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Krimi ohne Happy End

Starke Leistung wird in Kielce nicht belohnt

Die Rhein-Neckar Löwen haben in der VELUX EHF Champions League die vierte Niederlage kassiert. Beim polnischen Meister KS Vive Tauron Kielce musste sich der Tabellenführer der DKB Handball Bundesliga nach einer starken Leistung denkbar unglücklich mit 27:28 (10:12) geschlagen geben. Bester Torschütze für die Löwen war ein stark aufspielender Mads Mensah mit sechs Toren, zudem bot Torhüter Borko Riskovski einen bärenstarke Leistung mit 17 Paraden, die am Ende aber auch nicht zum Punktgewinn reichten. Für die keinesfalls überzeugenden Gastgeber waren Denis Buntic und der ehemalige Löwe Ivan Cupic mit jeweils fünf Treffern am erfolgreichsten.

„Wir waren heute nicht die bessere Mannschaft, sondern die glücklichere. Ich denke, ein Punkt für beide Teams hätte dem Spielverlauf entsprochen und wäre gerecht gewesen, aber natürlich freuen wir uns über diesen Sieg, der uns in unserer Gruppe nun an den Löwen vorbei bringt“, zollte Kielces Trainer Talant Dujshebaev den Gästen Respekt für eine richtig starke Vorstellung. „Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft, sie hat ein sehr gutes Spiel gemacht und ist am Ende leider nicht dafür belohnt worden“, zog Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen ebenfalls ein positives Fazit nach einer hochspannenden Partie, in der Andy Schmid mit dem letzten Wurf einen möglichen Punktgewinn vergab.

Stefan Sigurmannsson, der in der heutigen Partie den Vorzug vor Kapitän Uwe Gensheimer erhielt, eröffnete die Partie mit dem 1:0 für die Gäste, die ohne Patrick Groetzki (Muskelaufbauphase) und Gedeon Guardiola (Muskelzerrung) nach Polen angereist waren. „Auch Uwe kommt von einer Verletzung zurück, und ich muss natürlich auch ein wenig auf ihn und seine Achillessehne aufpassen, deshalb habe ich mich heute für Sigurmannsson entschieden“, begründete Nikolaj Jacobsen den Wechsel auf Linksaußen. Gensheimer kam nur zu vier Strafwürfen auf das Feld, von denen er zwei jedoch vergab.

Sigurmannsson machte seine Sache gut, ebenso wie sein Landsmann Alexander Petersson, der über 60 Minuten im Angriff und vor allem in der Abwehr eine starke Leistung bot. Beim 3:2 nach einem Strafwurf durch Tobias Reichmann übernahm Kielce nach sieben Minuten erstmals die Führung, es entwickelte sich eine ausgeglichene Partie, in der die Löwen sicher in der Abwehr standen und routiniert im Angriffsspiel stets die Lücke in der polnischen Abwehr fanden. Bis zum 6:5 Zwischenstand nach einer Viertelstunde lagen beide Teams gleichauf, danach zogen die Gastgeber mit drei Toren in Folge auf 9:5 davon, auch weil sich die Löwen im eigenen Angriffsspiel zu leichte Ballverluste erlaubten. Nikolaj Jacobsen bat zur ersten Auszeit, die umgehend Wirkung zeigte. Angetrieben durch die Paraden von Borko Ristovski im Tor holten die Löwen Tor um Tor auf, trafen sogar in eigener Unterzahl durch Marius Steinhauer zum 9:10 und hatten fünf Minuten vor der Pause durch einen Tempogegenstoß von Alexander Petersson den 10:10 Ausgleich geschafft. Zur Pause führten dann jedoch wieder die Gastgeber mit 12:10.

Direkt nach der Pause drängte Kielce auf die Entscheidung, doch eine 17:14 Führung der Polen brachte keine Sicherheit ins Angriffsspiel der Hausherren, die sich selbst erstaunlich viele technische Fehler erlaubten. „Praktisch meine gesamte Mannschaft hat die Europameisterschaft noch in den Knochen, eigentlich brauchen unsere Spieler erst einmal eine Ruhepause“, begründete Dujshebaev später die vielen Ballverluste seiner Mannschaft. Stefan Kneer, der mit Hendrik Pekeler einen starken Mittelblock bildete, ermöglichte mit seinen Ballgewinnen in der Abwehr den Löwen schnelle Tore. Spaniens weltklasse Kreisläufer Julen Aguinagalde war bei der Löwen-Abwehr so fast vollständig abgemeldet und kam am Ende nur auf einen Treffer.

Beim 16:17 durch Alexander Petersson waren die Gäste wieder im Spiel. Kopf-an-Kopf ging es in die Schlussphase der Partie, Kielce zog noch einmal auf 20:17 davon, doch nach einer erneuten Auszeit von Nikolaj Jacobsen erzielten die Löwen drei Treffer in Folge, Rafael Baena glich zehn Minuten vor dem Ende aus. Beim 27:24 Zwischenstand, drei Minuten vor dem Ende, sah Kielce schon wie der sichere Sieger aus, doch Andy Schmid, Stefan Sigurmannsson und Alexander Petersson verkürzten bei einem Gegentreffer von Uros Zormann bis auf 28:27.  Dem slowenischen Spielmacher der Polen unterlief dann beim vermeintlichen Siegtor ein Schrittfehler. Die beiden isländischen Unparteiischen, die vor allem in der engen Schlussphase mit einigen unglücklichen Entscheidung gegen die Löwen sich den Zorn der Gästebank zuzogen, erkannten den Treffer ab, die Löwen erhielten wenige Sekunden vor dem Ende nochmals den Ball. Der für Borko Ristovski als zusätzlicher Feldspieler gekommene Andy Schmid musste sich den letzten Wurf nehmen, den der ehemalige Löwe Slawomir Szmal im Tor von Kielce jedoch parieren konnte. Nach einer starken kämpferischen Leistung treten die Löwen die Heimreise aus Polen nun ohne Punkte an. Doch der Blick nach der der Niederlage ging bei den Badenern schon auf die kommende Partie. „Es ist sehr schade, dass wir hier heute keinen Punkt mitgenommen haben, wir haben toll gespielt. Darauf müssen wir am Mittwoch im Wiederholungsspiel des DHB Pokal gegen Melsungen aufbauen. Wir wollen alle unbedingt wieder zum Final4 nach Hamburg, und gemeinsam mit unseren Fans im Rücken werden wir das schaffen“, kündigte Kreisläufer Hendrik Pekeler an.

KS Vive Tauron Kielce – Rhein-Neckar Löwen 28:27 (12:10)

KS Vive Tauron Kielce: Szmal, Sego; Buntic (5), Cupic (5/4), Reichmann (4/2), Zorman (4), Bielecki (2), Lijewski (2), Strlek (2), Aguinagalde (1), Jachlewski (1), Jurecki (1), Paczkowski (1), Chrapkowski, Kus

Rhein-Neckar Löwen: Ristovski, Appelgren (bei einem Strafwurf); Mensah (6), Petersson (5), Ekdahl du Rietz (4), Sigurmannsson (3), Baena (2), Gensheimer (2/2), Schmid 2(2), Steinhauser (2), Kneer (1), Gerdon, Pekeler, Reinkind

Trainer: Talant Dujshebaev – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Jonas Eliasson / Anton Palsson (ISL)

EHF Beobachter: Vodopivec (SLO)

Siebenmeter: 6/6 – 6/4

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer trifft die Latte und scheitert an Szmal.

Strafminuten: Bielecki (2), Jachlewski (4), Kus (2) – Ekdahl du Rietz (2), Kneer (4), Pekeler (4)

Zuschauer: 4200 (ausverkauft)

Zeitstrafen 4 – 5

Spielfilm: 3:2 (7.9, 6:5 (15.9, 10:9 (25.), 12:10 (HZ), 14:12 (35.), 20:17 (45.), 20:20 (50.), 27:24 (57.), 28:27 (EN)

Beste Spieler: Buntic – Ristovski, Mensah