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Kein Polster, aber eine gute Ausgangsposition

Valladolid. Carlos Prieto hätte allen Grund gehabt, etwas traurig zu sein, nachdem er ausgerechnet beim 30:29 (14:14) gegen seine Ex-Kollegen von BM Valladolid mal wieder nicht zum Einsatz kam. Doch der Spanier nahm es professionell wie immer und füllte nach dem Achtelfinal-Hinspiel der Rhein-Neckar Löwen in der Champions League dann wieder gerne die Rolle des Fremdenführers in seiner langjährigen Heimat aus. Selbst mit einer Kiste Wein und anderen kulinarischen Präsenten eingedeckt, hatte er für den Löwen-Tross am Abend nach dem Spiel ein paar Tische in seinem Lieblingsrestaurant reserviert, bevor es noch in der Nacht nach Madrid und gestern Morgen über Frankfurt wieder nach Deutschland ging.

„Dort gibt es den besten Schinken“, verriet Prieto mit Blick auf seinen Geheimtipp, und die Stimmung in der Altstadt Valladolids war entsprechend gelöst. Angesichts von nur einem Tor Vorsprung vor dem Rückspiel am Ostersonntag (17.15 Uhr/SAP Arena) verbat sich überbordende Ausgelassenheit dagegen von selbst. „Man muss in dieser Phase auch mal mit einem knappen Auswärtssieg zufrieden sein“, blickte etwa Rechtsaußen Patrick Groetzki auf das zähe Ringen, „selbst wenn wir gegen Ende schon auf drei Tore davon waren.“ Aber gerade die Disziplin der Spanier, mit der sie um jeden Treffer kämpfen, macht sie so gefährlich – auch im Rückspiel. „Es ist erst eine Halbzeit vorbei“, mahnte deshalb Trainer Lindgren.

Der konnte aber auf jeden Fall weitere positive Tendenzen verzeichnen. So ließ es etwa Karol Bielecki gleich neunmal im gegnerischen Kasten krachen, und als die Spanier dann gezwungenermaßen offensiver verteidigten, boten sich Räume für Kreisläufer Bjarte Myrhol (8), der in der Abwehr ebenfalls eine Klasse-Partie zeigte. Und nicht zuletzt ergänzten sich die Torhüter prächtig: Was Slawomir Szmal aus dem Feld parierte, stach Henning Fritz gegen die spanischen Strafwurfschützen. Gleich vier Mal blieb der Ball in den Fängen des Routiniers hängen. „So eine Torwartleistung brauchen wir nächste Woche nochmal“, hatte Coach Lindgren seinen Wunschzettel für den Osterhasen bereits geschrieben.

Geschäftsführer Storm freute sich zudem mit Grzegorz Tkaczyk (ein Tor), der nach seiner langen Verletzungspause keinem Zweikampf aus dem Weg ging und damit Druck von den anderen Rückraumspielern nahm. „Jetzt hoffen wir nur, dass sein Knie hält“, sagte Storm.

Ist das der Fall und Tkaczyk kann künftig auch die Rolle hinter Bielecki übernehmen, könnten die Planungen im Rückraum mit dem Schweizer Andy Schmid dann auch abgeschlossen werden. Am Wochenende wurde offenbar der Vertrag mit dem Regisseur des dänischen Tabellenführers Bjerringbro-Silkeborg unterschrieben und alle Formalitäten geklärt, heute soll der Wechsel des erklärten Wunschspielers von Aufsichtsratschef Jesper Nielsen offiziell bekanntgegeben werden.

Noch nach der Partie gegen Melsungen hatte Nielsen einen Wechsel dementiert („das wäre zu einfach“), offenbar wollten die Löwen keine Konkurrenten im Poker um den derzeit besten Schweizer Handballer. Und auch auf den besten Isländer werden die Löwen wohl weiter zählen können. Olafur Stefánsson hat signalisiert, eine weitere Saison bei den Badenern spielen zu wollen. Bislang war die Saison 2010/2011 für Stefánsson nur eine Option, die nun aber konkrete Formen annimmt.

Von Thorsten Hof

 29.03.2010