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Krimi mit bitterem Ende (BNN)

Kronau/Östringen. Es war ein Handball-Krimi mit Überlänge, den die Rhein-Neckar Löwen und der HSV Hamburg am späten Mittwochabend den 6 513 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena boten – allerdings mit bitterem Ende für den badischen Handball-Bundesligisten. Mit 32:33 (14:12, 28:28) zogen die Schützlinge von Trainer Gudmundur Gudmundsson nach 70 packenden und an Dramatik kaum zu überbietenden Spielminuten gegen die Hanseaten den Kürzeren und schieden im Achtelfinale des DHB-Pokals aus.

Damit endete für Kapitän Uwe Gensheimer und Co eine imposante Serie. Sechs Mal in Serie standen die Löwen im Final-Four-Turnier, in dieser Saison sind die Badener erstmals Zuschauer, wenn Anfang Mai der neue Cupsieger ermittelt wird. „Wir haben 59 Minuten sehr gut gespielt, stehen aber mit leeren Händen da“, erklärte Gudmundsson, der seiner Mannschaft jedoch ein großes Kompliment aussprach. „Letztlich hat die schlechtere Mannschaft glücklich gewonnen“, pflichtete Manager Thorsten Storm nach dem Duell mit dem amtierenden deutschen Meister bei. „Wir können trotzdem stolz auf uns sein“, meinte auch Gensheimer, gestand aber ein: „Am Ende waren wir einfach ausgelaugt.“

Gegen den HSV mussten die Badener neben Allrounder Zarko Sesum (Bänderriss im Ellenbogen) kurzfristig auch noch auf Krzysztof Lijewski (Erkältung) verzichten, zudem standen mit Andy Schmid (Bänderdehnung) und Börge Lund (Knie) zwei angeschlagene Akteure im Kader. Dennoch hatte die Löwen-Rumpftruppe, bei der Schmid in der Schlussphase wichtige Treffer erzielte, den in Bestbesetzung angetretenen Meister am Rand einer Niederlage – in der 53. Minute führten die Gastgeber 26:21, zwei Minuten vor dem Ende hatten sie mit 28:26 die Nase vorn, verspielten diesen Vorsprung aber noch. In der Verlängerung hatten die Hamburger dann das bessere Ende für sich – auch dank Nationalspieler Michael Kraus.
Der gebürtige Göppinger stand nach viermonatiger Verletzungspause erstmals wieder für die Hamburger auf der Platte, verwandelte alle acht Strafwürfe der

Gäste und wurde letztlich zum Matchwinner, als er 50 Sekunden vor dem Spielende von der Sieben-Meter-Linie den Siegtreffer erzielte. „Ich hatte ja vier Monate Zeit, um zu trainieren. Irgendwas muss man ja machen, wenn man nicht laufen kann“, sagte der Spielmacher schmunzelnd, fügte dann aber ernst hinzu: „Wir haben sicher etwas glücklich gewonnen.“ Nach eigener Aussage merkte Kraus die Strapazen dieser Partie im ganzen Körper. Ob es nun auch für einen Einsatz bei der EM im Januar reichen wird, ließ der Weltmeister von 2007 offen.

Die Löwen waren gestern derweil darum bemüht, das bittere Pokal-Aus schnellstmöglich abzuhaken. „Jeder Spieler geht mit so einer Niederlage anders um. Aber wir dürfen jetzt die Köpfe nicht hängen lassen“, forderte Trainer Gudmundsson, dessen Auswahl am Samstag (15 Uhr) als Gast der SG Flensburg-Handewitt vor der nächsten hohen Hürde steht.

Von Christof Bindschädel