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Kleiner Mann, große Klasse

In Ivan Cupic haben die Rhein-Neckar Löwen einen echten Ausnahmespieler verpflichtet. Das zeigte der Handballer beim Turnier in Sindelfingen, wo die Badener heute im Finale auf Hamburg treffen.

Ein kurzer Blick – und drin ist das Ding. Die Torhüter fürchten Ivan Cupic, denn er trifft selbst aus unmöglichsten Winkeln. Es scheint so, als habe das kroatische Schlitzohr ein Gummigelenk im linken Arm. Irgendwie findet der Ball immer den Weg ins Tor. So auch beim internationalen Sindelfinger Handball-Turnier. Dort hatte der Neuzugang des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen einen großen Anteil daran, dass die Gelbhemden in das Finale einzogen. Nach dem 49:30-Auftaktsieg am Freitag über den Zweitligisten TV Bittenfeld feierten die Badener gestern zwei weitere Erfolge: Der französische Vertreter US Dunkerque wurde mit 28:19 (15:9) bezwungen, gegen die HSG Wetzlar gewannen die Badener 20:17 (11:10). Cupic erzielte insgesamt 15 Vorrunden-Treffer, er ist eben eine echte Tormaschine. Im Finale treffen die Badener heute (16.10 Uhr) auf den HSV Hamburg. Keine Frage: Ein Sieg über die Hanseaten wäre ein kleines Ausrufezeichen in der Saisonvorbereitung, die den Spielern alles abverlangt.

„Wir trainieren sehr hart. Aber das müssen wir auch, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen. Außerdem wird die Belastung in den Spielen ganz gut verteilt“, erklärt Wirbelwind Cupic, der sich auf der Rechtsaußenposition mit Patrick Groetzki abwechselt: „Patrick ist ein netter Kerl und ein starker Spieler. Ich bin mir sicher: Wenn ich schlecht spiele, wird er gut sein – und umgekehrt“, lobt der Kroate seinen Kollegen, der die Komplimente gerne zurückgibt. „Ivan versprüht immer gute Laune. Er ist stets für einen Spaß zu haben und bringt uns auch sportlich weiter. Wir werden voneinander profitieren“, ist Groetzki überzeugt.

Die Rahmenbedingungen für eine gute Zusammenarbeit stimmen auf jeden Fall. Groetzki ist in der Rhein-Neckar-Region ohnehin heimisch – und Cupic hat sich bereits bestens eingelebt. „Ich wohne in Heidelberg, eine traumhafte Stadt. Meine Frau genießt es, dort einkaufen zu gehen. Und meine Tochter besucht schon den Kindergarten. Alles ist perfekt“, freut sich der 24-Jährige über das Familienglück. Von Eingewöhnungsproblemen keine Spur. „Ich bin am Ziel meiner Träume. In der Bundesliga zu spielen, habe ich mir immer gewünscht. Ich habe starke Mitspieler, einen tollen Trainer und unglaublich gute Trainingsbedingungen. Das alles habe ich in einer solch professionellen Form noch nicht erlebt“, staunt der Weltklasse-Spieler mit der linken Zauberhand, in der er so wahnsinnig viel Gefühl hat. Sein Leben spielt sich plötzlich in neuen Dimensionen ab, nachdem der Vize-Europameister von 2010 zuvor für RK Metkovic, RK Agram Zagreb (beide Kroatien), Octavio Vigo (Spanien) und bis Ende Juni für RK Velenje (Slowenien) gespielt hatte.

Auf ein Wiedersehen mit seinen Ex-Kollegen muss der sympathische 24-Jährige nicht lange warten. Beim Wildcard-Turnier um die Champions-League-Qualifikation (3. bis 5. September) bekommen es die Löwen mit den Slowenen zu tun. „Ich hatte zwei schöne Jahre in Velenje, aber jetzt will ich mit meinem neuen Verein in die Königsklasse“, sagt Cupic, der nur 1,78 Meter misst und lediglich 75 Kilogramm wiegt. Kein Wunder, dass ihm das Löwen-Trikot in Größe L nicht passte. Er hätte es lieber etwas kleiner, ließ der stets lächelnde Kroate Manager Thorsten Storm nach dem Trainingsauftakt wissen. Gesagt, getan: Die gelben Shirts mit der Nummer 27 auf dem Rücken wurden angepasst und ein wenig kleiner. Ein Großer ist Cupic aber trotzdem.

Von Marc Stevermüer