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Löwen beißen kraftvoll zu

34:24-Erfolg der Badener beim TV Großwallstadt

Die Rhein-Neckar Löwen klauten auch der (Auswärts-)Mannschaft der Stunde die Punkte: Die Badener gewannen am Dienstagabend  in der Aschaffenburger „f.a.n. frankenstolz arena“ gegen den TV Großwallstadt mit 34:24 (17:12) und rangieren damit weiter punktgleich mit dem Zweiten, dem THW Kiel, auf Rang drei der Toyota Handball-Bundesliga. „Gerade nach den jüngsten Erfolgen des TVG wussten wir, was hier auf uns zukommt“, rekapitulierte Löwen-Trainer Guðmundur Guðmundsson nach einem souveränen Auftritt vor 4100 Zuschauern.

Für den Isländer war es ein Duell, „auf das wir uns sehr konzentriert vorbereitet hatten und nachdem ich insgesamt wirklich sehr zufrieden bin.“  Zwölf Gegentreffer in jeder Hälfte gingen für ihn in Ordnung, ein Sonderlob erntete Keeper Marcus Rominger. „Wir sind natürlich sehr glücklich, mit den beiden Zählern im Gepäck nach Hause zu fahren“, freute sich Guðmundsson, der sich durch diesen Doppelpack auch einen Schub für das Viertelfinal-Hinspiel in der VELUX EHF Champions League erhofft. Am Ostersonntag ist ab 17.45 Uhr der französische Meister Montpellier HB zu Gast in der SAP ARENA. „Und natürlich wollen wir ein gutes Ergebnis vorlegen“, sagt Löwen-Manager Thorsten Storm. Die Badener bauen darauf, dass an diesem Sonntag viele Anhänger den Weg in den Mannheimer Handball-Tempel finden werden: „Wir brauchen eure Unterstützung, denn wir wollen, dass unser Traum vom Final Four in Köln in Erfüllung geht. Und nach dieser Vorstellung beim TVG haben die Jungs eine volle Halle wirklich verdient“, appelliert Storm an die Fans, Ostern mit Freunden und Familien bei den Löwen zu feiern. Inzwischen sind über 8000 Karten abgesetzt, beim „Osterfest“ der Löwen gegen Montpellier gibt’s das Oberrang-Ticket für jeweils zehn Euro.

In Kiel gewonnen, dem HSV Hamburg ein Remis abgetrotzt – diese Empfehlung in fremden Hallen konnte sich sehen lassen. Der TV Großwallstadt hatte zuletzt Großes gegen die Großen geleistet, die Löwen waren also gewarnt. Mit entsprechendem Respekt starteten die Badener in das Spiel beim TVG. Bis zum 7:7 marschierten beide Teams im Gleichschritt, dann legten die Hausherren zwei vor. Aber diese Führung behielten sie nicht lange, die Badener drehten das Spiel und bauten ihren Vorsprung bis zur Halbzeitpause aus.

Dabei war Keeper Marcus Rominger nach der Verletzung von Henning Fritz (Hexenschuss) in den Kader gerückt. Der 38-jährige Rominger hatte im Dezember 2010 beim TV Großwallstadt seine Karriere eigentlich beendet, dann reizte ihn die Herausforderung, bei einem Spitzenklub der Toyota Handball-Bundesliga noch einmal reinzuschnuppern. Er nahm das Angebot der Löwen bis zum Ende der Spielzeit 2010/11 an. Und befand sich am Dienstagabend beim Einlaufen in die Aschaffenburger Halle gefühlsmäßig zwischen zwei Stühlen. Seit 2005 hatte er die Schuhe für den TVG geschnürt, stand im Hinspiel im November 2010 in Mannheim noch zwischen den Pfosten der Mainfranken und entschärfte einen Siebenmeter von Gensheimer, nun nahm er also auf der Gästebank Platz. „Das war schon ein bisschen seltsam“, gab der Torwart hernach zu. Und der „Toni“ musste mit ansehen, wie die Abwehr der Löwen nur schleppend ins Spiel fand. Zu statisch, nicht aggressiv genug, ließen sie dem TV Großwallstadt zu viele Freiheiten. Und Torhüter Slawomir Szmal bekam keine Hand an Ball. In der 13. Minute dann der Wechsel: Rominger rückte zwischen die Pfosten und führte sich gleich mit einer Parade ein. In der Folge besannen sich dann auch seine Vorderleute eines Besseren und packten energischer zu. Die Konsequenz: Nach einem 7:9-Rückstand gelangen den Badenern fünf Treffer in Serie – 12:9 (22.). Und TVG-Coach David legte die Grüne Karte. Nach der neuen Ausrichtung rückte seine Sieben dem Champions-League-Viertelfinalisten zwar wieder dichter auf die Pelle, aber auch vor dem Wechsel gelangen den Löwen leichte Tore, Tkaczyk mit einem Doppelpack in der Schlussminute des ersten Abschnitts und seinen Kisten vier und fünf sorgte für die Pausenführung.

War es zu Beginn der Partie die Abwehr, die nicht gleich in Schwung kam, zeigte sich im zweiten Durchgang zunächst die Offensive der Löwen zu fahrlässig im Umgang mit ihren Chancen. „Da sind wir für kurze Zeit wieder in die Verwaltermentalität verfallen“,  brachte es Rominger auf den Punkt. Er nahm das Lob für seine eigene Leistung gelassen. „Ich habe meinen Dienst erfüllt“, lautete sein Kommentar zu einer tollen Quote, die mitverantwortlich dafür war, dass die Löwen den Vorsprung ab Mitte des zweiten Abschnitts kontinuierlich ausbauten und neben einem deutlichen Sieg auch ordentlich Selbstvertrauen vor der Partie in der Königsklasse gegen Montpellier einheimsten.

TV Großwallstadt: Andersson, Wolff (ab 52.) – Weinhold (6), Köhrmann (2), Kneer (4) – Spatz (2/2), Kunz (2) – Larsson (3) – Tiedtke (1), Jakobsson, Schäpsmeier (3), Maas (n.e.), Szücs, Liebald, Kossler (1).
Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Rominger (ab 13.) – Stefánsson (1), Šešum (5), Tkaczyk (6) – Groetzki (6), Sigurðsson (5) – Gunnarsson (6) – Roggisch, Gensheimer (4/4), Schmid (n.e.), Bielecki, Müller (1), Myrhol, Čupić (n.e.).
Strafminuten: Kunz  (2) – Roggisch (2), Myrhol (2).
Trainer: Peter David – Guðmundur Guðmundsson.
Zuschauer: 4100.
Schiedsrichter: Matthias Brauer / Kay Holm (Hamburg/Hagen)
Spielfilm: 2:2 (4.), 6:6 (12.), 9:7 (17.), 9:12 (22.),  11:13 (24.), 12:15 (28.), 12:17 (Halbzeit) – 16:20 (39.), 17:22 (41.),  19:25 (47.), 22:29 (54.), 23:33 (58.), 24:34 (Endstand).
Zeitstrafen: 1 / 2.
Siebenmeter: 2/2 – 5/4.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Andersson.
Beste Spieler: Weinhold – Rominger, Gunnarsson.