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Lange Gesichter im Löwen-Lager (BNN)

Mannheim. Als „Stimmungsspieler“ hatte Andy Schmid die Handballprofis der MT Melsungen bezeichnet und gefordert, man müsse den Nordhessen von Anfang an die Lust nehmen. Dieses Vorhaben misslang dem Regisseur der Rhein-Neckar Löwen und seinen Teamkollegen jedoch über weite Strecken, was zu langen und gleichermaßen enttäuschten Gesichtern im Lager des badischen Bundesligisten führte. Nach 60 hart umkämpften Minuten feierten  in  der  erneut nur spärlich gefüllten Mannheimer SAP-Arena nämlich nur die von Michael Roth trainierten und glänzend eingestellten Gäste. Das Überraschungsteam dieser Spielzeit trat mit einem 30:30(15:17)-Remis im Gepäck die Heimfahrt an und entführte völlig zurecht einen Zähler.

„Wir hatten das Spiel eigentlich unter Kontrolle, haben es aber wieder nicht geschafft, den Sack zuzumachen. Am Ende muss man von einem glücklichen Punkt sprechen“, gab Schmid zu. Mit seinem Treffer elf Sekunden vor Schluss hatte Börge Lund nach einem artistischen Ballgewinn von Kapitän Uwe Gensheimer den Löwen zumindest den Teilerfolg gerettet. Als „völlig unnötig“ bezeichnete Manager Thorsten Storm den Punktverlust. „Wir haben nicht die Konsequenz gehabt, um das Spiel zu entscheiden. Das ist schade, denn das trägt nicht dazu bei, dass mehr Zuschauer kommen“, meinte Storm, nachdem lediglich 5 543 Handballfans den Weg in die Halle gefunden hatten. Die bekamen von den Badenern aber zumindest bis zur 45. Minute eine solide Leistung serviert, die ausreichte, um meist vorneweg zu marschieren und einmal sogar mit fünf Treffern (22:17/38.) zu führen.

„Solange wir in Führung waren, haben wir den Ball gut laufen lassen. Danach haben wir uns aber viel zu oft in Einzelaktionen verstrickt“, monierte Schmid und fügte kopfschüttelnd an: „30 erzielte Tore sind eigentlich in Ordnung. Aber wir haben einfach zu viele Gegentore kassiert.“ Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson sah im mangelhaften Abwehrverhalten einen der Hauptgründe für diesen unerwarteten Rückschlag. „Wir haben uns hinten schlecht bewegt und oft die Eins-gegen-Eins-Situationen verloren. Zudem hat die zuletzt gute Torhüterleistung gefehlt“, sagte der Isländer, verwies aber auch auf die schwache Wurfquote seiner Schützlinge. Danach pustete der 50-Jährige tief durch, zuckte kurz mit den Schultern und ergänzte: „Das Leben geht weiter.“

Das dachte sich auch sein Gegenüber auf der MT-Bank, der aber nicht so recht wusste, ob er sich über einen gewonnen Punkt freuen oder eher einem verlorenen Zähler nachtrauern sollte. „Egal wie“, meinte Gästetrainer Roth, „ich bin stolz, denn die Jungs haben bis an die Grenzen gekämpft“. Den Kampfgeist wollte immerhin auch keiner den Löwen-Profis absprechen – für die fühlte sich das Remis aber dennoch wie eine Niederlage an.

Von Christof Bindschädel