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Leichte Beute für die Löwen

Aschaffenburg. Die Rhein-Neckar Löwen gibt es so und so. Brüllend wie hungrige Raubkatzen, manchmal aber auch zahm wie Stubentiger mit leichtem Bauchansatz. Doch die zahme Variante – wer erinnert sich überhaupt noch an die zahme Variante? Seit dem Jahreswechsel, seit der WM-Pause, ist nämlich alles anders. Besser, konstanter, richtig souverän. Angst und Schrecken verbreiten sie, diese Löwen. Krallen sich fest, beißen zu.

Gestern Abend stand nun der TV Großwallstadt auf dem Speiseplan. Der Nachbar, der alljährliche Derby-Partner. Und der hatte nichts zu lachen, wurde verschlungen, in einem Stück, lauwarm: 34:24 (17:12) stand’s am Ende. Für die Löwen, für den Favoriten. „Die Jungs haben sich super verkauft“, lobte Löwen-Manager Thorsten Storm: „Sie haben einfach Spaß am Handball.“ Begonnen haben sie anders als sonst.

Gezwungenermaßen: Uwe Gensheimer, der angeschlagene Superstar, saß draußen, marschierte nur bei Siebenmetern auf die Platte. Ersetzt wurde der Friedrichsfelder durch den guten Gudjon Valur Sigurdsson. Probleme bereitete den Löwen die eigene Defensive: Zu halbherzig packten die Riesen um Abwehr-Chef Oliver Roggisch in der Anfangsphase zu. Immer wieder entstanden Lücken.

Und auch Torhüter Kasa Szmal parierte diesmal nicht auf einem Top-Niveau. Also griff Gudmundur Gudmundsson, der isländische Trainerfuchs der Gelbhemden, zu Plan B: Szmal ging, Marcus Rominger kam. Schon nach 13 Minuten war das. Stimmt: Ausgerechnet Rominger, der Ex-Großwallstädter, die Kultfigur der Mainfranken. Doch sein Einsatz machte sich bezahlt. „Toni“ brachte Sicherheit, sorgte mit tollen Reflexen für einen 5:0-Lauf der Löwen, die ein 7:9 in ein 12:9 drehten (22.). Ein Fünf-Tore-Polster, das auch zur Pause noch Bestand hatte (17:12).

Nach dem Wechsel ging die Jagd weiter. Sorgen brauchte man sich um die „Besten aus dem Südwesten“ nicht mehr zu machen. Es passte einfach. Auch dank Rominger. Der 38-jährige Architekt war der Baumeister. Phasenweise glich er einem Kraken. Einem mit tausend Armen. Leicht fiel ihm die Gala aber nicht. Rominger: Diese Rückkehr war schon sehr hart. Schließlich bin ich nach wie vor irgendwie noch Großwallstädter.“

Weiter geht es für die Löwen am Ostersonntag. Und zwar mit einem echten Feiertagskracher:Um 17.45 Uhr steigt in der Mannheimer SAP Arena das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League. Gäste aus Frankreich werden erwartet, die Stars von HB Montpellier. Ihren „Häuptling“ kennt jeder: Nikola Karabatic, den vielleicht besten Handballer der Welt. Aufhalten soll er die Löwen aber nicht, die haben nämlich Großes vor. Storm grinst, sagt: „Unser Wunschziel ist das Final Four der Königsklasse. Und am Sonntag wollen wir nun einen ersten Schritt in diese Richtung gehen. Möglichst mit vielen unserer Fans.“

Spielfilm: 1:1, 4:3, 5:5, 9:7, 9:12, 12:14, 12:17 (Pause), 14:18, 15:20, 19:25, 23:30, 24:34 (Endstand).

Löwen: Gensheimer 4/4, Sesum 5, Tkaczyk 6, Gunnarsson 6, Stefansson 1, Müller 1, Sigurdsson 5, Groetzki 6.

Von Daniel Hund

 20.04.2011