storm: „Beim letzten Mal haben sie uns als Millionäre beschimpft.“ Wenn Groetzki an Wetzlar denkt, drängt sich ihm ein Spieler förmlich auf: Timo Salzer, der Mittelmann der Roth-Sieben. „Timo spielt bislang eine überragende Saison…“

Von Daniel Hund

 24.12.2009