Veröffentlichung:

„Keine Ausrutscher mehr“

Kronau. Gut gelaunt sind sie derzeit, die Rhein-Neckar Löwen. Es herrscht Frohsinn, Vorfreude auf die kommenden Wochen. Vor allem das Final Four, das alljährliche Pokal-Gipfeltreffen in Hamburg (10. und 11. April), zaubert den Gelbhemden ein Lächeln ins Gesicht, verleitet zu Träumereien. Doch vor der Kür in der Hansestadt ruft die Pflicht, der Alltag. Und der hält zähe Bundesliga-Kost bereit, kein Schlemmer-Menü. Für die Löwen steht ein „Doppelspieltag“ an: Am Sonntag um 15 Uhr gastiert der TSV Hannover-Burgdorf in der SAP Arena und am Dienstag um 20.15 Uhr der TSV Dormagen. Zwei Kellerkinder, graue Mäuse: „Da sind wir zwei Mal der klare Favorit“, erklärt Löwen-Trainer Ola Lindgren, „eigentlich können wir uns nur selbst schlagen.“

Und genau das ist der Punkt. Denn wenn es keine Schönheitspreise zu gewinnen gibt, tun sich die Badener häufig schwer, wirken manchmal unkonzentriert, manchmal auch überheblich. Lindgren weiß das. Der Schwede kennt seine Pappenheimer: „Als Trainer hast du es da nicht leicht“, fasst er sich grübelnd an die Nase: „Du kannst es aber einfach nicht verhindern, dass sie sich die Tabelle anschauen.“ Bloß nicht unterschätzen lautet deshalb die Devise. Lindgren warnt: „Wenn wir uns tatsächlich noch für die Champions League qualifizieren wollen, dürfen wir uns keine Ausrutscher mehr erlauben.“

Die Vorzeichen für zwei Siege sind gut. Die Löwen nutzten die einwöchige Wettkampfpause perfekt. Lindgren feilte an den Grundlagen, verlegte die eine oder andere Trainingseinheit in den Kraftraum. Oliver Roggisch, der Abwehr-Fels, der diesmal nicht bei der Nationalmannschaft weilte, fand’s Klasse. Er verrät: „Wir haben richtig Gas gegeben. Solche Pausen sind perfekt, um mal wieder an sich zu arbeiten.“

Grzegorz Tkaczyk bereitet derzeit hingegen etwas Sorgen. Der Denker und Lenker muss schon wieder zuschauen. Beschwerden an der Leiste zwingen ihn dazu. Der Einsatz von Uwe Gensheimer, der Tormaschine der Löwen, ist am Sonntag übrigens ebenfalls fraglich. Eine Erkältung setzt ihn außer Gefecht. „Ob Uwe spielen kann, entscheiden wir kurzfristig“, sagt Lindgren. Wichtig wäre sein Mitwirken, schließlich drückt auf der linken Außenbahn aktuell der Schuh: Auch Gudjon Valur Sigurdsson fällt bekanntlich aus. Falls nun beide passen müssen, rückt wieder ein Talent in den Fokus: „Dann setzen wir auf Niklas Ruß. Er steht bereit“, berichtet Lindgren.

Wie man die Hannoveraner in Schach halten kann, wissen die Löwen. Im Hinspiel zündete man dort den Turbo, gewann locker und leicht mit 34:24. Die Abwehr stand, der Ball lief, die Angriffe rollten. Respekt hat Lindgren trotzdem: „Hannover kann auf einige Spieler bauen, die schon über reichlich Bundesliga-Erfahrung verfügen. Unterschätzen darf man sie deshalb auf keinen Fall.“

Nachhilfeunterricht in Sachen Stärken und Schwächen bekommen Roggisch und Co. morgen: Lindgren lädt zum Taktikstudium, gibt den Masterplan aus.

Von Daniel Hund

 19.03.2010