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Keine leichte Löwenkost

MANNHEIM. Das Wechselbad der Leistungsklasse geht für die Rhein-Neckar-Löwen weiter. Am Mittwoch war es TuS N-Lübbecke in der Handball-Bundesliga, der zu besiegen war, am Sonntag (18.45 Uhr, Rhein-Neckar-Halle Eppelheim) ist es der französische Vizemeister Chambéry Savoie HB in der Champions League.

Chambéry zeigte bisher zwei Gesichter. In Kiel holte sich die Mannschaft von Trainer Philippe Gaudent eine 23:35-Klatsche ab, gegen Vive Kielce gewann sie zuletzt mit 27:26. „Das war wie schwarz und weiß“, sagte Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson gestern. „Gegen Kielce spielte Chambéry sehr gut und sehr schnell“, gab er seine Erkenntnisse aus dem Videostudium weiter. Die junge Mannschaft spiele variabel eine 6-0 oder eine aggressive 3-2-1-Deckung. Letztere liegt den Löwen nicht sonderlich, weshalb auch Grzegorz Tkaczyk warnt: „Wir dürfen uns davon nicht verunsichern lassen.“

Wesentlichen Anteil an den jüngsten Erfolgen hatte Tkaczyks Rückraumkollege Andy Schmid, der auch in Nettelstedt die wichtigen Tore warf, welche die Löwen in der Schlussphase doch noch zu Siegern machten. „Ob das entscheidende sind, oder nicht, ist mir egal“, lässt der Schweizer unterschwelliges Lob an sich abprallen. „Wichtig ist einzig, dass wir nach zwei Siegen, die uns die wenigsten zutrauten, unser erstes Heimspiel in der Champions League gewinnen. Eine Niederlage wäre der Super-Gau, weil die Anfangserfolge dann nichts mehr wert wären“, fährt der Regisseur fort.

Seine Leistungssteigerung führt er darauf zurück, dass er sich langsam ins System hineingefunden hat. „Ich fühle mich sportlich und privat sehr wohl, dann kann ich auch 110 Prozent Leistung bringen“, erklärt der 27-Jährige. Bei Bjerringbro-Silkeborg sei es in der dänischen Liga zwar „ein gutes Stück gemütlicher“ gewesen, doch Schmid mag die englischen Wochen: „Spielen ist immer besser als trainieren.“

Und dazwischen Videos mit dem Videofreak Gudmundsson schauen? „Da muss ich jetzt aufpassen, dass ich nichts Falsches sage“, erklärt Schmid grinsend und mit Seitenblick auf den Trainer. „Es gibt einem auch Sicherheit, weil man weiß, was auf einen zukommt“, fasst er zusammen, was nicht in jeder Phase für jeden gleich spannend ist. „Langweilig wäre aber das falsche Wort für die weniger interessanten Passagen“, sagt der 1,90-m-Mann mit viel Handballverstand und Humor.

Klar seien die vielen Reisen belastend, auch psychisch. „Ich als Schweizer bin ja diese großen Dimensionen nicht gewöhnt“, erklärt er lachend. Groß reisen muss er am Sonntag nicht. In Eppelheim werden rund 2000 Zuschauer erwartet. Und eben Chambéry Savoie. Mit einem starken Rückraum, einem guten Kreisläufer und zwei schnellen Außen, wie Gudmundsson urteilt. Einer Mannschaft also, gegen die es sich gegen den „Super-Gau“ anzustemmen gilt.

Von Dietmar Einzmann

 09.10.2010