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Schwierige Aufbauarbeit (MM)

Mannheim/Kronau. Die Nacht war kurz und unruhig. Nach dem bitteren 32:33-Pokal-Aus der Rhein-Neckar Löwen gegen den HSV Hamburg waren auch Geschäftsführer Thorsten Storm die Spuren dieser Enttäuschung selbst gestern noch deutlich anzusehen und die nochmalige Beschäftigung mit dem Pokal-Krimi in Überlänge schmerzte wie gehabt. „Vor allem, weil die schlechtere Mannschaft am Mittwochabend glücklich gewonnen hat“, fasste der Manager seine Gefühlslage zusammen. Das nächste Auswärtsspiel am Samstag in Flensburg (15 Uhr, live in Sport1) war da noch ein großes Stück entfernt, zunächst galt es für die Badener, sich im Kronauer Trainingszentrum wieder neu zu sortieren.

Die Mannschaft tat das beim Auslaufen, in einer längeren Besprechung versuchte Trainer Gudmundur Gudmundsson, sein Team wieder aufzubauen. „Es gab keine Vorwürfe“, sagte der Isländer. „Für diese kämpferische Leistung kann es nur Lob und Komplimente geben“, fasste Gudmundsson zusammen. „Schließlich haben wir 59 Minuten alles richtig gemacht.“

„Niederlage selbst eingebrockt“

Aber eben nur 59 Minuten. Denn die Löwen gaben in der Schlussphase nicht nur einen 26:21-Vorsprung (53.) her, sondern ließen in den letzten 50 Sekunden auch noch zwei Gegentreffer zum 28:28 zu, die Hamburg erst die Verlängerung und damit den Sieg einbrachten. „Das war bitter, wir haben in der entscheidenden Phase zweimal den Ball weggeschmissen. Die Niederlage haben wir uns am Ende der regulären Spielzeit eingebrockt“, wollte auch Kapitän Uwe Gensheimer erst gar nicht die Schuld woanders suchen.

Wie schon in N-Lübbecke verspielten die Löwen einen sicher geglaubten Sieg, „Hamburg war schon tot. Da dürfen wir uns nicht selbst mit eigenen Fehlern killen“, merkte Manager Storm an, der auch die fehlende „Lobby bei 50:50-Entscheidungen der Schiedsrichter“ beklagte. Trainer Gudmundsson sprach dagegen von einem Lernprozess, der angegangen werden müsse. Dass die Löwen hier allerdings deutliche Lernschwächen aufweisen und aus Mitleid mit ihrer Beute eventuell auch das nötige Sieger-Gen fehle, wollte das Duo so dann nicht stehenlassen.

„Wir haben auch schon andere Schlussphasen hingelegt“, verwies Gudmundsson auf die Partien gegen Melsungen. Zudem war dem Coach nicht der kämpferische Aufwärtstrend seines dezimierten Kaders in den jüngsten drei Begegnungen entgangen. Mit viel Einsatz und taktischer Disziplin wurde gegen die planlos wirkenden Hamburger das Fehlen von Zarko Sesum und Krzysztof Lijewski kompensiert – und nur so werden die Löwen beim Kampf um die Champions-League-Plätze am Samstag bei einem direkten Konkurrenten in Flensburg bestehen können.

„Das müssen wir trotz der großen Enttäuschung aus dem Hamburg-Spiel mitnehmen“, fordert Gudmundsson ein selbstbewusstes Auftreten an der Flensburger Förde und auch Manager Storm („Flensburg ist Favorit“) weiß, was passieren kann, wenn die Nordlichter ins Rollen kommen. „Zuletzt wurden wir dort zweimal ordentlich gegrillt …“

Ob Lijewski (Mandelentzündung) wieder mithelfen kann, ist fraglich, auch Børge Lund ist weiter angeschlagen. Dafür haben die Löwen inzwischen eine andere Personalie vom Tisch. Nach über einem Jahr wurde der Vertrag mit dem schwedischen Ex-Trainer Ola Lindgren aufgelöst.

Von Thorsten Hof