Veröffentlichung:

Kein Wenn und Aber

Gegen Berlin muss am Mittwoch ein Sieg her

Der Blick geht nach vorn. Am Mittwochabend empfangen die Rhein-Neckar Löwen die Füchse Berlin, die in der Champions League gerade frisches Selbstvertrauen getankt haben und nach Mannheim kommen, um ihren dritten Tabellenplatz in der HBL zu verteidigen. Anwurf in der SAP Arena ist um 20:15 Uhr.

Die Hauptstädter haben gerade ein kleines Wunder vollbracht. Eine Woche nach der niederschmetternden 23:34-Schlappe im Königsklassen-Viertelfinale bei Ademar León drehte die Sieben von Trainer Dagur Sigurðsson zu Hause den Spieß um und zog mit einem 29:18-Erfolg doch noch ins Final Four ein. „Ich hoffe, dass die Berliner am Wochenende ein bisschen gefeiert haben“, sagte Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer schmunzelnd. Denn für die Gelbhemden gibt es kein Wenn und Aber. Wollen sie ihre Minimalchance auf die Qualifikation für die Champions League 2012/13 wahren, müssen sie die Partie gegen die Füchse unbedingt gewinnen.

„Es wird sehr wichtig sein, dass wir einen guten Start hinlegen“, weiß Gensheimer, dass ein Rückstand gegen die Berliner nur schwer aufzuholen sein wird. Gegen León trumpfte die Sigurðsson-Sieben mit einem kompakten Defensivverbund auf, zu dem ein starker Silvio Heinevetter zwischen den Pfosten gehörte. In der Hinrunde bissen sich auch die Löwen an dieser Abwehr die Zähne aus und unterlagen am Ende klar mit 28:35.

Bei Block 216 der Arena freut sich auch der Löwen-Fanshop auf Ihren Besuch. Dort gibt es einige neue Artikel zu erwerben, wie etwa die RNL Sporttasche oder den Autogrammkartensatz. Weitere Informationen unter www.shop.rhein-neckar-loewen.de.

 

Füchse Berlin im Porträt: In der Spitze angekommen

Sportliche Enttäuschungen waren in den zurückliegenden Jahren bei den Füchsen Berlin selten. Seit dem Aufstieg in die Bundesliga im Sommer 2007 ging es für die Hauptstädter stetig aufwärts, was in der Vorsaison zu Platz drei in der Liga und der Qualifikation für die Champions League führte. Fragezeichen gab es vor der aktuellen Spielzeit, weil nicht klar war, wie es den Füchsen gelingen würde, die Belastung in der Königsklasse wegzustecken. Mit einer imponierenden Hinserie in der Liga, die auf Rang zwei endete, und dem Sprung ins Viertelfinale der Champions League im neuen Jahr zeigten die Berliner, dass sie die Entwicklung zu einem Topteam hinbekommen haben. Umso enttäuschender war deshalb die 23:34-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse bei Reale Ademar León, die aber Truppe von Dagur Sigurðsson durch ein überragendes 29:18 im Rückspiel drehte und dadurch zusätzlich Selbstvertrauen tankte.

Überraschend käme das Aus gegen die Spanier nach dem Elf-Tore-Rückstand zur Halbzeit nicht, was immerhin beweisen würde, dass die Berliner doch Menschen sind. Im Achtelfinale hatten sie noch den HSV Hamburg aus dem Wettbewerb gekegelt und dabei fast keine Fehler gemacht. Fast schon beängstigend konstant zeigten sich die Berliner in den zurückliegenden fast zwei Jahren und haben sich deshalb in der eigenen Entwicklung beinahe selbst überholt.

„Die Entwicklung ist einzigartig und beachtlich“, sagt Konrad Wilczinski. Der Linksaußen spielte von 2006 bis 2011 für die Füchse, ehe er im vergangenen Sommer in seine Heimat nach Wien zurückkehrte. Wilczinski war mit dabei, als die Berliner ihren Weg in der Zweiten Liga starteten und schon damals den Wunsch hegten, irgendwann zu den führenden Handball-Klubs in Deutschland zu zählen.

Die unbescheidenen Ziele sind wegen des Umfelds in der Hauptstadt nachvollziehbar. Die Konkurrenz in der Metropole Berlin ist riesig. Im Volleyball und Eishockey sind Teams aus der Hauptstadt gerade Deutscher Meister geworden, hinzu kommen die Basketballer von Alba, die über eine große Tradition verfügen. Und trotz der aktuellen sportlichen Misere sind die Fußballer von Hertha BSC Berlin weiterhin in Sachen Aufmerksamkeit die Nummer eins in der Stadt, wenngleich der Klub kurz vor dem erneuten Abstieg in die Zweite Liga steht. Hinzu kommen viele weitere Freizeitangebote in der Stadt, die deshalb nur eine Möglichkeit zulassen, wenn das Projekt „Füchse Berlin“ mittel- und langfristig eine Chance haben soll – der Weg muss in Richtung Spitze führen. „Das ist der Anspruch der Berliner Fans. Das Angebot an Sport ist hier einfach riesig, da muss man internationale Spitzenklasse anbieten. Wir müssen uns dauerhaft unter den besten fünf Mannschaften der Bundesliga etablieren“, sagt Frank Steffel, der Präsident der Berliner.

Die Rahmenbedingungen dafür sind längst geschaffen, auch wenn die Titel auf dem Briefkopf des Vereins noch fehlen. Doch das ist für Bob Hanning, den Manager der Berliner, gar kein Problem. Hanning spielt schließlich weiterhin die Karte des Underdogs im Konzert der Großen und fühlt sich in dieser Rolle pudelwohl. In dieser Nische erlangen die Füchse in Berlin viel Aufmerksamkeit und haben sich als eine beachtliche Marke etabliert.

Die sportlichen Gesichter und Aushängeschilder sind zudem Deutsche und heißen Silvio Heinevetter und Sven-Sören Christophersen. Torwart Heinevetter ist als deutsche Nummer eins nicht nur ein Meister seines Fachs, sondern mit seiner exzentrischen Spielweise ein Liebling der Fans. Artistisch wirft er sich den gegnerischen Stürmern entgegen und hat den Berlinern schon viele Punkte gerettet. Weniger emotional, doch dafür sehr effektiv spielt Christophersen, der mittlerweile ebenfalls eine feste Größe in der Nationalmannschaft ist und nicht zuletzt in der Champions League seine internationale Klasse unter Beweis stellte. In der Königsklasse ist der Halblinke der beste Torschütze der Füchse.

Vor der aktuellen Saison wagten sich die Berliner zudem zum ersten Mal daran, einen internationalen Topstar zum Klub zu locken. Die Fachwelt staunte nicht schlecht, als Iker Romero einen Vertrag bei den Füchsen unterschrieb. Romero spielte zuvor für die spanischen Topklubs BM Ciudad Real und FC Barcelona und hat weltweit einen großen Namen, da er entscheidend mithalf, Spanien 2005 zum Weltmeister zu machen. „Iker zu einem Wechsel nach Berlin bewegen zu können, ist großartig“, sagte Hanning unmittelbar nach der Verpflichtung.

Der Spanier benötigte anschließend sportlich etwas Anlaufzeit und steht auch jetzt nur selten in der Startformation der Füchse, mit seiner Routine und Spielintelligenz hilft er der Mannschaft von Sigurðsson aber im Verlauf von fast jeder Partie. „Mit Romero sind wir viel variabler. Iker belebt unser Spiel“, sagt der Füchse-Trainer zufrieden.

Für die neue Saison haben die Berliner bereits den nächsten Hochkaräter an Land gezogen. Für Alexander Petersson, der zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt, kommt mit Konstantin Igropulo ein weiterer Akteur vom FC Barcelona an die Spree. Der Linkshänder gewann mit Barça im Vorjahr die Champions League und zählt zu den wurfgewaltigsten Halbrechten im Welthandball. „Das ist eine tolle Verpflichtung, die zeigt, dass die Füchse mittlerweile einen Namen in ganz Europa haben“, freute sich Hanning nach dem Transfercoup. Mitentscheidend für den Wechsel des Russen war Romero, der seinem ehemaligen Mitspieler den Klub und die Stadt mit Erfolg schmackhaft machte.

An die kommende Saison verschwenden die Berliner im Moment aber noch nicht so viele Gedanken, schließlich geht es für die Füchse darum, einen der ersten drei Plätze in der Bundesliga zu verteidigen, um einen direkten Startplatz in der Champions League zu ergattern. „Das Spiel bei den Löwen ist für uns sehr wichtig“, sagt Sigurðsson, dessen Team mit einem Erfolg in der SAP Arena ein dickes Ausrufezeichen setzen könnte. Entsprechend hart werden die Berliner um diese Möglichkeit kämpfen.